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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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drohte mit hohen Strafen wegen ihrer
unzureichenden Kooperation, versprach Entgegenkommen beim Strafmaß, wenn sie
denn kooperierte, er schrie und schmeichelte, versuchte, die Beschuldigte mit
Kaffee zu bestechen – erfolglos. Heike Harms blieb stumm.
    Erst als er ihr eine Zigarette anbot, zeigte sie eine Reaktion. »Ich
werde nicht mit Ihnen sprechen. Holen Sie Enno«, erklärte sie. Es sollten ihre
einzigen Sätze zu Buhlen bleiben.
    Am Nachmittag gab der Hautkommissar auf und bat seinen Vorgesetzten
darum, den Juister Inselpolizisten zur Vernehmung hinzuzuziehen. Nach einigem
Hin und Her erfolgte dessen Zustimmung. Altehuus wurde angewiesen, unverzüglich
nach Norddeich zu fliegen, wo ihn ein Polizeiwagen erwarten würde, um ihn ins
Präsidium nach Aurich zu bringen.
    Um Punkt fünf Uhr wurde Heike Harms wieder in das Verhörzimmer geführt, in dem Enno Altehuus und
Dieter Buhlen bereits warteten, ein Aufzeichnungsgerät nebst Mikrofon
vor sich auf dem Tisch.
    Heike Harms wurde zu einem Stuhl geführt. Der uniformierte Beamte, der sie begleitet hatte, blieb an
der Tür stehen.
    »So, Herr Altehuus ist nun anwesend. Sind Sie jetzt bereit, meine
Fragen zu beantworten?«
    Heike Harms sah sich demonstrativ zu dem Uniformierten um. »Er muss
den Raum verlassen.«
    Buhlen nickte seinem Kollegen zu.
    »Und Sie auch. Ich rede nur mit Enno.«
    »Aber …«
    »Kein aber. Wenn Sie eine Aussage wollen, müssen Sie mich mit Enno
alleine sprechen lassen.«
    »Einen Moment.« Buhlen erhob sich, um diese weitere Forderung mit seinem
Vorgesetzten zu beraten.
    Nach fünf Minuten betrat er das Verhörzimmer wieder, blieb in der
geöffneten Tür stehen und nickte: »Einverstanden. Sollte das aber auch nur ein
Mätzchen sein, lasse ich Sie so lange in Ihrer Zelle schmoren, bis Sie
auspacken. Das verspreche ich.«
    Dann schloss er die Tür hinter sich und die beiden Juister waren
allein.
    Altehuus stand auf, ging um den Tisch herum und legte eine Hand auf
Heike Harms’ Schulter. »Mädchen, was machst du nur für Sachen?«, fragte er
leise.
    »Ach, Enno.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Das ist so
schrecklich«, schluchzte sie. »Ich bin so wütend und verletzt. Dieses Schwein!«
Minutenlang wurde sie von einem Weinkrampf geschüttelt. Enno Altehuus stand
lediglich still da, hielt die vor ihm Sitzende fest und wartete. Als sie sich
wieder gefangen hatte, fragte er: »Können wir dann?«
    Heike Harms nickte.
    Der Inselpolizist reichte ihr ein Taschentuch, umrundete den Tisch,
setzte sich und drückte die Aufnahmetaste. »Das Gerät läuft«, bestätigte er und
eröffnete das offizielle Verhör mit Formalien: »Dienstag, 31. Mai 2005, 17.20 Uhr. Anwesend Kommissar …«
    Heike Harms hörte dem monotonen Gemurmel ohne sichtliche Regung zu.
Als Altehuus geendet hatte, fragte sie ihn nach einer Zigarette. Er schob das
Päckchen und das Feuerzeug zu ihr hin.
    Dann begann er das Verhör: »Hast du Knut Tohmeier umgebracht?«,
fragte er direkt und sah ihr in die Augen.
    Sie senkte den Blick. »Ja«, flüsterte sie.
    »Warum?«
    Heike Harms schaute auf. »Er hat es verdient. Er war ein Schwein.«
    »Kein Mensch hat es verdient, ermordet zu werden.«
    »Knut schon.«
    »Das musst du mir erklären.«
    Heike Harms sog den Rauch ein und inhalierte tief. Leise fragte sie:
»Wusstest du, dass Knut mein Halbbruder war?«
    »Wir haben es vermutet.«
    »Er hat …« Auf ihrem Gesicht spiegelte sich Verzweiflung. Wieder
wurde sie von einem Weinkrampf geschüttelt. Die Zigarette fiel ihr aus der Hand
auf den Boden. Sie beachtete sie nicht, sodass Altehuus aufstand, die Kippe aufhob
und im Aschenbecher ausdrückte. Heike Harms schien das nicht zu mitzubekommen.
»Er hat sich unter einem falschen Namen an mich herangemacht. Tommy nannte er
sich. Tohmeier. Tommy. Was für eine Farce! Das war vor fast drei Wochen. Er war
charmant, lieb, vor allem verständnisvoll.«
    Mit zitternden Fingern klaubte sie eine neue Zigarette aus der
Packung und steckte sie an. »Ich fühlte mich geborgen, beschützt. Bei ihm
konnte ich den Ärger vergessen, den ich zu Hause hatte. Den ständigen Streit
mit Gerrit. Die kleinen Giftpfeile meiner Mutter. Wir träumten davon, zu heiraten.
Kannst du dir das vorstellen?«
    Sie schrie die nächsten Worte hinaus. »Dieses Schwein hat mit mir
geschlafen! Mit seiner eigenen Schwester! Und ich …« Ihr Blick wurde starr.
Sie sah durch Altehuus hindurch, als ob er nicht da wäre. Dann sprach sie
weiter. »Eigentlich hätte
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