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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen
Autoren: Coreene Callahan
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über ihre Wangen rannen.
    Wie hatte sie so blöd sein können?
    Sie hatte Bastian bei allem, was er tat, bekämpft. War panisch davongerannt, anstatt die Stellung zu halten. Die ganzen »Was-Wenns« formten eine Litanei, die sie nicht mehr aus dem Kopf bekam. Oder sich vergeben konnte. Denn ihretwegen lag der Hafen von Seattle in Schutt und Asche, und Angela Keen war wahrscheinlich tot.
    Eine weitere Welle »Was-Wenns« rollte durch ihren Kopf. Verdammt. »B-Bastian?«
    »Was ist, Bellmia? « So weich wie sein Flug umgab sie seine Stimme wie ein warmes Streicheln.
    »Glaubst du, Rikar wird sie finden?«
    Er schwieg einen Moment lang, und sein Schweigen sagte ihr alles, was sie wissen musste. Die Chancen, dass Angela es aus dem Hafen herausgeschafft hatte, standen schlecht.
    »Rikar ist der beste Spurensucher, den wir haben, Myst.« Er neigte sich leicht zur Seite, als er die Flugrichtung änderte. Sie erhaschte einen Blick auf den Wald unter ihnen, bevor er sich wieder gerade richtete. »Wenn sie dort draußen ist, wird er sie finden.«
    Sein wenn schenkte ihr keinen Trost, und sie kuschelte sich an ihn, wollte ihm so nah sein wie nur möglich. Es war seltsam, das wusste sie. Vor einer Woche hatte sie nicht einmal gewusst, dass Drachen existierten. Jetzt bekam sie nicht genug von ihnen – zumindest von einem. »Es tut mir so leid.«
    »Schhh, Bellmia. « Bastian flog schräg durch den Nachthimmel und trug sie über die Baumwipfel. Die Landschaft fiel schroff über einen Abgrund, der skelettartige Umriss des immergrünen Waldes löste sich in nichts auf. Sie hörte das Rauschen des Flusses, bevor sie das mitternachtsblaue Band unter ihnen erblickte. »Wir sind gleich zu Hause.«
    Das Zittern wurde schlimmer, ihr ganzer Körper bebte. »Ich w-wollte nicht, dass jemand v-verletzt wird.«
    »Ich weiß.« Sein sanfter Tonfall strich in einer beruhigenden Welle über sie hinweg, liebkoste sie, schenkte ihr ein Verständnis, das sie nicht verdiente. »Halt dich fest, Süße. Wir fliegen durch den Wasserfall.«
    Es schnürte ihr die Kehle zu, als Bastian um die Flusskurve flog. Sie hätte den Druck auf ihrer Brust leicht auf die plötzliche Änderung der Flugrichtung schieben können. Aber Myst hatte genug davon, sich etwas vorzumachen. Sie war schuld. All ihr Widerstreben, ihre Angst und die Weigerung, die Wahrheit über Bastian zu akzeptieren, hatten die Ereigniskette ausgelöst. Und sosehr sie es auch wollte, sie konnte nichts davon ungeschehen machen.
    Jetzt musste sie ihren Anteil an dem Schmerz in dieser Nacht tragen.
    Ganz gleich, wie schrecklich die Konsequenzen waren.
    Ihre Fantasie schickte ihr jede Menge entsetzlicher Bilder, entwarf zahllose Worst-Case-Szenarien. Vielleicht würden die Nightfury mit dem Finger auf sie zeigen: sie hassen, sie beschuldigen, sie schlichtweg ablehnen. Ein schnelles Löschen ihrer Erinnerung und ein Tritt in den Hintern waren alles, was sie brauchten, um sie aus dem Black Diamond hinauszuwerfen. Aber der schlimmste Gedanke – der ihr wirklich Angst einjagte?
    Vielleicht wollte Bastian sie nicht mehr.
    Kalter Nebel benetzte ihre nackten Arme. Die feuchte Berührung war sanft, kaum spürbar. Trotzdem sah sie auf. Die majestätisch herabstürzenden Wassermassen kamen in Sicht. Wie ein Vorhang fiel der Wasserfall in Blau- und Weißtönen durch das Mondlicht. Ohne langsamer zu werden, hielt Bastian direkt darauf zu. Sie schnappte nach Luft und zog den Kopf ein, klammerte sich fest, als er die Wasserwand durchschnitt. Das kalte Bad ließ sie zusammenzucken, durchnässte sie bis auf die Haut. Dunkelheit senkte sich über sie und umgab sie mit feuchter, modriger Luft.
    Am Ende des Tunnels erschien ein Leuchten.
    Myst stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte, und hieß das Licht willkommen, während Bastian unter den magischen Lampen hindurchflog. Als er auf der Landezone aufsetzte, verwandelte er sich, wurde zu dem Mann, den sie kannte. Liebte. Mehr brauchte als sonst jemanden auf der Welt.
    Mit einem Schluchzen warf sie sich in seine Arme. Er fing sie auf, setzte sich auf den Steinboden, zog sie auf seinen Schoß und umgab sie mit seiner Wärme. Unfähig, ihn anzusehen, vergrub sie das Gesicht an seiner Brust, atmete ihn ein, beruhigte sich selbst mit seiner Stärke und seinem vertrauten Geruch.
    Er murmelte besänftigend auf sie ein, zog sie zärtlich an sich. »Es ist alles gut, Myst. Du bist in Sicherheit.«
    Seine Stimme rollte über sie hinweg wie das Meer. Tief und warm spülte
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