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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick
Autoren: Lucie Flebbe
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erinnern, es schon einmal gesehen zu haben.
    »Keine Sorge. Gitta hat mir angeboten, ein Jahr in ihrer Ferienanlage zu jobben. Als Pferdepflegerin und Mädchen für alles und so.«
    Ich ließ die Arme sinken: »Das klingt ja nach einer Spitzenidee!«
    Curly nickte: »Ich muss weg, bevor Stani mich findet. Der ist wieder draußen und stinksauer auf mich.«
    Moment mal. »Woher weißt du das?«
    Curlys Gesicht verdunkelte sich. Sie senkte schuldbewusst den Blick. »Esmeralda hat mir eine SMS geschrieben«, gestand sie zerknirscht.
    »Esmeralda hat deine Handynummer?« Ich stöhnte über diese hartnäckige Form der Hirnlosigkeit. »Die will dich nur einschüchtern, damit du zurückgetrabt kommst.«
    »Stani wird mich nie in Ruhe lassen.« Curly schüttelte den Kopf. »Übrigens würde ich an deiner Stelle auch aufpassen, immerhin hast du ihn angezeigt.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wenn ich ihm noch mal die Nüsse knacken soll, kann er gern herkommen.«
    Curly ließ kopfschüttelnd ihre Sporttasche sinken: »Du hast keine Ahnung.«
    »Dann klär mich mal auf.«
    Curly biss sich auf die Lippen.
    Ich wartete.
    Sie schüttelte die buschige Mähne.
    »Ich finde, ich habe eine Erklärung verdient, bevor du dich verpisst«, meinte ich.
    Curly schürzte nachdenklich die Lippen: »Stani würde ausrasten.«
    Ich rüttelte an meinem Ohrläppchen: »Ich höre immer Stani?«
    »Ich will ihn nicht ärgern.«
    »Genau. Solange du ihn nicht ärgerst, ist er ja ein ganz Netter, der armen Mädchen einen schicken Job im schönen Deutschland besorgt«, knurrte ich ironisch. »Müssen Nandi und die anderen diese Geschichte eigentlich auswendig lernen?«
    Curly zuckte zusammen, als ich die anderen Mädchen erwähnte. Sie funkelte mich wütend an.
    »Wie kriegt er es hin, euch so einzuschüchtern?«
    Curly griff sich mit beiden Händen in die dicken Locken. »Mädchen, die Schwierigkeiten machen, lässt Stani einfach verschwinden.«
    »Verschwinden? Simsalabim?«
    »Angeblich hat er einen Onkel in Sankt Petersburg, der auch im – im Geschäft ist. Und der ist nicht so nett wie er selbst, sagt Stani. Angeblich hat der Onkel viele reiche Kunden, die eine Menge für Frauen zahlen, die niemand sucht.«
    Ich runzelte die Stirn.
    Curlys Stimme vibrierte: »Vor einem halben Jahr wollte Estelle einen Freier anzeigen, der sie zusammengeschlagen hat. Da ist tatsächlich ein Cousin von Stani aufgetaucht und hat sie mitgenommen. Und vor vier Wochen hat Paloma versucht abzuhauen, weil ich es ihr vorgemacht habe, sagt Esmeralda. Aber Stani hat sie erwischt. Jetzt verrotten beide auf irgendwelchen russischen Müllkippen.«
    War das ernst gemeint?
    »Aber du bist doch jetzt schon eine Weile aus dem Job raus«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Glaubst du nicht, er hat sich damit abgefunden?«
    Curlys Hände bebten. Ich schob sie aufs Sofa und setzte mich neben sie. Ihr magerer Körper zitterte.
    »Als mein Name in der Zeitung stand, sind viele Stammkunden ins Schwitzen geraten und haben Stani die Hölle heißgemacht. Er hat mir gedroht, mich verschwinden zu lassen, wenn ich nicht die Klappe halte.«
    »Du könntest ihm den Ruf seines Ladens versauen«, begriff ich. »Aber du hast brav den Mund gehalten, oder was?«
    »Na ja, Oran wollte schon wissen, was im Esmeralda so lief – aber er hat mir versprochen, es für sich zu behalten«, fügte sie hastig hinzu, als sie meine verblüffte Miene bemerkte.
    »Was hast du ihm denn erzählt?«
    »Na ja, wie manche Freier mit uns Mädchen umgehen. Und wer so alles regelmäßig da war und so.«
    Oran hatte sich für Esmeraldas Stammkunden interessiert? Die Info ließ mich stutzen.
    Quatsch, der Fall war ja längst gelöst. Jankowski hatte die Mordwaffe gehabt, dazu die Gelegenheit und ein Motiv, sowohl Oran Mongabadhi als auch Serkan Göcay zum Schweigen zu bringen.
    Wenn Mongabadhi mit seinem Geliebten über die Kundschaft im Esmeralda gesprochen hatte, hatte die verheiratete Hälfte aller Freier allerdings ebenfalls ein Mordmotiv, eine Scheidung konnte leicht teuer werden.
    Umgebracht habe ich ihn nicht!
    Justin Jankowski hatte nicht gestanden.
    Plötzlich kamen mir Zweifel. Hatte die Polizei wirklich den Richtigen verhaftet? Hatte der unsicher wirkende Neunzehnjährige seinen Mannschaftskollegen kaltblütig erschossen? Um danach bei Serkan einzubrechen, mit der Absicht, ihn ebenfalls zu töten? Konnte ich mir Justin Jankowski mit der Waffe in der Hand vorstellen?
    Oder gab es einen Freier, einen großen
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