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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache
Autoren: Barry Eisler
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Abend deine E-Mail-Adresse gegeben hast, und er hat es auf gut Glück versucht. Oder vielleicht hat auch Yukiko was mitbekommen und es ihm erzählt. Spielt keine Rolle.»
    Sie nickte. «Er hat mich gefragt, welche Sprache wir benutzen, wenn wir zusammen sind. Ich habe gesagt, überwiegend Englisch. Sein Englisch ist nicht besonders, aber er hat gesagt, wenn er irgendwas Falsches mitbekäme, irgendwas, das nach einer Warnung klingt, würde er mich an den Hund verfüttern. Er hat direkt neben mir gestanden und mitgehört. Ich hatte Angst, wenn ich versuchen würde, dich zu warnen, würdest du rückfragen, und dann würde er merken, was ich gemacht habe. Aber ich habe doch versucht, dich zu warnen. Du solltest es nicht auf Anhieb merken, damit du nicht direkt am Telefon nachfragst. Hast du es gemerkt?»
    Ich nickte. «Würden dich wirklich gerne sehen», sagte ich.
    «Sim. Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr tun konnte. Ich hatte zu viel Angst. Er hätte es gemerkt.»
    Ich lächelte. «Das war schon perfekt so», sagte ich. «Sehr geistesgegenwärtig. Obrigado.»
    Ihr fiel auf, dass ich mein Handgelenk mit der anderen Hand vor dem Körper hielt. «Was ist mit deinem Arm?», fragte sie.
    «Murakamis Hund.»
    «Um Gottes willen! Ist es schlimm?»
    Ich inspizierte meinen Unterarm. Die Lederjacke hatte verhindert, dass die Zähne des Tiers durch die Haut gedrungen waren, aber der Bereich war lila verfärbt und stark geschwollen, und ich glaubte, dass irgendwas gebrochen war.
    «Das wird schon wieder», sagte ich. «Aber um dich mache ich mir Sorgen. Es hat gerade vor deinem Haus einen dreifachen Mord gegeben. Sobald jemand die Leichen entdeckt – und man stolpert fast drüber –, wird sich die Polizei die Überwachungsbänder von jedem Gebäude hier in der Gegend ansehen. Sie werden feststellen, dass du in Begleitung eines Mannes mit einem weißen Hund hereingekommen bist, derselbe weiße Hund, der jetzt nur wenige Meter von deinem Haus neben seinem Herrchen kalt wird. Du wirst eine Menge Fragen zu beantworten haben.»
    Sie sah mich an. «Was soll ich machen?»
    «Wenn die Polizei kommt, sag die Wahrheit. Ich würde nicht unbedingt erwähnen, dass du gerade die Tür aufgemacht hast – dann halten sie dich für meine Komplizin. Aber streite nicht ab, dass jemand an deine Tür gekommen ist und eindringen wollte. Sie werden mich auf den Bändern sehen, obwohl ich versucht habe, mein Gesicht zu verbergen.»
    Sie nickte. «Okay.»
    «Aber die Polizei ist nicht dein Hauptproblem. Dein Hauptproblem sind die Leute, die hinter den Männern stecken, die heute Abend hier waren. Die werden dich verfolgen, entweder aus Rache oder um an mich ranzukommen, oder auch aus beiden Gründen.»
    Unter ihrer karamellbraunen Haut wich die Farbe aus ihrem Gesicht. «Er hätte mich heute Abend getötet, nicht wahr?», sagte sie.
    Ich nickte. «Wenn ich hergekommen wäre, wie er das gehofft hatte, hätten sie erst mich getötet und dann dich – als mögliche Zeugin und Risikofaktor. Dadurch, dass ich nicht gekommen bin, warst du keine Bedrohung mehr für sie und sie konnten sich die Mühe sparen, dich zu töten. So einfach ist das.»
    «Meu deus», sagte sie und schluckte. Sie war kalkweiß.
    «Pack ein paar Sachen zusammen», sagte ich. «Beeil dich. Nimm ein Taxi nach Shinjuku oder Shibuya, irgendein Viertel, wo noch Leute unterwegs sind. Dort nimmst du dir ein anderes Taxi. Übernachte in einem Love-Hotel oder so was in der Art, wo es einen automatischen Check-in gibt. Bezahle bar, nicht mit Kreditkarte. Morgen steigst du in aller Frühe in einen Zug nach Nagoya oder Osaka, jedenfalls eine Stadt mit Flughafen. Nimm den ersten Flug außer Landes. Völlig egal, wohin der geht. Bist du erst aus Japan raus, bist du in Sicherheit. Von dort aus kommst du dann schon nach Hause.»
    «Nach Hause?»
    Ich nickte. «Brasilien.»
    Sie schwieg einen langen Moment. Dann ergriff sie mit beiden Händen meine unversehrte Hand. Sie sah mich an. «Komm mit», sagte sie.
    Beim Blick in diese grünen Augen hätte ich fast ja gesagt. Aber ich tat es nicht.
    «Komm mit», sagte sie erneut. «Du bist doch auch in Gefahr.»
    Und da, in diesem Augenblick, wurde mir klar, dass ich eine weitere Verbindung geschaffen hatte, wie Harry oder Midori, die ein entschlossener Verfolger wie die CIA oder Yamaoto nutzen könnte, um meine Spur aufzunehmen. Und diese hier führte direkt nach Brasilien. Wo Yamada-san, mein Alter Ego, sich ein neues Leben aufbauen wollte.
    Ich glaube,
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