Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
Elektrode aufsetzte, flatterten seine Augenlider. Er blickte nach unten auf seine nackte Brust, dann zu mir hoch.
    «War ... war ...», stammelte er.
    «Warten?», fragte ich.
    Er grunzte etwas, wahrscheinlich als Bejahung.
    «Geht leider nicht», sagte ich und befestigte die zweite Elektrode mit einem Stück Pflaster.
    Er öffnete den Mund, um wieder etwas zu sagen, und ich schob ihm den Gummiball hinein. Ich wollte nicht, dass er sich durch die Wucht des elektrischen Schlags die Zunge zerbiss – das könnte Verdacht wecken.
    Ich drückte mich an die Seitenwand des Wagens, damit ich ihn auch ja nicht berührte, wenn der Schlag kam. Er sah mich an, die Augen weit aufgerissen.
    Ich legte den Schalter am Gerät um.
    Sein Körper zuckte nach vorn, bis der Automatikgurt blockierte und sein Kopf nach hinten gegen die Sicherheitskopfstütze schlug. Autos sind heutzutage wirklich erstaunlich sicher.
    Ich wartete eine Sekunde, dann tastete ich nach seinem Puls, um mich zu vergewissern, dass er auch wirklich hinüber war. Zufrieden nahm ich ihm den Ball aus dem Mund, löste die Elektroden, wischte die Reste des Leitgels mit einem Alkoholtupfer ab und ordnete seine Kleidung. Ich blickte in seine toten Augen und wunderte mich, wie wenig ich empfand. Erleichterung, vielleicht. Aber viel mehr nicht.
    Ich öffnete die Tür des Taurus mit seinem Schlüssel, den ich dann ins Zündschloss schob. Wieder sah ich mich in der Tiefgarage um. Eine Frau in einem schicken Kostüm, wahrscheinlich auf dem Weg zu einer frühen Besprechung, kam aus dem Aufzug. Ich wartete, bis sie in ihren Wagen gestiegen und losgefahren war.
    Mit einem leicht abgewandelten Rettungsgriff hob ich die Leiche hoch, trug sie zum Auto und setzte sie auf den Fahrersitz. Ich schloss die Tür und blieb noch einen Moment stehen, um meine Arbeit zu betrachten.
    Das ist für Jimmy, dachte ich. Und Cu Lai. Die warten alle schon in der Hölle auf dich.
    Und sie warten auf mich. Ich fragte mich, ob Holtzer wohl ausreichen würde, um sie zufrieden zu stellen. Ich stieg in den Lieferwagen und fuhr davon.

26
    ICH HATTE noch eine weitere Station vor mir. Manhattan, 178 Seventh Avenue South. Das Village Vanguard.
    Ich hatte mich auf der Website des Vanguard informiert und wusste, dass das Midori-Kawamura-Trio vom ersten Dienstag im November bis zum Sonntag darauf im Club auftreten würde. Telefonisch reservierte ich eine Karte für das Set um ein Uhr morgens in der Nacht zum Samstag. Ich musste keine Kreditkartennummer nennen, obwohl das bedeutete, dass sie meinen Platz vergeben würden, wenn ich nicht mindestens fünfzehn Minuten vor Beginn des Sets da war, aber so konnte ich wenigstens problemlos einen falschen Namen angeben, Watanabe, der in Japan sehr häufig ist.
    Ich nahm den Interstate 95, fuhr von Maryland nach Delaware und dann nach New Jersey. Hier hätte ich auf den Interstate 80 wechseln und weiter nach Dryden fahren können, das zweihundert Meilen und das ganze Leben eines anderen Menschen weit entfernt lag.
    Stattdessen fuhr ich ab und durch den Holland Tunnel nach Manhattan, zum Soho Grand Hotel am West Broadway. Mr. Watanabe hatte für Freitagabend eine Suite reserviert. Er traf vor sechs Uhr ein, damit das Hotel seine Suite nicht vergab, und bezahlte in bar mit vierzehn Hundert-Dollar-Scheinen für die Nacht. Die Mitarbeiter, das muss zu ihrer Ehre gesagt werden, ließen keinerlei Befremden erkennen und dachten sich vermutlich, dass der reiche Mann mit der Liebe zur Anonymität hier seine Geliebte traf.
    Durch meine frühe Ankunft hatte ich reichlich Zeit, um zu duschen, drei Stunden zu schlafen und ein vorzügliches Zimmerservice-Menü mit Paillard vom Kalb und einem 82er-Mouton aus dem hauseigenen Restaurant auf der Canal Street zu genießen. Um die letzte Stunde totzuschlagen, bevor ich mich auf den Weg zum Vanguard machen musste, ging ich in die optisch imposante Grand Bar, wo die hohen Decken, das warme Licht und die wunderbar symmetrischen, schwarzen Glastische eine Atmosphäre erzeugten, die für die langweilige Auswahl an Single Malts und die ärgerliche Hintergrundmusik entschädigte. Doch auch gegen einen fünfundzwanzig Jahre alten Macallan ist eigentlich nichts einzuwenden.
    Das Vanguard war bequem zu Fuß zu erreichen. Die Nacht war kalt, und ich war froh, dass ich die anthrazitfarbene Gabardinehose, den schwarzen Kaschmirrollkragenpullover und den marineblauen Blazer trug. Der ebenfalls anthrazitfarbene Filzhut, den ich mir tief in die Stirn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher