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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo
Autoren: Jason Dark
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Bond?«
    »Nicht ganz so schlimm?«
    »Da haben Sie sich geirrt.«
    Unser Espresso wurde serviert, und die Sängerin schüttelte den Kopf.
    »Ich bin mir noch immer nicht so sicher, ob Sie mir die Wahrheit gesagt haben. So wie Sie sich um mich nach dem kleinen Schwächeanfall gekümmert haben, das hat profihaft ausgesehen, John.«
    »Ho, das müssen Sie mir erklären.«
    Sie trank einen vorsichtigen Schluck und sagte: »Tut mir leid, ich kann es nicht. Es gibt oft Dinge im Leben, die sieht man und kann sie nicht erklären.« Ihre Lautstärke sank etwas ab, und Mirella kam mir vor, als wäre sie plötzlich tief in den Sack ihrer eigenen Erinnerungen hineingetaumelt. Sehr versonnen schaute sie ins Leere. Ihre Stirn umwölkte sich. Ich trank mein Weinglas leer und beobachtete sie skeptisch.
    »Ja, genau das ist es, John?«
    »Was ist was?«
    »Ihr Blick!«
    Jetzt war ich es, der Überraschung zeigte. »Wie kommen Sie denn darauf, Mirella?«
    »Das ist sehr einfach, wenn man sich für Menschen interessiert. Ich habe es getan, ich tue es auch immer weiter. Ihr Blick ist forschend, er ist klar, er fordert heraus, er fragt zugleich, und einen derartigen Blick sieht man des öfteren bei Polizisten.«
    »Tatsächlich?« fragte ich amüsiert. »Hatten Sie denn schcon mit der Polizei zu tun?«
    »Einige Male. Dabei ging es nicht um mich. Ich bin als Zeugin gerufen worden. Man hat mich verhört, da habe ich die Polizisten eben eerlebt. Sie erinnern mich an Sie, John.«
    Ich trank den heißen Expresso in kleinen Schlucken. »Dann kann ich auch nichts ändern.«
    »Schade.«
    Die leere Tasse stellte ich wieder hin. »Warum ist das schade?«
    »Auch ich habe ein Problem…«
    Mirella hatte den Satz so ausklingen lassen, daß praktisch eine Nachfrage in der Luft lag. Ich aber ließ mir Zeit damit und schaute auf meine Hände. »Ist es sehr schlimm?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    Mich machte der Klang ihrer Stimme mißtrauisch. Als ich hochschaute und ihr Gesicht sah, schimmerten plötzlich Tränen in den Augen. »Meine Güte, was ist los?«
    Sie lächelte und tupfte die Tränen aus den Augenwinkeln.
    »Entschuldigen Sie, John, aber es ist tatsächlich ein Problem für mich.«
    »Hing es auch mit Ihrem Schwächeanfall zusammen?«
    »Si.«
    »Dann sollten Sie das, vorausgesetzt Sie haben genügend Vertrauen zu mir, auch erzählen.«
    »Ich habe Vertrauen zu Ihnen, John, sonst hätte ich das Thema nicht angeschnitten.« Für einen Moment schaute sie ins Leere, und dann fing sie mit ihrer Erzählung an…
    ***
    Da war die Maske, und da war das Messer!
    Beide Gegenstände waren normal, für Benito Kraus dennoch unwirklich, weil sie eben in dieser Umgebung erschienen und zudem noch in der Luft schwebten, als wären sie von irgendwelchen Händen gehalten worden, die aber nicht zu sehen waren.
    Er stand dicht neben seinem Stuhl und wußte nicht, wo er zuerst hinschauen sollte.
    Das Gesicht war so bleich. Hinzu kamen die dunklen Streifen auf den Wangen, die dann im Bart versickerten. Weinende Augen in einem Gesicht, das gleichzeitig einen irren Haß abstrahlte, und Kraus kam sich wie das Opfer auf der Schlachtbank vor. Er wußte, daß dieses Gespenst oder Phantom erschienen war, um ihm das Leben zu nehmen.
    Er konzentrierte sich auf das Messer. In der Luft bewegte es sich zuckend von oben nach unten und hinterließ dabei einen fauchenden Laut. Demnach war es echt und nicht irgendeine Projektion oder ein Hologramm. Er überlegte weiter. Es gab Tanzveranstaltungen, da trugen die Akteure eine derart tiefschwarze Kleidung, daß sie in der Dunkelheit nicht zu sehen waren. Nur die Köperteile, die gesehen werden sollten, waren durch einen hellen, oft leuchtenden Stoff markiert. Dem Zuschauer kam es dann vor, als würde sich ein Kopf oder würden sich Hände und Beine allein über die Bühne bewegen.
    Das stimmte hier nicht, denn das Messer war einfach zu weit vom Kopf entfernt. Von den Proportionen her kam es überhaupt nicht hin. Es hätte allerdings eine normale Erklärung gegeben, wenn sich zwei Personen diesen makabren Scherz erlaubt hätten.
    Nur kannte der Regieassistent keinen, dem er einen derartigen Scherz zutraute.
    Nein, das hier war mehr.
    Hier ging es um ihn. Höchstwahrscheinlich auch um sein wertvolles Leben. Er dachte auch an die Arie, die er im Hintergrund gehört hatte.
    Sie war jetzt verstummt, kein fremder Laut unterbrach die Stille auf der Probebühne, selbst er hielt den Atem an.
    Wieder bewegte sich die Klinge.
    Und abermals
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