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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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marschierte zum Seezeichen, stieg auf die obere Plattform
und sah durch den Kamerasucher. Er nahm sich die im Jachthafen liegenden Boote
vor, eines nach dem anderen. Am südlichsten Steg entdeckte er die Dünenwind , neben
einer Motorjacht, die den sinnigen Namen Titanic trug. Dünenwind schaukelte ruhig im Wind.
    Keine Menschenseele war zu sehen und auch sonst deutete nichts
darauf hin, dass sich Knut Tohmeier an Bord befand.
    Er zoomte das Boot formatfüllend heran und suchte Meter für Meter
das Deck ab. Alles, was er ausmachen konnte, gehörte augenscheinlich zur
unverzichtbaren Ausrüstung eines Segelboots.
    Nach zehn Minuten tat Rainer der rechte Arm weh. Das schwere
Objektiv war für eine längere Observation völlig ungeeignet. Frustriert hängte
er sich die Kamera über die Schulter. Dieser Beobachtungsversuch hatte sich
nicht als besonders gute Idee herausgestellt.
    Erneut fragte er sich, warum sich Knut Tohmeier eigentlich
verstecken sollte. Er wurde ja nicht gesucht. Allerdings hatte Esch Heike Harms
gegenüber zu verstehen gegeben, dass er Tohmeier für den Verfasser der
Erpresserschreiben hielt. Und sie kannte Tohmeier, so viel stand fest. Hatten
die beiden Angst, dass Rainer auch Gerrit Harms informierte? Oder die Polizei?
Alles ziemlich viel Spekulation und noch mehr heiße Luft, dachte Rainer.
    Vielleicht sollte er auf Elke hören, Altehuus einweihen und seine
Nachforschungen einstellen. Dann könnte er,
einige Tausend Euro reicher, am Mittwoch mit Elke und ihrem gemeinsamen Sohn
zurück nach Herne fahren und bis dahin die Tage auf Juist genießen. Elke
würde sich freuen. Und Oskar natürlich auch.
    Außerdem hatte ihn Heike Harms von seinen Aufgaben entbunden. Und
ihr Bruder war auch noch immer nicht zu erreichen, obwohl er wieder auf der
Insel weilte. Je länger Esch darüber nachdachte, desto mehr festigte sich die
Überzeugung, den Fall aufzugeben.
    Zurück in ihrem Hotelzimmer fand
er einen Zettel mit einer Nachricht Elkes, in der sie sich erstens darüber
beschwerte, dass sie ihn telefonisch nicht hatte erreichen können, und zweitens mitteilte, mit Oskar Strandburgen bauen
zu wollen.
    Sie hatte ihn angerufen? Sein Mobiltelefon hatte nicht geklingelt.
Der Akku konnte definitiv nicht leer sein, immerhin hatte er es gestern Abend
ans Ladegerät … Rainer lief ins Badezimmer. Sein Handy lag neben den
Zahnputzbechern auf der Waschtischablage und hing noch an der Steckdose.
Verdammt! Das hatte er völlig vergessen. Hastig hörte er die Nachricht ab, die
Elke hinterlassen hatte. Sie teilte ihm das mit, was sie später aufgeschrieben hatte.
Dumm gelaufen. Wieder einen Punkt mehr auf Elkes Negativliste gesammelt.
    Rainer verspürte keine sehr große Lust, mit seinem Sohn am Strand
endlos Sand in kleine Eimer zu schaufeln und dann wieder auszukippen. Zum
Sisyphus eignete er sich nicht besonders, fand er. Außerdem hatte Elke kein
Wort darüber verloren, dass er nachkommen sollte. Also konnte er auch im Hotel
warten. In der Sonne sitzen, lesen, etwas trinken, Zigaretten rauchen. So
stellte er sich Urlaub vor. Und ab jetzt, sagte er sich, hatte er Urlaub.
    Zehn Minuten später servierte ihm Ützelpü ein eiskaltes Weizenbier.
»Haben Sie schon gehört, dass im Watt eine Leiche gefunden wurde?«
    »Nein. Wann?«
    »Schon vor einigen Tagen.«
    »Weiß man, wer es ist?«
    Ützelpü zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Es soll sich um einen
Mann handeln.«
    »Ertrunken?«
    »Sieht so aus. Ach, und dann gibt es noch ein Gerücht.« Er beugte
sich vor. »Herr Harms soll festgenommen worden sein.«
    Jetzt war Rainer wirklich verblüfft. »Weshalb?«
    »Es ist, wie gesagt, nur so ein Gerede. Angeblich geht es um Brandstiftung.
Es wird erzählt, er habe versucht, sein eigenes Hotel anzuzünden.«
    Rainers Gedanken rasten. Harms verhaftet? Ein Toter im Watt?
    »Normalerweise gebe ich nichts auf Klatsch. Ich erzähle Ihnen das
auch nur deswegen, weil Sie ja im Auftrag von Herrn Harms tätig sind.«
    Mein Gott, dachte Rainer. Blieb auf dieser Insel nichts vertraulich?
Er griff zum Glas und nahm einen großen Schluck.
    »Danke für die Info«, meinte er knapp. Das musste er erst einmal verdauen.
    Ein weiteres Weizenbier half ihm dabei. Als er sich das dritte
bestellte, hatte er sich bereits eine weitere Theorie zurechtgebastelt: Harms
befand sich in Geldnot. Die Erpresserbriefe Tohmeiers brachten ihn auf die
Idee, mit einem Versicherungsbetrug seine finanzielle Lage zu verbessern. Er,
Rainer, sollte später
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