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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo
Autoren: Jason Dark
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Mirella kriegte ihren Salat und schlug in einer theatralischen Geste die Hände vor das Gesicht. »Himmel, das ist ja wieder viel zuviel.«
    »Es sieht nur so aus, Signora. Alles ist eigentlich sehr leicht und gut bekömmlich.«
    »Das will ich auch hoffen.« Sie beugte sich vor. »Was haben Sie denn Gutes auf dem Teller, John?«
    »Perfekt«, lobte ich.
    »Das sieht man.«
    Der Ober zog sich zurück, nachdem er uns einen guten Appetit gewünscht hatte, und wir ließen es uns schmecken. Ich war wirklich begeistert, denn der hauchdünn geschnittene Lachs harmonisierte phantastisch mit dem ebenfalls hauchdünn geschnittenenen Seeteufel.
    Die Marinade umspielte den Geschmack raffiniert.
    »Ist es gut?«
    »Super.«
    Während des Essens schwiegen wir. Daß in diesem Bistro gut gespeist wurde, sahen wir allein daran, daß immer mehr Gäste kamen und ihre reservierten Plätze einnahmen. Auch der Blick nach draußen zog sie an, und ich fühlte mich mittlerweile sehr wohl. Natürlich war ich nicht gekommen, um irgendwelche Geschäfte zu machen. Ich wollte mich in diesem Hotel mit einem Mann treffen, der mir angeblich Unterlagen über die Weiße Macht besorgen konnte. Wie der Mann hieß, wußte ich nicht.
    Er hatte sich nur zweimal bei mir gemeldet und mich gebeten, kein Wort darüber zu verlieren. Natürlich hatte ich meinen Chef eingeweiht, und Sir James hatte die Einwilligung für die zweitägige Reise gegeben. Bisher hatte ich von diesem Informanten nichts gehört. Ich wäre auch nicht traurig darüber gewesen, wenn er nicht gekommen wäre, denn Mirella Daleras Gesellschaft war mir viel angenehmer.
    Allerdings konnte ich ihr nicht sagen, weshalb ich mich in Mailand aufhielt und legte mir schon einige gute Ausreden zurecht, die auch glaubhaft klangen.
    Sie beobachtete mich während des Essens, lächelte hin und wieder oder durchforstete mein Gesicht mit forschenden Blicken. Bis ich schließlich fragte, was denn los wäre.
    »Ich denke über Sie nach, John.«
    »Lassen Sie das, Mirella, so interessant bin ich nicht.«
    »Ein Irrtum, John. Wer immer in diesem Hotel wohnt, der ist interessant.«
    »Wie Sie meinen.«
    Die Sängerin klaubte ihren letzten Scampi vom Salatteller und aß ihn mit sichtlichem Genuß. »Warum wollen Sie mir nicht sagen, was Sie hier nach Milano geführt hat?«
    Ich nahm die Serviette und tupfte meine Lippen ab, auch eine Geste der Verlegenheit. »Nun, das ist nicht leicht. Es geht wirklich um Geschäfte.«
    »Welcher Art?«
    »Ich suche Antiquitäten.«
    »Ach.«
    »Ja.«
    Sie war so baff, daß sie zunächst einmal nichts sagte und auch regungslos sitzen blieb. »Damit hätte ich nicht gerechnet. So sehen Sie gar nicht aus.«
    »Meinen Sie?«
    »In der Tat.«
    »Dann sagen Sie mir bitte, als was Sie mich eingeschätzt hätten. Da bin ich sehr gespannt.«
    Sie überlegte sich die Antwort deshalb, weil der Ober abräumte und nach einem Dessert fragte. Beide bestellten wir einen Espresso, dann stemmte Mirella ihre Ellenbogen auf den Tisch und legte die Hände zusammen, so daß die Arme zusammen mit dem Tisch ein Dreieck bildeten. »Ich habe Sie für einen Rechtsanwalt gehalten, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Das war mein Vater.«
    »Aha, dann war ich nicht ganz so weit weg.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hätte eigentlich Anwalt werden sollen, doch das war kein Beruf für mich. Zu trocken. Zuviel Büro und Gericht. Ich fühle mich in meiner Rolle schon wohl. So reise ich umher und versuche, wertvolle Kunstgegenstände zu ersteigern.« Daß in Mailand eine Versteigerung stattfand, hatte ich auf einem Plakat gelesen.
    Mirella Dalera schnalzte mit der Zunge und zog danach einen Schmollmund. »Soll ich Ihnen das glauben?«
    »Warum tun Sie es nicht einfach?«
    »Das ist mein Problem.«
    »Inwiefern?«
    »Nicht, daß ich mißtrauisch Ihnen gegenüber wäre, aber ich mache mir eben von einem Menschen immer meine eigenen Vorstellungen. Es ist ein Hobby von mir. Wenn ich jemand sehe, versuche ich immer herauszufinden, welchem Beruf er nachgeht. So erkennt man den Beamten oft schon auf eine große Entfernung hin. Ebenso verhält es sich mit einem Künstler. Ein Bankangestellter würde nie mit einem schwarzen Schlapphut und einem langen Schal zum Dienst gehen, wie Sie sich denken können.«
    »Das stimmt.«
    Sie wies mit einem Finger auf mich. »Bei Ihnen hatte ich gedacht, daß Sie so etwas wie ein«, jetzt mußte sie doch lachen, »Agent oder etwas Ähnliches sind.«
    »Geheimagent. Ein James
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