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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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übrigens, du bist nicht der Erste,
der nach Tohmeier fragt.«
    »Lass mich raten«, erwiderte Altehuus. »Ein Anwalt aus Herne hat
sich nach ihm erkundigt?«
    »Genau. Und er hatte auch eine Aufnahme.«
    Der Polizist schluckte seinen aufkommenden Ärger hinunter. Dieser
verdammte Mistkerl! Erst ermittelt er auf eigene Faust, dann will er seine
Informationen nicht weitergeben und hat am Ende noch einen weiteren Trumpf in
der Hand.
    »Und wann hat Tohmeier bei dir
die Brocken hingeworfen?«
    »Da muss ich überlegen. Das war am Freitag, nee, Donnerstag vor
einer Woche war das.« Er rechnete nach. »Am 19. Mai.«
    »Uhrzeit?«
    »Es war schon spät. Kurz vor Feierabend. Vielleicht elf oder zwölf.«
    Altehuus überlegte. Dann fragte er: »Hast du einen Gezeitenplan?«
    »Klar.« Der Wirt tauchte hinter seinem Tresen ab und kam dann mit
dem Faltblatt wieder hoch, das er Altehuus reichte. »Hier.«
    »Danke.« Nach kurzem Suchen wusste der Polizist Bescheid. »Hab ich
mich doch nicht geirrt. Da war fast Ebbe. Eine Fähre geht um diese Zeit nicht.
Auch kein Flieger. Mit einem Boot wäre er auch nicht weit gekommen. Er konnte
die Insel also frühestens am nächsten Morgen verlassen. Warum also haut der
Kerl bei dir mitten in der Nacht ab?« Er musterte sein Gegenüber prüfend. »Gab es
Streit?«
    Paul trank sein Bier aus und zapfte zwei neue an. »Quatsch. Erst als
er mir seinen plötzlichen Abgang verkündete, bin ich laut geworden.«
    »Kann ich mir vorstellen. Hast du seine Adresse?«
    »Natürlich.« Der Wirt drehte sich um und verschwand im Hinterzimmer.
    Altehuus kratzte sich am Kinn. Das passte alles zusammen. Der
vermutliche Todeszeitpunkt der Wattleiche. Das überraschende Verschwinden
Tohmeiers. Dann der angeschwemmte Koffer. Altehuus verwettete seine
Schnupftabakdose darauf, dass Tohmeier der Tote war.
    »Er wohnt in Dortmund.« Paul war zurückgekehrt und präsentierte
Altehuus einen Zettel mit der Anschrift. Der zückte sein Notizbuch und
blätterte. Tatsächlich. Die Adresse war
identisch mit der, die ihm dieser Anwalt genannt hatte.
    »Eine Frage habe ich noch. Warum ist Tohmeier seiner Meldepflicht
nicht nachgekommen?«
    Paul trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Noch’n Bier?«,
erkundigte er sich.
    »Vielleicht später. Beantworte erst meine Frage.«
    »Er hat es vergessen. Außerdem war er auch noch keine zwei Monate
bei uns«, setzte er sofort hinzu.
    Altehuus drückte sein Kreuz durch. »Diese Frist gilt nur, wenn der
Saisoneinsatz von vornherein nicht länger als zwei Monate geplant ist. Aber wie
du ja gerade selbst zugegeben hast, sollte Tohmeier ja wohl bis Saisonende bei
dir arbeiten, oder?«
    »So lautete der Vertrag, ja.« Paul machte ein zerknirschtes Gesicht.
    »Du hättest auf der Anmeldung bestehen müssen.«
    Der Wirt schien hinter seiner Theke immer kleiner zu werden. »Ich
weiß es ja. Aber …«
    »Nichts aber. Ich sollte eigentlich ein Ordnungsgeld veranlassen.«
Er dachte an die vergeblichen Erkundigungen, die er eingeholt hatte, nachdem
ihm die Gemeinde eine negative Meldeauskunft erteilt hatte. »Weißt du
eigentlich, wie viel Arbeit du mir hättest ersparen können?« Jetzt war er wirklich
sauer.
    Paul schüttelte erwartungsgemäß den Kopf.
    Altehuus trank sein Bier aus, stellte es auf den Tresen und ging. Im
Türrahmen drehte er sich noch einmal um. »Und du befolgst zukünftig nicht nur
die Meldeauflagen, sondern auch das Rauchverbot.« Diese kleine Rache tat gut
und ließ ihn beim Hinausgehen schmunzeln.
    Als Altehuus bei seinem Fahrrad war, rief er Buhlen an, um ihn über
die neueste Entwicklung zu unterrichten. »Wir sollten versuchen, die
DNA-Analyse so schnell wie möglich zu bekommen«, riet er dann.
    Buhlen versicherte ihm, dass er alle Hebel in Bewegung setzen werde.
Aber bis morgen müssten sie sich mit Sicherheit gedulden. »Außerdem ist mir ein
kleiner Lapsus passiert«, gestand er. »Ich habe versäumt, dieses Buch von
Thomas Mann zurück in den Koffer zu packen, bevor ich ihn zum Flieger gebracht
habe. Das Teil liegt immer noch in Ihrem Büro.«
    »Wir schicken es morgen nach«, entschied Altehuus. »Wird sicher
nicht kriegsentscheidend sein.«
    Auf dem Rückweg zur Wache stellte sich der Polizist die Frage, ob er
nicht ein wenig voreilig gehandelt hatte. Dieser Knut Tohmeier war kein
Hirngespinst des Anwalts gewesen. Und er hatte diese Spur zu schnell verworfen.
Ohne Dombrowski und dessen Kofferfund wären sie kein Stück weitergekommen. Er
nahm sich
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