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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo
Autoren: Jason Dark
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ich ihr zu.
    Natürlich tranken wir besten Champagner, das hatte sich die Diva nicht nehmen lassen. Wie sie behandelt worden war, hatte bei mir ein anerkennendes Nicken hinterlassen. In diesem Luxus-Hotel war sie voll und ganz akzeptiert worden.
    Wir hatten unser Essen bereits ausgesucht und waren wirklich bei einer Kleinigkeit geblieben. In dieser Atmosphäre mußte das Essen schon erstklassig sein, denn es gab zu viele andere Dinge, die davon ablenkten. Da war vor allen Dingen das Fenster in unserer direkten Nähe, das uns einen Blick auf den Mailänder Dom gestattete, der wie eine angestrahlte Festung dort stand.
    Auch um diese Zeit noch waren Menschen auf dem großen Platz vor dem Dom. Nicht weit entfernt lagen die berühmten Einkaufsstraßen, die weltbekannten Passagen mit all den Luxusläden.
    Unser Essen hatten wir bereits ausgesucht. Ich hatte mich für eine leichte Kräutersuppe entschieden, und anschließend wollte ich ein Capaccio vom Lachs und Seeteufel essen, gewürzt mit einer besonderen Marinade.
    Die Sängerin dachte mehr an die Linie. Ein großer Salat sollte für wenig Kalorien sorgen.
    Ich hatte die Suppe bereits gegessen, war hochzufrieden gewesen und wartete auf meinen Hauptgang.
    Auch Mirella wartete, wobei sie mich aus ihren dunklen Augen funkelnd anschaute. Ich lächelte zurück und erkundigte mich nach ihren Gedanken.
    »Die will ich Ihnen verraten, John.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Ich frage mich schon die ganze Zeit über, was Sie nach Milano getrieben hat.«
    »Geschäfte.«
    »Oh, nein, nicht so. Ich bitte Sie.« Die Sängerin schüttelte den Kopf.
    »Das ist zu wenig. Sie enttäuschen mich. Ich hätte die Antwort nie von Ihnen erwartet.«
    »Es stimmt aber.«
    »Welche Geschäfte denn?« Sie beugte sich vor und rieb ihre Hände gegeneinander. »Sie wissen doch, daß wir Frauen immer sehr neugierig sind. Womit beschäftigen Sie sich? Mit Mode?«
    Jetzt mußte ich lachen. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Milano ist die Stadt der Mode.«
    »Stimmt, ich vergaß, aber damit habe ich nichts zu tun.« Ich leerte das Champagnerglas, weil der Ober mit dem Wein kam. Wir hatten uns auf einen leichten Italiener aus dem Süden geeinigt. Ein sizilianisches Vulkangewächs, trocken, aber sehr edel. Ich probierte, war angetan, was ich durch ein Nicken mitteilte, und der Ober schenkte ein.
    Wieder prosteten wir uns zu. Mirella lachte. »Es ist einfach herrlich, so zu leben.« Sie trank und verdrehte die Augen. »Wissen Sie, John«, wieder lachte sie. »Ich bin richtig in Stimmung. Ich glaube, ich habe schon einen Schwips. Das Bier vorhin, aber es ist egal.« Sie winkte ab. »Heute ist heute, und morgen ist morgen.«
    »Und Ihren Schwächeanfall haben Sie überwunden?«
    Sie breitete die Arme aus, als wollte sie mich umfangen. »Wie Sie sehen, fühle ich mich pudelwohl.«
    »Das freut mich.«
    »Es ist auch toll.«
    »Aber darüber nachgedacht haben Sie schon, nicht wahr?«
    »Klar.« Sie hob die Schultern. »Wer hätte das denn nicht getan an meiner Stelle?«
    »Ist richtig. Haben Sie denn den Grund herausfinden können?«
    Für einen Moment verschloß sich ihr Gesicht. Es sah aus, als wäre eine dunkle Wolke über die Stirn gefallen. »Das ist natürlich schwer zu erklären, ich schiebe es mal auf den Streß, der mich in den letzten Tagen nicht aus den Klauen gelassen hat. Die Proben sind schlimm gewesen. Wenn Sie mit einem Regisseur arbeiten, der sich selbst als Perfektionist ansieht, dann verlangt er von seinen Leuten natürlich das gleiche. Und da ist es nun mal schwer, ihn zufriedenzustellen. Er hat jeden Tag neue Ideen, auf die wir uns einstellen müssen.«
    »Wie macht sich das denn in der Praxis bemerkbar?«
    »Er verändert das Bühnenbild. Die markierten Stellen und Standorte, die gestern noch gestimmt haben, kannst du heute vergessen. Da spukt ihm immer wieder etwas durch den Schädel, er baut neu auf, er will den Auftritt mal von der rechten, dann von der linken Seite. Fehlt nur noch, daß wir aus der Höhe des Schnürbodens auf die Bühne hinabschweben.« Sie winkte heftig ab. »Himmel, jetzt bin ich schon wieder bei meiner Arbeit. Wir wollten uns doch amüsieren.« Sie hob ihr Glas an. »Salute, John, auf uns, auf die ganze Welt.«
    Darauf tranken wir. Auch machte mir der Abend Spaß, denn wer saß nicht gern mit einer schönen interessanten Frau zusammen? Beide Attribute trafen auf Mirella Dalera zu.
    Der Ober kam in dem Augenblick, als die Sängerin wieder eine Frage stellen wollte.
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