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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache
Autoren: Barry Eisler
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erinnerte. «Ganz genau. Sein Büro wird nur alle vierundzwanzig Stunden auf Wanzen untersucht, regelmäßig. In der Zentrale in Amerika hab ich einen Kurs belegt, wie man Türschlösser knackt. Es war also ein Kinderspiel, in sein Büro reinzukommen, um die Wanze anzubringen.»
    «Beeindruckende Sicherheitsvorkehrungen», sagte ich.
    Er zuckte die Achseln. «Gegen Bedrohungen von außen sind unsere Maßnahmen ziemlich effektiv. Aber mit Bedrohungen von innen rechnet eigentlich keiner. Auf jeden Fall kann ich praktisch ganz nach Belieben rein und raus marschieren, die Wanze anbringen und sie rechtzeitig vor den Durchsuchungen wieder verschwinden lassen.»
    «Und da haben Sie irgendwas über Harry mitgehört», sagte ich.
    Er nickte. «Gestern hat der Chief mit jemandem telefoniert. Ich konnte nur seine Hälfte des Gesprächs mithören, aber er muss mit jemand Wichtigem gesprochen haben, weil es dauernd ‹Ja, Sir› und ‹Nein, Sir› ging.»
    «Was hat er gesagt?»
    «Er hat gesagt: ‹Keine Sorge. Der Faden, an dem wir uns langgetastet haben, um Rain zu kontaktieren, ist durchtrennt worden. Keine Risikofaktoren mehr.›»
    «Nicht gerade viel.»
    Er zuckte die Achseln. «Für mich hat sich das wie das Eingeständnis angehört, dass der Tod Ihres Freundes kein Unfall war, sondern dass er umgebracht wurde.»
    Ich sah ihn an, und was er in meinen Augen entdeckte, brachte ihn zum Blinzeln. «Kanezaki», sagte ich, «wenn Sie mir hier irgendwelchen Mist erzählen, damit ich gegen Ihren Boss aktiv werde, ist das der schlimmste Fehler, den Sie je gemacht haben.»
    Er verlor ein wenig die Farbe, behielt aber ansonsten einen kühlen Kopf. «Das ist mir klar. Ich erzähle Ihnen keinen Mist, und ich will Sie auch nicht manipulieren. Ich habe Ihnen vorher gesagt, dass ich Ihnen alles erzählen würde, was ich über Ihren Freund weiß, wenn Sie mir helfen würden. Und Sie haben mir geholfen. Ich halte bloß mein Wort.»
    Ich hielt die Augen auf ihn gerichtet. «Nichts weiter darüber, wer ‹den Faden durchtrennt› hat?»
    Er schüttelte den Kopf. «Nichts Eindeutiges. Aber bei dem Gespräch ging es überwiegend um Yamaoto, daher glaube ich, wir können unsere Schlüsse ziehen.»
    «Na los, ziehen Sie.»
    Tatsu schaltete sich ein. «Offenbar ist Biddles Verbindung zu Yamaoto doch nicht das, wofür ich sie gehalten habe. In gewisser, entscheidender Weise scheinen die beiden Kollaborateure zu sein, keine Gegner.»
    «Was hat das mit Harry zu tun?», fragte ich.
    «Ich habe unter anderem mitbekommen», sagte Kanezaki, «dass Biddle vorhat, Yamaoto die Quittungen zu geben.»
    Der Kellner brachte unseren Kaffee und verschwand wieder.
    «Das kapier ich nicht», sagte ich. «Ich dachte, wir seien uns alle darin einig, dass die US-Regierung Reformen in Japan unterstützen will, während für Yamaoto jede Reform eine tödliche Gefahr darstellt.»
    «Das stimmt», sagte Kanezaki.
    «Aber jetzt glaubt ihr, sie arbeiten zusammen.»
    «Nach dem, was ich mitgehört habe, ja.»
    «Falls das stimmt, könnte Biddle etwas mit Harrys Tod zu tun haben. Aber warum?»
    «Ich weiß es nicht.»
    Ich sah Tatsu an. «Falls die CIA mit Yamaoto zusammenarbeitet, kann es ihnen nur darum gehen, die Reformer in die Pfanne zu hauen. Und jetzt hat Biddle die ganzen Quittungen.»
    Tatsu nickte. «Wir müssen sie uns zurückholen. Ehe er sie Yamaoto übergibt.»
    «Aber es geht doch nicht bloß um die Quittungen», sagte ich. «Nach dem, was Tanaka uns erzählt hat, müssen wir davon ausgehen, dass ein paar von Kanezakis Treffen gefilmt wurden und dass mit Parabolmikros Audioaufnahmen gemacht wurden. Was wollt ihr denn dagegen machen?»
    «Da kann man nichts machen», sagte Tatsu. «Wie schon gesagt, jeder Politiker, der auf diese Weise mit einem CIA-Führungsoffizier erwischt wurde, ist kompromittiert. Aber diejenigen, die nur aufgrund der Quittungen in den Skandal verwickelt würden, können noch gerettet werden.»
    «Wie?»
    «Ein kleiner Prozentsatz der Politiker wird sowohl durch die Quittungen als auch durch Filmmaterial belastet. Bestimmt wird Yamaoto diese Unglücksraben zuerst abservieren. Und dann, wenn die Medien so richtig aufgeheizt sind, wird er die belastenden Quittungen an die Öffentlichkeit bringen. Die Tatsache, dass es keine ‹harten› Beweise auf Video oder Tonband gibt, um diese zweite Enthüllungswelle zu untermauern, wird kaum noch jemanden interessieren.»
    «Obwohl Yamaoto also nach wie vor in der Lage ist, die Leute, die er auf
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