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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache
Autoren: Barry Eisler
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die amerikanische Wirtschaft abstützen.»
    «Genau. Brutal gesagt, Amerika braucht den anhaltenden Zufluss ausländischen Kapitals, um seine Defizitfinanzierung zu sichern. Es kann seine Finanzmisere nur mit japanischen Mitteln überstehen. Es gibt Elemente im Weißen Haus, die das nicht ändern wollen.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Das ist nicht brutal, das ist hübsch gesagt. Amerika ist von billigem Öl abhängig und stützt grausame Regime im Nahen Osten, um seine Sucht zu bedienen. Wenn die USA jetzt korrupte Elemente in Japan fördern, weil diese Elemente garantieren, dass weiterhin japanisches Kapital ins Land fließt, dann verhält sich Uncle Sam doch bloß konsequent.»
    «Ich halte das nicht für unfair. Aber ich mache die Politik ja nicht. Ich setze sie nur um.»
    «Also deshalb wurde Crepuscular vor sechs Monaten eingestellt», sagte ich. «Weil eine neue emporstrebende Clique im Weißen Haus beschlossen hat, dass es doch nicht in Uncle Sams Interesse liegt, Reformen in Japan zu unterstützen.»
    «Ganz im Gegenteil», sagte er. Er wollte die Hände in die Taschen seines Trenchcoats schieben.
    «Lassen Sie Ihre Hände, wo ich Sie sehen kann», sagte ich scharf.
    Er fuhr zusammen. «Entschuldigung, aber mir ist bloß etwas kalt. Wie können Sie überhaupt was sehen? Es ist doch stockfinster.»
    «Was meinen Sie mit ‹ganz im Gegenteil›?»
    «Crepuscular war nie dafür gedacht, Reformen zu fördern. Es war von Anfang an als eine Möglichkeit angelegt, Reformpolitiker unter Druck zu setzen. Wer auch immer die Einstellung befohlen hat, er ist ein Befürworter von Reformen. Aber ganz sicher kein Realist.»
    «Zu den Realisten gehören Sie dann also.»
    Er nahm eine geradere Haltung an. «Das ist richtig. Zusammen mit einigen von den Institutionen, die gemeinsam die Außenpolitik der Vereinigten Staaten machen. Diejenigen, die keine Scheuklappen tragen, wenn es um den Druck politischer Lobbys geht. Verstehen Sie doch, die Politiker drängen Japan zu Reformen, weil sie die Wirklichkeit nicht begreifen. Und die Wirklichkeit ist, dass Japan durch Reformen nicht mehr zu retten ist. Vielleicht wäre das vor zehn, sogar vor fünf Jahren noch möglich gewesen. Aber jetzt nicht mehr. Der Karren steckt zu tief im Dreck. In Amerika reden Politiker immer von schmerzhaften Maßnahmen› und chirurgischen Eingriffen›, aber sie wollen nicht sehen, dass die Eingriffe hier so radikal sein müssten, dass der Patient die Operation nicht überleben würde. Es gibt keine Hoffnung auf Heilung, es ist an der Zeit, sich eher auf eine Schmerztherapie zu verlegen.»
    «Eine rührende Geschichte, Professor. Aber ich würde jetzt gerne das Ende hören.»
    «Das Ende?»
    «Ja. Den Teil, der so anfängt: ‹Die Kombination zu meinem Safe lautet …›»
    «Die Kombination … oh nein. Nein, nein, nein», sagte er, mit Panik in der Stimme. «Wie hat er Sie dazu überredet? Was zum Teufel hat er Ihnen erzählt? Dass diese Reformer Helden sind? Herr im Himmel, die sind genau wie alle anderen Politiker in diesem verdammten Land, genauso selbstsüchtig und bestechlich. Kanezaki weiß nicht, was er tut.»
    Ich peitschte ihm den Schlagstock erneut gegen das verletzte Bein. Er kreischte auf und ging zu Boden.
    «Ruhe», sagte ich. «Oder ich mache mit Ihren Armen dasselbe.»
    Er presste die Zähne aufeinander und wippte auf den Rücken, hielt sich das Bein. Er drehte den Kopf hin und her, versuchte vergeblich zu sehen, woher der nächste Angriff kommen könnte.
    «Ich habe Sie davor gewarnt, mich zweimal fragen zu lassen», sagte ich. «Spucken Sie’s aus. Oder man wird nicht mal mehr ihre zahnärztlichen Unterlagen für die Identifizierung heranziehen können.»
    In dem grünen Licht sah ich, wie sein Unterkiefer arbeitete. Er stöhnte und umklammerte sein Bein. Endlich sagte er: «Zweiunddreißig zweimal links, vier einmal rechts, zwölf links.»
    Ich holte das Handy heraus und drückte die Schnellwahltaste für Kanezaki. «Hallo?», hörte ich ihn sagen.
    Ich wiederholte die Kombination.
    «Moment.» Ein paar Sekunden vergingen. «Ich bin drin», hörte ich ihn sagen.
    «Haben Sie gefunden, wonach Sie suchen?»
    Ich hörte Papiere rascheln. «Volltreffer», sagte er.
    Ich legte auf.
    «Etwa einen Meter rechts von Ihnen ist ein Grabstein», sagte ich zu Biddle. «An dem können Sie sich hochziehen.»
    Er robbte in die richtige Richtung und kam langsam auf die Beine, stützte sich auf dem Grabstein ab. Er ließ sich dagegen sinken, rang
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