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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick
Autoren: Lucie Flebbe
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willkommen, sofern sie ausreichend Kaufkraft mitbrachten.
    Termin: Freitagabend, 19   :   00   Uhr.
    Ich warf einen Blick auf die Zeitanzeige des Computers. Der Fairtrade -Abend hatte soeben begonnen.
    »Sorry, Moesha. Heute kannst du dich noch nicht verabschieden«, erklärte ich Curly bestimmt. »Ich brauche deine Hilfe.«
    41.
    Ich hatte mich in das kurze, rote Kleid gezwängt, das ich zuletzt zum Polizeiball getragen hatte und das zusammen mit hochhackigen Pumps, Lippenstift und blonden Haaren für jeden Mann ohne Sehschwäche eine eindeutige Einladung darstellte.
    Nachdem ich ihr meine Idee erklärt hatte, hatte Curly zu meiner Verwunderung ein kleines Schwarzes aus ihrem Rucksack hervorgezaubert, das sie in Sekunden vom schlaksigen Teenie in Jeans und Schlabberpulli in einen Vamp mit unendlichen Beinen verwandelte.
    Irgendwie gruselig.
    Weil Curly zögerte, hakte ich mich bei ihr unter. Meine Berührung irritierte sie sichtlich und ich befürchtete eine Sekunde lang, dass sie mir fehlen würde, wenn sie nach Frankreich verschwand.
    Arm in Arm stiegen wir die Stufen zum Eingang des Hotels am Stadtpark hinauf. Drinnen herrschte geschäftiges Treiben. Ein Page nahm uns unsere Jacken an der Garderobe ab. Ich verstaute mein Handy, mein Portemonnaie und den Federhalter in dem lackschwarzen Handtäschchen, das mir Curly geliehen hatte.
    Auf dem Weg zu seiner Kollegin betrachtete der Page nachdenklich meine abgewetzte Cordjacke.
    Allein der Eintritt zu der Wohltätigkeitsveranstaltung kostete bereits stolze zwanzig Euro pro Person, dafür gab es ein Glas Sekt umsonst. Schon im Flur waren die ersten Stände aufgebaut. Ich entdeckte Kaffee aus Südamerika und Fahrräder aus Holz.
    Die Absätze der Damen klackerten auf dem Marmorboden und das Summen der Stimmen übertönte die gedämpfte Hintergrundmusik.
    Mit den Sektgläsern in den Händen betraten Curly und ich den Speisesaal des Hotels, in dem sich vor einer Bühne die Stände aneinanderreihten wie auf einem Flohmarkt. Auf einem überteuerten Flohmarkt, auf dem man Wein probieren konnte und auf Papptellern statt Currywurst gegrillte Garnelenspieße balancierte.
    »Den da kenne ich.« Curly drückte meinen Arm fester. Mit dem Kopf deutete sie auf die Bühne. Eine brünette Frau mit Sonnenbrille im Haar überreichte einem gesetzten, älteren Herrn einen Blumenstrauß und eine dekorative Papiertüte, deren Form alkoholischen Inhalt vermuten ließ.
    »… für seine besondere Unterstützung des Damenzirkels im Bereich Fairtrade ehren wir heute unseren langjährigen stellvertretenden Herrenklub- Vorsitzenden Dr.   Bertram Grünning.«
    Höflicher Applaus wurde laut.
    Na großartig, ging es mir durch den Kopf. Man engagierte sich für Fairtrade -Produkte. Die Frühstückseier kamen garantiert nicht aus Legebatterien und beim Fleisch wurde aufs Biosiegel geguckt. Nur wenn es in den Puff ging, fragte man lieber nicht nach, ob die achtzehnjährige Sexarbeiterin sich aus Freude am Job für diesen Beruf entschieden hatte.
    »Und den da auch.« Curly zeigte auf einen jüngeren Mann mit einer Nickelbrille im Spitzmausgesicht, der an einen computersüchtigen Nerd erinnerte. Neben ihm stand eine blasse, schmale Frau im grauen Kostüm, Typ Bücherwurm, und begutachtete eine bunte Plastikhandtasche, die offenbar aus indischen Abfällen angefertigt worden war.
    »Kennst du seinen Namen?«, wollte ich wissen.
    »Matthias.«
    Hm.
    Ich ließ Curlys Arm los und drängelte mich in Richtung indische Handtaschen. Dort griff ich ebenfalls nach einem der Abfallprodukte, das dreißig Euro kosten sollte, und rempelte ›Matthias‹ an.
    »Ach, hallo!«, strahlte ich so überrascht, als hätte ich unerwartet einen lange aus den Augen verlorenen Schulfreund getroffen. »Sie sind doch Matthias …«
    Ich schnippte fragend mit den Fingern.
    »Matthias Kater.«
    Na bitte.
    »Weißbrodt, Kater und Schmidt« , fügte er gleich an, als gehörte das zu seinem Namen wie ein mühsam zusammengesparter Adelstitel. »Haben wir Sie schon einmal vertreten?«
    Weißbrodt, Kater und Schmidt? Irgendwas klingelte da leise bei mir.
    »Alles klar«, winkte ich ab. »Mein Vater ist auch Anwalt.«
    »Tatsächlich?«
    In dem Augenblick spürte ich eine kräftige, kühle Hand, wo ich sie ganz und gar nicht haben wollte: auf meinem Hintern!
    »Lila. Was für eine Überraschung. Du siehst ja rattenscharf aus, wenn ich das so sagen darf.«
    Wütend fuhr ich herum und stand viel zu dicht vor Simon Goldstein, der heute
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