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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
Autoren: Barry Eisler
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persönliche Bindung brauchst, irgendetwas, das dich von dem Weg ins Nichts herunterreißt, auf dem du dich befindest. Offenbar hat das Schicksal sich eingemischt.«
    »Ja klar. Um aus dem Killergeschäft auszusteigen, muss ich vorher nur noch ein paar Leute mehr töten.«
    »Wenn du es so ausdrückst, hört es sich tatsächlich widersinnig an. Aber ja, ich glaube, du hast die Sache genau auf den Punkt gebracht.«
    Ich schüttelte den Kopf, versuchte zu verstehen. »Ich kann die beiden erst sehen, wenn ich Yamaoto ausgeschaltet habe.«
    »Ja.«
    »Und Yamaoto ist schlau. Er weiß, was das heißt. Und das wiederum bedeutet, dass er vermutlich seine Sicherheitsmaßnahmen massiv verstärkt hat.«
    »Davon können wir ausgehen.«
    Ich sah ihn an. »Verdammt nochmal, wieso verhaftest du diesen Scheißkerl nicht einfach? Wofür wirst du eigentlich bezahlt?«
    »Yamaoto ist ein prominenter Politiker, der von vielen wichtigen Leuten geschützt wird, wie du sehr genau weißt. Wenn ich versuchen würde, ihn zu verhaften, würde ich bloß meinen Job verlieren. Mit herkömmlichen Mitteln und Wegen ist er nicht zu schnappen.«
    »Ich weiß nicht mal, ob sie mich würde sehen wollen. Wieso hat sie sich nicht bei mir gemeldet?"
    "Hat sie deine Adresse?«
    »Nein. Aber sie hätte sich bei dir melden können.«
    Er zuckte die Achseln. »Vielleicht ist sie im Zwiespalt. Wer wäre das nicht an ihrer Stelle? Zugegeben, sie hat sich nicht bei dir gemeldet. Andererseits hat sie eurer gemeinsames Kind zur Welt gebracht. Sie ist die Mutter deines Sohnes.«
    »Mein Gott«, sagte ich wieder. Mir war schwindelig.
    »Es ist eine seltsame Sache, ein Kind zu haben«, sagte er. »Es verändert deine grundlegendsten Prioritäten. Als meine älteste Tochter zur Welt kam, wurde mir klar, dass ich alles - wirklich alles - tun würde, um sie zu beschützen. Wenn ich mich selbst in Brand stecken müsste, um sie vor irgendetwas zu bewahren, ich würde es mit der größten Erleichterung und Dankbarkeit tun. Es ist schon etwas ganz Besonderes, ein besonderes Privileg, einen anderen Menschen so zu lieben, dass sich die Wertschätzung deines eigenen Lebens dadurch verändert.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin«, sagte ich. Mir war, als wäre ich außerhalb meines Körpers, als würde jemand anderes sprechen.
    »Natürlich nicht. Im Grunde ist das niemand. Weil mit dem Privileg eine Verantwortung einhergeht.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Als mein kleiner Sohn starb, konnte ich rein gar nichts tun, um ihn zu retten. All die Dinge, die ich getan hätte, mit größter Freude getan hätte, waren sinnlos. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer das auszuhalten ist, wenn du weißt, dass das Kostbarste, über das du die alleinige Gewalt hast - dein Leben - weder zum Tauschhandel noch zur Bestechung taugt, um das Leben deines Rindes zu retten.«
    Er trank einen Schluck von seinem Bier. »Verstehst du? Dein Leben lang hast du geglaubt, die Sonne dreht sich um die Erde. Jetzt wirst du feststellen, dass es anders herum ist. Mit allem, was das mit sich bringt.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir war schwindelig, aber ich bestellte eine weitere Runde für uns.
    Wir saßen danach einfach nur da und tranken schweigend unser Bier. Irgendwann fragte Tatsu, ob ich allein sein wolle. Ich sagte, nein, er solle bleiben, mir weiter Gesellschaft leisten. Ich müsse nur nachdenken.
    Drei Runden später sagte ich zu ihm: »Ich komme zu keinem Ergebnis. Nicht mehr heute Abend. Aber ich möchte etwas erledigen. Und dabei brauche ich deine Hilfe.«

24
    TATSU BRAUCHTE EIN PAAR TAGE, aber schließlich fand er heraus, wo ich Mannys Filipina-Frau finden konnte. Ich hatte so eine Ahnung, dass Manny sie nach dem, was ihm beinahe in Manila passiert war, zu ihrer Familie aufs Land geschickt haben könnte, und wie sich herausstellte, hatte ich damit richtig gelegen.
    Während ich auf die Informationen wartete, behielt ich meine Suite im Four Seasons. Das Hotel war wunderschön und ein guter Ausgangspunkt, um endlich wieder die zahlreichen Winkel der Stadt zu besuchen, die ich zuletzt im Exil vermisst hatte. Allerdings mied ich die Viertel, in denen ich früher viel unterwegs gewesen war und wo man mich möglicherweise erkannt hätte, denn ich wollte auf keinen Fall von Yamaotos Radarschirm erfasst werden. Aber es gab noch reichlich andere Orte, wo ich früher ein häufiger, aber anonymer Gast gewesen war und wo ich mich daher unbesorgt hintrauen
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