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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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Sie hatten in Harms’ Wohnung genug belastendes
Material für den von ihm geplanten Versicherungsbetrug gefunden.
    Die Brandstiftungen hatten ihn auf die Idee mit den Erpresserbriefen
gebracht. Dass der Täter auch auf dem Grundstück seiner Familie im Loog und im Sanddornhotel gezündelt hatte, war ein glücklicher Zufall
gewesen. Nur den letzten Brand musste Harms selber legen. Und wenn ihn seine
Schwester dabei nicht überrascht hätte …
    Der Anwalt, das war eindeutig, sollte
als der nützliche Idiot fingieren, der angeheuert worden war, um den Verdacht
von Harms weg auf einen unbekannten Dritten zu lenken. Esch sollte Harms’
Alibi werden. Nun denn.
    Der Hotelier hockte mittlerweile in Untersuchungshaft, die Suche
nach Knut Tohmeier konnte der Polizist aufgeben. Es erschien ihm immer
unwahrscheinlicher, dass er sich je auf Juist befunden hatte. Dieses Kapitel
war damit für Altehuus erledigt. Er musste sich weiter mit seinem Kollegen
Buhlen um den Toten im Watt kümmern.
    Bisher hatten sie nichts erreicht. Eine offizielle Vermisstenmeldung,
die auf den Toten passen konnte, existierte nicht. Die Erkundigungen, die sein
Kollege und er eingeholt hatten, waren ohne jedes greifbare Ergebnis geblieben.
Niemand auf Juist, den sie befragt hatten, hatte von jemandem gehört, der angeblich verschwunden war. So blieb der Tote
namenlos.
    Auch der Tathergang stellte nach wie vor ein Rätsel dar. Es gab
keine Zeugen, die etwas Auffälliges bemerkt hatten. Weder war bekannt, ob die
Leiche auf Juist betäubt und dann ins Watt geschafft oder mit einem Boot vom
Festland aus dorthin gebracht worden war. In langen Gesprächen hatten die
Polizisten beide Möglichkeiten immer und immer wieder durchgespielt, bis sie sich einig
waren: Am wahrscheinlichsten – da für den oder die Täter am risikoärmsten –
war der Transport mit einem Boot. Sie hatten nur nicht die geringste Ahnung,
wann dieser Transport erfolgt war.
    Ihre Nachfragen bei den Hafenmeistern, sowohl in der Marina Juist
als auch in den nahe liegenden Häfen an der Küste, hatten sie nicht weitergebracht.
Zu viele Boote liefen bei Flut und dem guten Wetter, das seit einigen Tagen
herrschte, täglich aus. Natürlich wurde jedes Schiff, welches in einer Marina
anlegte, vom Hafenmeister registriert, allein schon, um die Liegegebühren zu
erheben. Aber wie oft und vor allem wann die Skipper in See stachen – darüber
führte niemand Buch. Auch kannten die Hafenmeister die Bootsnamen und die
Registrierungsnummern der Schiffe, nicht aber den Namen der Bootsführer.
    Kurz gesagt: Sie tappten völlig im Dunkeln.
    Ihre Auricher Kollegen hatten mittlerweile damit begonnen, mit einem
Gebissabdruck des Toten die Zahnärzte der Region zu kontaktieren – eine
zeitraubende Arbeit. Sie konnte noch Tage, wenn nicht Wochen dauern.
    Vielleicht brachte sie das Ergebnis der DNA-Analyse weiter, die beim
LKA in Hannover durchgeführt wurde. Allerdings benötigten sie zur
Identifizierung des Toten eine Vergleichsanalyse. Wenn diese nicht vorlag –
Pech.
    Es schellte. Altehuus erhob sich, um zu öffnen. Vor der Tür stand
Hubert Dombrowski, einen tropfenden, verschlammten Koffer in der Hand.
    O nein, dachte Altehuus, nicht schon wieder! Dieser Kerl war der
Albtraum jedes Polizeibeamten. »Ja?«, brummte er deshalb so unhöflich, wie es seine Dienstvorschriften zuließen.
    Dombrowski zeigte auf sein Mitbringsel. »Ich habe etwas gefunden.«
    Altehuus rekapitulierte, welche Strafe auf Totschlag im Affekt
stand. Da es ihm nicht sofort einfiel, machte er ein uninteressiertes Gesicht.
»Einen Koffer, wie ich sehe. Und was ist daran Besonderes?«
    »Er ist voll.«
    »Tatsächlich? Womit?
Geldscheinen?«
    Dombrowski lachte künstlich auf. »Nein. Kleidung.«
    »Ich bin beeindruckt. Und was soll ich mit dem Teil anfangen?«
    »Das ist doch nicht meine Sache«, empörte sich Dombrowski. »Sie sind
der Polizist.«
    Ja, wollte Altehuus erwidern. Leider.
    »Ich habe gehört, Sie haben eine Leiche im Watt geborgen. Und als
ich den Koffer fand, fragte ich mich, ob der nicht etwas damit zu tun haben
könnte.«
    Enno Altehuus’ Gesichtsausdruck wechselte von genervt zu verblüfft.
Verdammt noch mal, die Nervensäge könnte tatsächlich recht haben.
    »Wo hat der Koffer gelegen?«
    »Am Rande der Salzwiesen. Etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen
Wilhelmshöhe und Flugplatz.«
    Das war zwar weit entfernt von der Stelle, an der die Leiche
entdeckt worden war, aber trotzdem war ein Zusammenhang mit dem
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