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Toedliches Verlangen

Toedliches Verlangen

Titel: Toedliches Verlangen
Autoren: Coreene Callahan
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weitere Explosion, näher diesmal, brachte den Container zum Beben. Als er quietschend hin und her schwankte, erzitterte der Boden unter ihr, dass ihr ganzer Körper vibrierte. Schmerz folgte, erinnerte sie an die Schläge. Die Verletzungen ertrug sie. Die Angst, dass Ivar zurückkehrte, dagegen nur schwer.
    Gegen ihren Willen begannen ihre Zähne zu klappern. Plötzlich ergriff sie ein seltsames Gefühl, strich gespenstisch über ihr Rückgrat. Bastian. Gott, er war so nah. So nah!
    Sie rollte sich auf den Rücken, starrte auf die gewellte Decke und schrie seinen Namen. Wieder und wieder, bis sie sich an den Tränen verschluckte, die sie nicht mehr zurückhalten konnte. Jeder Schrei wurde zu einem Schluchzen, und sie verrenkte die Gliedmaßen, versuchte, ihre Fesseln zu lockern. Alles, was sie brauchte, war ein bisschen Spiel. Wenn sie eine Hand freibekommen könnte. Wenn sie nur …
    »Komm schon. Komm schon.« Diese verfluchten Kabelbinder. Die Dinger funktionierten besser als Seile und Ketten. Das Plastik gab kein Stück nach. »Gottverdammt!«
    Sie versuchte es mit den Beinen, spannte die Füße an, um die Schuhe auszuziehen. Ohne die Reeboks könnte sie vielleicht …
    Ein unheimliches Kreischen ertönte über ihr. Myst blieb stocksteif liegen und starrte zur Decke, voller Angst, das Arschloch könnte zurückkommen und sie holen. Sie zuckte zusammen, als ein Scheppern die Luft durchschnitt. Es folgte ein tiefes Knurren, dann das Geräusch von Klauen, die den Stahl bearbeiteten. Myst arbeitete schneller, wiegte sich wie eine Wahnsinnige vor und zurück, kämpfte gegen die Gefangenschaft und ihre Angst.
    Etwas spritzte gegen die Rückwand des Containers. Sie atmete schwer, kam auf die Knie, betete, dass wer auch immer sein Lager auf der anderen Seite der Wand aufgeschlagen hatte, auf ihrer Seite war. Das Zischen hörte sie zuerst … dann sah sie das Feuer. Eine dünne Linie flammte auf, schnitt durch den Stahl wie ein Schweißbrenner, beschrieb nahe der Oberseite einen Bogen und glitt dann wieder zu Boden.
    Eine Tür.
    Wartend zitterte sie in der Kälte – fürchtete das Schlimmste, erhoffte das Beste –, während sich die Flamme durch den Stahl fraß. Mit einem kratzenden Geräusch fiel das ausgeschnittene Stück nach innen, dröhnte laut, als es auf dem Boden aufschlug. Rauch wallte in den Container. Der beißende Geruch schnitt ihr in die Kehle, dann löste sich die Wolke auf und gab ihr freie Sicht nach draußen. Sie erhaschte eine Bewegung, etwas Violettes blitzte auf.
    »Bastian?«, flüsterte sie, ihre Stimme klang so unsicher, wie sie sich fühlte.
    Ein riesiger Mann erschien im Durchgang.
    Mysts Herzschlag beschleunigte sich auf das Dreifache. Nicht Bastian.
    Einen Moment lang stand der Kerl reglos im tiefen Schatten, dann senkte er den Kopf und trat in den Container. Sie rutschte nach hinten, hielt den Blick auf sein Gesicht gerichtet … und auf die glühenden Amethyste, die sie fixierten.
    O Gott. Er war kein Mitglied des Nightfury-Clans.
    »Myst Munroe«, sagte er, ein rauer, schottischer Akzent färbte seine tiefe Stimme.
    Unter gewöhnlichen Umständen sehr angenehm, aber jetzt? Gefiel ihr der Klang ganz und gar nicht. Oder die Tatsache, dass er sie unter seinen schwarzen Brauen anstarrte. Es war kein gutes Zeichen, und als er auf sie zukam und lange Schatten auf die Stahlwände malte, wollte sie schreien. Stattdessen schluckte sie, versuchte, nicht zu zittern, und ließ ihn nicht aus den Augen. Auf gar keinen Fall würde sie den Blick senken. Der Kerl war splitterfasernackt. Nicht einmal Schuhe hatte er an.
    Er zog die Brauen zusammen. »Du bist die Krankenschwester.«
    Mit bebender Unterlippe nickte sie. »W-wer sind Sie?«
    »Forge.« Er blieb einen Schritt vor ihr stehen und ging in die Hocke, bis er auf gleicher Höhe mit ihr war. »Du kanntest meine Caroline.«
    Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder. Sie schüttelte den Kopf, studierte sein Gesicht, versuchte zu erraten, was er vorhatte. Der amethystfarbene Blick, der dem ihren begegnete, war ruhig: weder List noch Tücke lagen darin. Sie erkannte seinen Schmerz, hörte ihn in seiner Stimme, als er Carolines Namen aussprach. Seine Ehrlichkeit verlangte eine ebensolche Antwort. Sie folgte dem Bedürfnis. Ihr Instinkt warnte sie, dass es ein gefährliches Spiel war, einen Drachen anzulügen.
    »Caroline war meine Freundin. Ich war bei ihr, als sie starb.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie schaffte es nicht, sie zurückzuhalten.
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