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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut
Autoren: Beth St. John
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auf die junge Frau, dass sie sich sicher war, dass es
besser wäre, seinen Ratschlag zu beherzigen. Und so hörte sie auf zu
schreien und sich zu wehren. Sie zwang sich, still zu halten.
Trotzdem war sie so in Panik, dass sie nicht aufhören konnte zu
weinen. Alle möglichen Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Was
wollten die Kerle von ihr? Und wie könnte sie um Hilfe rufen? Sie
hatte ab morgen Urlaub und lebte alleine, keiner würde sie in den
nächsten zwei Wochen vermissen.
    Plötzlich sagte der andere in
sanfterem Tonfall zu ihr: „Brauchst du nicht heulen, wird dir
niemand weh tun.“
    Tatsächlich beruhigte sich Sophie
ein wenig. Es erschien ihr logisch, dass, wenn man sie hätte
umbringen wollen, dies bestimmt schon längst erledigt wäre. Sie
erlangte ihre Fassung wieder und begann, sich auf ihre Umgebung und
die Geräusche zu konzentrieren.

    Eine gefühlte Stunde später hielt
das Fahrzeug plötzlich an und der Fahrer öffnete die Schiebetür des
Vans. Die beiden Männer stiegen aus und griffen Sophie dabei rechts
und links unter den Armen. Sie liefen mit ihr über einen Weg mit
kleinen Kieselsteinchen, die unter ihren Schritten knirschten. Sie
versuchte, Gerüche wahrzunehmen, doch das war unter dem stickigen
Sack, unter dem ihr Kopf steckte, sehr schwer. Es roch nach modriger
Jute mit der leichten Note eines feuchten Kellergewölbes. Nach kurzer
Strecke gingen sie mehrere flache Stufen hinauf und man konnte eine
schwere Holztür knarzen hören.
    Offenbar mussten sie sich in einer
Eingangshalle befinden, denn die Fußschritte hallten hier
unheimlich laut. Als sie stehen blieben, hörte Sophie eine ihr
bislang unbekannte männliche Stimme, die sagte: „Ihr habt sie,
das ist ja sehr erfreulich. Er wird zufrieden sein.“
    Es war eine sehr alt klingende,
schier brüchige Stimme, Sophies lautes Herzklopfen machte es ihr
schwer, ruhig und konzentriert zu bleiben. Sie wurde wieder nervös
und ihr Atem ging schneller, als die Gestalt mit dem osteuropäischen
Akzent ihr zuflüsterte: „Sage ich doch, brauchst du keine Angst
haben, keiner tut dir weh, vielleicht der Nick, aber wir nicht“,
und es hörte sich an, als ob die andere Gestalt mit der alten Stimme
lachte. Dann setzten sie Sophie auf einen großen gepolsterten
Stuhl, der mit Samt bezogen war. Das konnte sie fühlen, obwohl ihr
die Hände hinter ihrem zierlichen Rücken gefesselt worden waren. Sie
spürte auch Verzierungen und Stickereien, es musste sich um einen von
diesen barocken Stühlen handeln, wie sie in Schlössern und Palästen
vorzufinden sind.
    Benommen von Angst malte Sophie sich
aus, wie die Queen höchstpersönlich gleich vor ihr stünde und ihr zu
ihrer tollen Arbeit gratulieren würde. Plötzlich hörte sie laute
Schritte auf sie zukommen. Auf diesem massiven Steinboden hallten
diese Schritte noch viel stärker als ihre eigenen wenige Minuten
zuvor. Endlich nahm ihr jemand von hinten den Sack vom Kopf. Sophie
jedoch kniff fest ihre Augen zusammen und senkte den Kopf, weil sie
gar nicht sehen wollte, wer oder was da auf sie zukam. Die Schritte
stoppten.

    ***

„Öffnen Sie Ihre Augen,
Sophie“, sagte eine unheimlich tief klingende und sehr
männliche Stimme zu ihr. Lyrischer
Bariton hätte Sophie
geraten, falls man sie in einer Oper danach gefragt hätte. Sie folgte
dem Befehl und erblickte diesen großen, breitschultrigen und
sehr maskulinen Mann. Seine dunklen, kurz gelockten Haare bildeten
einen starken Kontrast zu seinen fast farblosen, silbrig grauen
Augen. Er war das, was Sophie als „genau ihren Geschmack“
beschreiben würde. Er trug einen eleganten schwarzen Anzug und ein
weißes Hemd darunter. Seine Manschettenknöpfe passten auffällig
gut zu dem schweren Siegelring an seiner linken Hand. Wenn die junge
Frau nicht so viel Angst um ihr Leben gehabt hätte, hätte sie dem
attraktiven Fremden wohl ein freundliches Lächeln entgegen gebracht.

    „Warum bin ich hier?“,
fragte Sophie leise.
    Da näherte sich der Greis, dessen
alte Stimme sie vorhin gehört hatte. Er hatte ein faltiges Gesicht
und einen krummen Rücken. Sein Alter schätzte sie auf neunzig, wenn
nicht noch älter. „Sprich nur, wenn er dich etwas gefragt hat,
ansonsten sei lieber still.“
    Es schien eine strenge Hierarchie zu
geben. Der beeindruckende Mann im Anzug musterte Sophie überrascht.
Die zierliche Person saß ziemlich hilflos auf diesem großen
Stuhl, von welchem ihre Füße gerade so den Boden berührten.
Ihre langen braunen Locken fielen ihr
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