Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
Vom Netzwerk:
Mord natürlich
nicht auszuschließen. »Haben Sie ihn geöffnet?«
    »Selbstverständlich nicht! Schließlich
handelt es sich ja um ein Beweisstück.«
    Altehuus verdrehte die Augen, trat aber trotzdem beiseite. »Kommen
Sie rein.«
    Als Dombrowski in der Wache stand, fragte er: »Was ist eigentlich
mit dem Knochen passiert, den ich gefunden habe?«
    »Er wird zurzeit untersucht.«
    »War an der Leiche, die im Watt lag … Also, ich weiß nicht, wie ich
das formulieren soll …«
    Dann lass es einfach sein, bat Altehuus still.
    »Hatte der Tote noch seine Beine?«, platzte es endlich aus
Dombrowski heraus.
    Der Polizist musste, ohne es zu wollen, schmunzeln. »Ja, hatte er«,
erwiderte er freundlicher als beabsichtigt. »Beide Funde haben nichts
miteinander zu tun.«
    »Dann gibt es also zwei Leichen?«,
erwiderte Dombrowski freudig erregt.
    »Über Knochenfunde haben wir doch schon gesprochen. Und jetzt
erzählen Sie mir bitte die Geschichte mit dem Koffer.«
    Nachdem Dombrowski das Protokoll unterschrieben und die Wache
wieder verlassen hatte, nahm Altehuus den Koffer genauer in Augenschein. Es
handelte sich um ein billig aussehendes Exemplar, das vom Meerwasser stark
angegriffen war. Der Koffer hatte mit Sicherheit mehr als nur ein oder zwei
Tage im Wasser gelegen. Etwas länger und er wäre zerfallen. Er war mittelgroß,
schwarz und auf dem Deckel prangte unübersehbar der Aufkleber eines schwedischen
Möbelhauses.
    Altehuus streifte Einweghandschuhe über. Obwohl es unwahrscheinlich
war, dass sich nach so langer Liegezeit im Salzwasser noch Fingerabdrücke
finden würden, wollte er auf Nummer sicher gehen.
    Vorsichtig betätigte der Polizist den Öffnungsmechanismus des linken
Schlosses. Es sprang problemlos auf. Auch das rechte war nicht verriegelt. Dann
hob Altehuus den Deckel an und begann, den Inhalt auf seinem Tisch auszubreiten.
    Der Koffer enthielt fast nur völlig durchnässte Kleidung. Sorgfältig
gefaltete Hemden und Hosen. Socken. Unterwäsche. Einen Pullover. Ein paar
Schuhe. Ein kleines, gedrucktes Heft, aus dem Wasser tropfte: Wälsungenblut von Thomas Mann. Altehuus hatte zwar die Buddenbrooks gelesen, doch diese Novelle war ihm fremd.
    Dieter Buhlen betrat das Büro, eine Papiertüte in der Hand. »Also,
dieser Nougatbruch ist einfach zu köstlich. Über die Kalorien, die man in sich
reinschaufelt, darf man allerdings nicht nachdenken.« Er klopfte auf seinen
stattlichen Wanst. »Was soll’s. Ist
sowieso Hopfen und Malz verloren.« Er hielt Altehuus die Tüte hin. »Auch ein
Stück?«
    Der lehnte ab.
    Buhlen zeigte auf den nassen Koffer. »Für die Altkleidersammlung?«, fragte
er grinsend.
    Altehuus ignorierte die Frage. »Er wurde in der Nähe des
Leichenfundorts entdeckt. Wir sollten ihn zur kriminaltechnischen Untersuchung
geben. Vielleicht gehörte der Koffer ja dem Toten.«
    Buhlen parkte die Schokoladentüte auf Altehuus Schreibtisch. »Was
ist drin?«
    »Nasse Klamotten, Schuhe und ein Buch.« Er hielt den Titel hoch.
    »Kenne ich nicht«, meinte Buhlen und unterzog das Gepäckstück einer
erneuten Untersuchung. Schließlich drehte er den Koffer um. »Hier ist ein
Außenfach. Haben Sie sich das schon angesehen?«
    »Nein. Sie haben mich unterbrochen.«
    »Na, dann schau’n wir mal.« Buhlen zog den Reißverschluss auf und
schob seine Hand in das Fach. »Was haben wir denn da?« Mit einem triumphierenden
Gesichtsausdruck zog er ein tropfnasses Blatt hervor, faltete es vorsichtig
auseinander und legte es kurz darauf enttäuscht auf den Tisch. »Nur Reklame.«
    Altehuus streckte die Hand aus. »Darf ich mal schauen?« Der Juister
warf einen Blick auf den Zettel. »Werbung, stimmt. Von einem Restaurant im Loog. Schaluppe heißt der Laden.« Er dachte einen Moment
nach. »Ich werde mich dort nach dem Inhaber des Koffers erkundigen.«
    Buhlen nickte und schob sich ein weiteres Stück Nougat in den Mund.

45
    Elke hatte ihre Spiegelreflexkamera und ein
Zoom-Teleobjektiv mit nach Juist genommen. Rainer schnappte sich am späten
Montagmorgen den Fotoapparat. Elke erklärte er, er wolle am Hafen einige Bilder
machen. Und verschwieg, dass er sich nach der Dünenwind ,
dem Boot, auf dem er Heike Harms gesehen hatte, umsehen wollte. Möglicherweise
hielt sich Tohmeier an Bord auf.
    »Nimm bitte dein Handy mit, damit ich dich erreichen kann, wenn
Oskar und ich etwas unternehmen wollen.«
    Er schlug auf seine Jackentasche. »Alles am Mann.« Mit diesen Worten
verließ er das Hotelzimmer.
    Rainer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher