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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
Autoren: Barry Eisler
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andere?"
    "Woher wissen Sie das?«
    »Weil die beiden sich gestern Abend im Hongkonger China Club getroffen haben.«
    »Die haben sich getroffen ... heiliger Strohsack, wo ist Al-Jib jetzt?«
    »Ich vermute, er wird gerade aus dem Victoria Harbor gefischt. Es sei denn, er hat es geschafft, mit fünf Kugeln im Leib an Land zu schwimmen.«
    Er schüttelte beinahe fassungslos den Kopf. »Waren Sie das im China Club?«
    Ich zuckte die Achseln.
    Er schüttelte wieder den Kopf. »Jemand sollte Ihnen einen Orden verpassen.«
    »Ich wäre schon zufrieden, wenn ich mein Geld kriege. Jedenfalls, woher wollen Sie wissen, dass Hilger Al-Jib nicht irgendwie für seine Zwecke einspannen wollte? Vielleicht hätte Al-Jib ihn zu anderen Quellen geführt.«
    Er holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Wer weiß, was Hilger mit Al-Jib im Sinn hatte? Der Mann war schmutzig.«
    Ich nahm einen Schluck aus meiner Tasse. »Und was passiert jetzt mit ihm?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich glaube eigentlich nicht, dass er eine Chance hat, aber mir liegen noch nicht alle Informationen vor. Was ist im China Club passiert?«
    Ich erzählte ihm alles, nur nicht, dass Dox und Delilah mit von der Partie waren.
    Er hörte die ganze Zeit schweigend zu, schüttelte hin und wieder ungläubig den Kopf, und als ich fertig war, sagte er: »Sie haben noch dazu Manny erledigt. Unglaublich. Sie haben wirklich einen Orden verdient.«
    »Ich wünschte, ich wäre vor einer Woche zu Ihnen gekommen und hätte Sie gefragt, wie viel es Ihnen wert wäre, wenn ich die Typen ausschalte. Dann könnte ich mich jetzt wahrscheinlich zur Ruhe setzen.«
    »Das wäre ein tragischer Verlust. Ich schätze, ich darf Sie nicht fragen, für wen Sie diesmal gearbeitet haben?«
    »Richtig.«
    »Macht nichts. Ich kann's mir vorstellen.«
    »Sie können sich vorstellen, was Sie wollen.«
    »Jedenfalls, nach dem, was Sie mir erzählt haben, glaube ich nicht, dass Hilger die Sache überlebt. Seine Helfer werden alle schleunigst in Deckung gehen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich hab das Gefühl, der Mann ist nicht so leicht unterzukriegen. Allein wie er letztes Jahr in Kwai Chung den Spieß umgedreht hat und mit den zwei Millionen Dollar abgehauen ist. Ich würde ihn nicht unterschätzen.«
    »Das tue ich auch nicht«, sagte er.
    Ich trank meinen Espresso aus und stellte die Tasse hin. »Haben Sie noch Kontakt zu Tatsu?«, fragte ich.
    »Ein bisschen«, sagte er, mit Vorsicht in der Stimme, und ich wusste, dass sie viel Kontakt hatten.
    Ich nickte. »Suchen Sie den Kontakt zu ihm. Er ist schon lange auf diesem schmalen Grat unterwegs, auf dem Sie sich offenbar befinden, und irgendwie hat er es geschafft, nicht runterzufallen. Das ist selten. Sie sollten versuchen, sein Geheimnis zu ergründen.«
    »Von welchem Grat reden Sie?«
    »Von dem, wo der Zweck die Mittel heiligt.«
    Er nickte.
    »So«, sagte ich und stand auf, »da ich ja nun zwei der Einträge auf Uncle Sams nicht existenter Terroristen-Todesliste gestrichen habe, kann ich wohl davon ausgehen, dass Sie den Kaffee bezahlen, oder?«
    Er stand auf und lächelte. »Mit Vergnügen.«
    Ich blickte ihn an. »Geht das auf Ihre Rechnung? Oder auf die der Regierung?«
    »Auf meine.«
    Ich nickte. »Dachte ich mir.«
    Wir schüttelten uns die Hand. »Kio tsukeroyo«, sagte ich. Seien Sie vorsichtig.
    »So shimasu«, erwiderte er. Das werde ich.

22
    HILGER SASS AM H ONG K ONG INTERNATIONAL im Abflugbereich von Dragonair und wartete auf seinen Flug nach Shanghai. Die Sonne war aufgegangen, und er war erschöpft.
    Es war eine lange Nacht gewesen. Die Vernichtung der Akten war schnell gegangen. Sie waren schließlich alle auf Computer gespeichert gewesen. Und auch das Zusammenpacken der wichtigsten Sachen hatte er im Handumdrehen erledigt, zumal er das meiste in einer Tasche aufbewahrte, die in etwa das zivile Gegenstück zu dem »Flucht-Kit« war, dessen Verwendung er beim Militär gelernt hatte. Zeitaufwendig waren dagegen die Anrufe gewesen: Er musste Leute in seinem Netzwerk warnen, Familienangehörige vorbereiten und von Politikern Gefälligkeiten einfordern. Von Gruppe zu Gruppe waren die Telefonate schwieriger geworden.
    Um seinetwegen machte er sich keine Sorgen. Auf einen Tag wie heute war er vorbereitet gewesen, und seine Notsysteme hatten gut funktioniert. Selbst wenn sie nicht funktioniert hätten und er gezwungen gewesen wäre, den Kopf hinzuhalten oder noch Schlimmeres zu erdulden, wäre er damit fertig
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