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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick
Autoren: Lucie Flebbe
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anscheinend wieder an seinem Machoimage arbeitete. Unter seinem dunklen Anzug trug der VfL -Trainer ein dunkelgraues Hemd, das seine zugegebenermaßen faszinierenden Augen betonte. Den seidenen Schal hatte er sich lässig über die Schulter geworfen und sein rotes Haar schimmerte im Glitzerlicht der Kronleuchter.
    »Darf ich dir heute einen Drink ausgeben, nachdem du meiner Einladung zum Kaffee neulich einen so schmählichen Korb gegeben hast?«
    Goldstein … In meinem Hinterkopf klickte es.
    Natürlich war der Trainer Mitglied im Herrenklub, er hatte mich ja selbst über die Vorteile des Vereins aufgeklärt.
    Moment.
    Meine Gedanken rollten wie bunte Steinchen durcheinander, um sich klickernd zu einem verschwommenen Mosaik zu ordnen.
    Goldstein hatte den Herrenklub und seine Studentenverbindung erwähnt. Er hatte Ralfi Schmidtmüller bei seiner Attacke auch mit Weißbrodt, Kater und Schmidt gedroht . Der Nerd neben ihm war Goldsteins Anwalt.
    Goldstein nahm mein überrumpeltes Schweigen als Zustimmung und drückte mir ein volles Glas in die Hand.
    Höchstwahrscheinlich verfügte der Trainer doch auch über gute Kontakte zur Sportklinik . Und zu den Fußballprofis sowieso.
    Konnte es sein, dass Simon Goldstein die meisten von Esmeraldas Kunden kannte? Und wenn ja, was hatte das zu bedeuten?
    Detektivregel Nummer fünf: Zufälle sind seltener, als man glaubt.
    Ich schluckte trocken.
    Steckte Goldstein mit drin? Machte er gemeinsame Sache mit Bordell-Stani? Oder sah ich Gespenster in überteuerten Jacketts?
    Mein Blick wanderte zu dem Trainer, doch der blickte über meinen Kopf hinweg in die Menschenmenge. Irgendetwas hatte seine Aufmerksamkeit von mir abgelenkt.
    O je.
    Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass er Curly entdeckt hatte.
    Seine dunkelgrauen Augen flitzen zwischen Curly und mir hin und her. Er hatte geschnallt, dass ich hier herumschnüffelte!
    Ich stürzte meinen Sekt hinunter.
    Goldstein starrte mich an. Ich spürte das dringende Bedürfnis, den plötzlich auf meiner Oberlippe perlenden Schweiß abzuwischen, verkniff es mir aber.
    »Vielen Dank und weiterhin viel Spaß«, verabschiedete ich mich stattdessen hastig.
    »Wir sehen uns noch«, sagte Goldstein mit einem Unterton in der Stimme, der mich frösteln ließ.
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis der Page unsere Jacken herausgesucht hatte.
    In Wirklichkeit hatten Curly und ich uns keine zwanzig Minuten bei der Wohltätigkeitsveranstaltung aufgehalten.
    Nervös schaute ich mich um, doch von Goldstein war nichts zu sehen.
    »Was ist denn los?« Curlys Stimme hatte einen schrillen Unterton bekommen, meine Nervosität schien ansteckend zu sein.
    »Goldstein«, flüsterte ich. »Der Trainer.«
    »Den hab ich gesehen.« Automatisch senkte sie ebenfalls die Stimme. »Was ist mit ihm?«
    Goldstein kannte den größten Teil von Esmeraldas Kunden. Und er hätte die Gelegenheit gehabt, sowohl Oran Mongabadhi als auch Serkan Göcay zu erschießen. Er hätte Justin Jankowski sogar die Tatwaffe in seinen Schrank im Stadion schmuggeln können! Überhaupt: Dass Justin Jankowski schwul sein sollte, wussten wir nur aufgrund von Goldsteins Aussage.
    Ich griff mir an die Stirn.
    Konnte das sein?
    Endlich schob uns der Page die Jacken über den Tresen. Noch während ich meine anzog, zerrte ich Curly durchs Foyer, hinaus in die sich dem Horizont nähernde Maisonne.
    Wieso?, überlegte ich fieberhaft, während wir am Stadtpark entlang in Richtung Innenstadt liefen. Weil Goldstein mit Stani unter einer Decke steckte? Weil Oran Mongabadhi von Curly die Namen seiner besten Kunden erfahren hatte? Und womöglich drohte, diese auszuplaudern?
    Ich musste Danner anrufen.
    Ein alter, silbergrauer Bulli fuhr an uns vorbei, als ich nach der Handtasche griff. Der Kastenwagen schepperte vor uns mit zwei Reifen auf den Gehweg, um anzuhalten.
    Eine Frau in einem weißen Joggingdress stieg aus der Fahrertür. Sie war groß und sehr schlank und trug ihr schwarzes Haar zu zwei mädchenhaften Zöpfen geflochten.
    Curly atmete scharf ein.
    Ich prallte zurück, als ich sie erkannte.
    Im gleichen Augenblick packte mich ein dicker, harter Arm um die Brust, eine zweite Hand presste mir Mund und Nase zu, dass ich keine Luft mehr bekam. Auf die Finger waren in Schwarz die einzelnen Knochen tätowiert.
    Ich strampelte, versuchte zu beißen und zu schreien, doch ich brachte keinen Ton heraus!
    Ich sah, wie Esmeralda Curly in den Innenraum des Transporters schubste. Ihr Kleid
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