Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
einzuteilen.
    «Ich werde drüber nachdenken», erklärte ich.
    «Mehr habe ich nicht erwartet.»
    «Und jetzt lass mich hier raus.»
    Er zeigte zur Tür. «Seit ich hereingekommen bin, hättest du jederzeit gehen können.»
    Ich lächelte ihn schmallippig an. «Ich wünschte, das hättest du mir eher gesagt. Dann hätten wir uns bei einer Tasse Kaffee unterhalten können.»

25
    ICH LIESS MIR ZEIT damit, mich bei Tatsu zu melden. Erst musste ich ein paar Dinge regeln.
    Da war zum Beispiel Harry. Er hatte sich an dem Tag, als ich Holtzer in Yokosuka überfiel, in den Keisatsucho-Computer eingehackt, daher wusste er, dass ich verhaftet und «in Gewahrsam genommen» worden war. Etliche Tage später, so erzählte er mir, war alles über mich aus den Dateien verschwunden.
    «Als ich sah, dass die Dateien geputzt worden waren», sagte er, «hab ich schon gedacht, sie hätten dich verschwinden lassen. Ich war mir sicher, dass du tot bist.»
    «Genau das sollen die Leute ja auch glauben», sagte ich.
    «Wieso?»
    «Die wollen, dass ich ihnen bei gewissen Angelegenheiten helfe.»
    «Haben sie dich deshalb laufen lassen?»
    «Von nichts kommt nichts, Harry. Das weißt du doch.» Ich erzählte ihm von Midori.
    «Vielleicht ist es besser so», sagte er.
    Er hatte die meisten Puzzleteilchen zusammengesetzt, das wusste ich. Aber was brachte es schon, wenn einer von uns beiden das zugab? «Was willst du jetzt machen?», fragte er.
    «Das weiß ich selbst noch nicht so genau.»
    «Wenn du mal einen guten Hacker brauchst, du weißt, wo du mich findest.»
    «Ich weiß nicht, Harry. Du hattest ja doch ziemliche Probleme mit dieser Musikgitterreduktion oder wie das hieß. Die Keisatsucho hat den Code im Handumdrehen geknackt.»
    «He, die dürfen ja auch die Supercomputer der japanischen Unis benutzen!», protestierte er, bevor er mein Grinsen bemerkte. Dann: «Sehr witzig.»
    «Ich melde mich wieder», sagte ich. «Aber zuerst mach ich ein bisschen Urlaub.»
    Ich flog nach Washington, D. C, wohin man Holtzer beordert hatte, wie Tatsu sagte. Die Abwicklung seiner «Versetzung in den Ruhestand» würde ein paar Tage dauern, vielleicht Wochen, und während der Zeit würde er in der Gegend von Langley sein.
    Ich dachte, ich könnte ihn finden, wenn ich alle Hotels anrief, die in den Gelben Seiten der Region standen. Ich arbeitete mich in konzentrischen Kreisen von Langley nach außen, aber nirgendwo war ein Gast namens William Holtzer abgestiegen. Wahrscheinlich hatte er unter einem falschen Namen eingecheckt und bar bezahlt statt mit Kreditkarte, aus Angst, ich wollte ihn aufspüren.
    Aber vielleicht hatte er sich einen Wagen gemietet. Ich fing an, die größten Autovermietungen anzurufen, gab mich als William Holtzer aus, der seinen Mietvertrag verlängern wollte. Avis hatte keinen Kunden namens William Holtzer. Aber Hertz. Der Mitarbeiter am Telefon war so freundlich, mir das Kennzeichen des Wagens zu nennen, das ich, wie ich sagte, brauchte, um über meine Kreditkartengesellschaft eine Zusatzversicherung abzuschließen. Ich rechnete fest damit, dass er mich fragte, warum ich das Kennzeichen nicht einfach von den Autoschlüsseln oder dem Fahrzeug selbst ablas, doch das tat er nicht. Danach musste ich nur noch eine DMV-Datenbank durchsuchen, um festzustellen, dass Holtzer einen weißen Ford Taurus fuhr.
    Zurück zu den konzentrischen Kreisen. Am selben Abend fuhr ich die Parkplätze von allen großen Hotels in der Nähe von Langley ab und überprüfte das Nummernschild bei jedem weißen Ford Taurus, den ich entdeckte.
    Gegen zwei Uhr morgens wurde ich fündig: Holtzers Wagen stand in der Tiefgarage des Ritz Carlton in Tyson's Corner. Anschließend fuhr ich zum nahe gelegenen Marriott hinüber, wo ich die Nummernschilder von einem geparkten Wagen abschraubte.
    Am Rande eines menschenleeren Parkplatzes der Tyson's Corner Galleria brachte ich die gestohlenen Schilder an dem Lieferwagen an, den ich gemietet hatte. Die neuen Kennzeichen und die leichte Verkleidung, die ich trug, würden genügen, um überraschende Zeugen oder eventuelle Überwachungskameras zu täuschen.
    Ich fuhr zurück zum Ritz. Die Parkplätze links und rechts des Taurus waren besetzt, aber seitlich dahinter war noch eine Lücke frei. Es war ohnehin besser, nicht direkt daneben zu parken. Wer sich in meiner Welt auskennt oder wer auch nur ein bisschen Gespür dafür hat, wo er damit rechnen muss, überfallen zu werden, der wird nervös, wenn er neben seinem Auto einen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher