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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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haben Sie. Aber es stimmt nicht.« Er zog das Foto aus der Tasche
und zeigte es ihr.
    Sie wurde kreidebleich. »Woher haben Sie das Bild?«
    »Spielt das eine Rolle? Warum haben Sie mich belogen?«
    Ihre Lippen wurden zu einem Strich. »Verschwinden Sie!«, fauchte
Heike Harms. »Ihr Mandat ist beendet. Ich verbiete Ihnen, weiter in den
Angelegenheiten meiner Familie herumzuschnüffeln.« Mit diesen Worten ließ sie
ihn stehen, lief zum Boot und verschwand unter Deck.
    Im Restaurant Kompass wurde gegrillt.
Entsprechend voll war der Biergarten. Als Rainer daran vorbei in Richtung
seines Hotels marschierte, hörte er jemanden rufen. »Hallo, Sie!«
    Er drehte sich um und sah Hinnerik, der ihm von seinen Beobachtungen
im Loog und dem Unbekannten mit der Mütze erzählt hatte. Der Juister stand
heftig winkend an einem Tisch und forderte
den Anwalt auf, näher zu kommen.
    »Moin«, meinte er zu Begrüßung. »Erinnern Sie sich an mich?«
    »Natürlich«, antwortete Esch.
    »Was ich Ihnen noch sagen wollte … Also, der Mann, den ich in der
Nähe von Harms’ Grundstück gesehen habe«, er deutete auf eine Person, die neben
ihm saß, »war der hier.« Er lachte. »Mein Nachbar. Ich habe ihn an dem Abend
nur nicht erkannt. Als ich mich mit ihm vor einigen Tagen unterhalten und Ihre
Fragen erwähnt habe, stellte sich heraus, dass er dort unterwegs gewesen war.
Wissen Sie, er hört etwas schlecht und hat mir deshalb an dem Abend nicht geantwortet.
Ach ja, und eine Prinz-Heinrich-Mütze hat er auch. Jetzt brauchen Sie ja nicht
weiter zu suchen, nicht wahr? Mit der Brandstiftung hat er selbstverständlich
nicht das Geringste zu tun.«
    Rainer musste grinsen. »Schon
klar. Schönen Tag noch.«
    Vom Kompass waren es nur wenige
Schritte bis zur Polizeiwache. Rainer Esch blieb stehen und überlegte.
Eigentlich sollte er Altehuus von dem unterrichten, was er wusste. Sonst würde
es mit Sicherheit Ärger geben. Und den wollte er auf jeden Fall vermeiden. Nicht,
dass er sich vor Altehuus fürchtete. Sein Problem hieß Elke. Sie würde ihm die
Hölle heißmachen, wenn er nicht endlich mit der Polizei zusammenarbeitete.
    Na gut, entschloss er sich. Dann eben Kooperation. Und bog in die
Carl-Stegmann-Straße ein.
    Altehuus öffnete noch kauend die Tür. »Sie haben wirklich ein
Talent, sich die unmöglichsten Zeiten für Ihre Auftritte auszusuchen, Herr
Esch. Wissen Sie, wie spät es ist? Zehn! Wir essen gerade eine Kleinigkeit.«
    »Dann komme ich morgen wieder«, erwiderte Rainer und machte
Anstalten zu gehen.
    Der Polizist griff ihn am Arm
und zog ihn in das Gebäude. »Kommt nicht infrage. Erst will ich wissen,
warum Sie hier sind.«
    »Das dauert möglicherweise
länger. Ihr Abendessen könnte kalt werden.«
    »Sind ohnehin nur Schnittchen. Die können warten.«
    Kurz darauf saß Esch den beiden Polizisten gegenüber.
    »Nun, legen Sie los«, forderte Altehuus den Anwalt auf. »Was haben
Sie uns zu sagen?«
    Rainer atmete tief ein und legte alle seine Karten auf den Tisch.
    »Geben Sie mir das Foto«, forderte Buhlen.
    Rainer reichte es ihm.
    Der Hauptkommissar schaute es sich an und gab es dann an seinen Kollegen
weiter.
    »Sieht wirklich nicht so aus, als ob die beiden sich abgrundtief hassen«,
bemerkte der Juister.
    »Sag ich ja«, bekräftigte Esch.
Und setzte etwas verlegen hinzu: »Ich würde gerne einem menschlichen Bedürfnis …«
    »Durch die Tür und dann rechts.«
    Wenig später stand Rainer wieder im Wachzimmer. Sein Blick fiel auf
den Tresen. »Thomas Manns Wälsungenblut . Interessante
Lektüre.«
    »Wieso?«, erkundigte sich Buhlen interessiert.
    »Na ja, die Novelle nimmt Wagner auf die Schippe. Es geht um das
Göttergeschlecht der Wälse, das Wotan in Wagners Ring der
Nibelungen zeugt. Und natürlich auch um inzestuöse Beziehungen zwischen Bruder und Schwester. Die heißen in der Novelle sinnigerweise Siegmund und
Sieglind.«
    Altehuus war wie erstarrt. Er warf Buhlen einen vieldeutigen Blick
zu.
    Der sprang auf. »Was sagen Sie da?«
    » Wälsungenblut ist eine Wagnerparodie«,
antwortete Rainer irritiert.
    »Nein, das danach.«
    »Inzest?«
    Buhlen kam zum Tresen und beugte sich zu Rainer hin. »Sind Sie sich
sicher, was den Inhalt dieses Buches angeht?«
    »Ich verstehe zwar nicht ganz, was die ganze Aufregung soll, aber
das weiß ich genau. Thomas Mann war Gegenstand meiner mündlichen Abiturprüfung
in Deutsch. Ich hatte im Leistungskurs …«
    »Dieses Buch haben wir in Knut Tohmeiers Koffer gefunden«,
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