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Töte, Bajazzo

Töte, Bajazzo

Titel: Töte, Bajazzo
Autoren: Jason Dark
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erotische Szenen nicht ausgeschlossen. Er wollte damit zeigen, daß trotz aller Technik und Vorwärtsbewegungen die alten Leidenschaften nicht unterdrückt werden konnten. Nach wie vor standen Liebe, Haß und Eifersucht so hoch im Kurs, daß sie sich von der modernen Zeit nicht trennen ließen. So groß konnte die Abwechslung einfach nicht sein.
    Eine verrückte Idee, von der sich Furona nicht hatte abbringen lassen. Er wollte sie durchziehen. Bis zum bitteren Ende, und er hatte keinen außer Benito Kraus eingeweiht und ihn mit Realisierungsvorschlägen beauftragt, denn er selbst war durch mehrere Pressetermine verhindert.
    So blieb alles an Kraus hängen.
    Der war mehr als sauer.
    Er fluchte.
    Er schaute immer wieder auf die Zeichnung, die das normale Bühnenbild darstellte. Dabei überlegte er, wo er die Monitore aufstellen sollte, denn es war nicht so einfach, sie so zu plazieren, daß sie den Zuschauer vom eigentlichen Geschehen nicht ablenkten. Sie sollten präsent sein, sie sollten nicht übersehen werden, aber auch nicht zu sehr stören. Das alles in die Reihe zu bringen, war mehr als schwierig, beinahe sogar unmöglich, doch daß Furona des öfteren das Unmögliche verlangte, dafür war er bekannt.
    Was also tun?
    Schon mehr als eine Stunde brütete Kraus über den Zeichnungen. Er hatte Ideen gehabt, sie auch schriftlich fixiert, aber die Zettel jedesmal weggeworfen, denn immer dann, wenn er fertig war und sich in die Rolle des Zuschauers hineinversetzte, kam ihm die Neuerung nicht nur lächerlich, sondern auch ablenkend vor, und dafür hatte er eben keinen Sinn.
    Er stand dicht davor, das seinem Chef mitzuteilen.
    Mit dem Widerspruch allerdings war das so eine Sache. Den hörte sich Furona an, und manchmal, da mußte man schon Glück haben, akzeptierte er den Einspruch.
    In der Regel ging er keine Kompromisse ein, und Kraus konnte sich vorstellen, daß er in diesem Fall auch so handeln würde.
    Nichts würde er mit sich machen lassen. Es würde keinen Kompromiß geben, schon gar nicht bei einer derartig verrückten Idee, die er dem Publikum präsentieren wollte, zumal er davon überzeugt war, daß die Mailänder dafür reif waren.
    Benito Kraus schwitzte über den Plänen. »Wo stelle ich die verdammten Monitore hin?« keuchte er. »Wo, verfluchte Scheiße?« Er schrie und sprang von seinem Drehstuhl hoch. Mit einer wütenden Bewegung schleuderte er den Bleistift auf das Papier, raufte seine dunklen Haare und trat mit dem rechten Fuß auf.
    Die Reaktion brachte ihm auch keine Lösung. Er würde sich wieder hinsetzen müssen und weitermachen.
    Stöhnend ließ er sich auf den Stuhl fallen. Mit dem Tuch wischte er sich den Schweiß vom Gesicht, stierte in das Dunkel der Probebühne, die kleiner war als die normale, ansonsten aber identisch mit der echten. Die Dunkelheit waberte wie grauer Schleim über der Hache. Nur er saß im Licht, ansonsten waren nur die Schatten vorhanden, in denen sich alles mögliche verbergen konnte.
    Plötzlich fror er.
    Es lag nicht an der Temperatur, mehr an seinem inneren Zustand, denn er spürte die Furcht. Sie war wie eine nagende Maus, die sich ihren Weg bahnte, und er merkte, wie sich sein Rücken spannte. So allein war er noch nie im Theater gewesen, und jetzt erst fiel ihm ein, wie allein er tatsächlich war.
    Für viele Menschen waren die Theater und die Bühnen geheimnisvolle Stätten. Automatisch fiel ihm die Geschichte vom Phantom der Oper ein, und als er daran dachte, mußte er grinsen. Seine Lippen verzerrten sich dabei. Das gab es nicht in Wirklichkeit. Es war ein Buch, ein Film, ein Musical, doch in den Gewölben der Scala lauerte sicherlich kein Killer mit silberner Halbmaske.
    Warum dann sein verdammtes Gefühl, seine Furcht und dieser Druck im Innern?
    Benito Kraus konnte sich darauf keinen Reim machen. Aber wie viele Künstler war auch er ein Mensch, der sehr auf seine Gefühle achtete und ebenfalls gewissen Ahnungen nachging, die für ihn so etwas wie eine Warnung waren.
    Seine Pläne interessierten ihn momentan nicht. Wie zum Sprung bereit hockte er auf seinem Drehstuhl. Eine Hand flach auf den Schreibtisch gelegt, als wollte er sich im nächsten Moment abstützen, die andere zur Faust geballt. Eine Geste, die seine innere Zerrissenheit widerspiegelte, denn auf der einen Seite wollte er sich der Gefahr stellen, und auf der anderen hatte er vor, sich so rasch wie möglich wieder zurückzuziehen.
    So saß er auf dem Platz und starrte in die Dunkelheit. Nichts hatte
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