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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt
Autoren: Suzanne Brockmann
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oder zu trinken. Der Whisky, der einst sein Allheilmittel dargestellt hatte, war mittlerweile zu stark für seinen vom Krebs geplagten Magen.
    Welch Ironie …
    Erst die nahende Bedrohung eines Krebstods sorgte dafür, dass er den Klauen des Alkoholismus entkam, der ihn langsam, aber sicher zerstört hatte. Kelly war immer davon ausgegangen, die Entzugserscheinungen würden ihm den Rest geben, doch der alte Mann erwies sich als äußerst zäh und hatte sie überstan-
den.
    Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, war ihr Vater nun anhaltend nüchtern und in der Lage, sinnvolle Unterhaltungen zu führen.
    Nur wollte er nicht mit ihr reden.
    Charles brauchte sie nicht, doch verdammt, sie dafür ihn. Ihm blieben noch drei Monate – wenn überhaupt. Diese Zeit musste sie nutzen, um sich mit ihm zu verständigen, und falls das nicht ging, um wenigstens ihn verstehen zu lernen. Selbst wenn sie es nur schafften, im selben Raum zu sein, ohne dass einer von ihnen einen Anfall bekam, wäre das schon mehr, als sie in jüngster Vergangenheit hinbekommen hatten.
    Er mochte dickköpfig sein, ein Wesenszug, den jedoch auch sie besaß. Es würde nicht leicht werden, denn letztlich war sie eine Ashton – die von klein auf gelernt hatte, jede Gefühlsregung höflicherweise lieber für sich zu behalten.
    Kelly ging ins Haus und stellte ihre Tüten auf dem Küchentisch ab.
    Es war still, doch das hatte nichts zu bedeuten. Dieses Ungetüm, das seit hundertfünfzig Jahren als Sommersitz der Ashtons fungierte, war dermaßen weitläufig, da konnte Charles in seinem Fernsehzimmer sitzen und den Ton ohrenbetäubend laut gestellt haben, ohne dass sie in der Küche etwas davon mitbekam.
    Kelly begann, die Lebensmittel mit so viel Gepolter wegzuräumen, wie sie konnte, und hoffte – so wie sie sich als kleines Mädchen danach gesehnt hatte, zumindest wegen ihres reinen Einserzeugnisses von ihrem Vater geliebt zu werden –, Charles würde nur ein Mal hören, dass sie zu Hause war, und zu ihr kommen, um ihr einen Guten Morgen zu wünschen.
    Am anderen Ende der Leitung schwieg Admiral Crowley. Und als er schlussendlich seufzte, wusste Tom, dass es nicht leicht werden würde.
    »Wer war dieser Kaufmann noch gleich?«, fragte Crowley.
    Tom konnte nicht verhindern, dass man ihm die Anspannung anhörte. »Sir, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht von oben herab behandeln würden.«
    »Ich behandle Sie nicht von oben herab, Tom, ich versuche lediglich, mein ganz und gar nicht lückenloses Gedächtnis aufzufrischen. Würden Sie also bitte einfach meine Frage beantworten? Und ich sage Ihnen gleich: Tun Sie es in einer Lautstärke, bei der mir nicht die Ohren dröhnen. Denken Sie nicht einmal daran, ebenso respektlos gegen mich auszuteilen, wie Sie es letzte Woche bei Larry Tucker getan haben.«
    Tom setzte sich an Joes Küchentisch mit der Resopalplatte. »Sir, möchten Sie mir gerade etwa sagen, Sie unterstützen Tuckers Versuch, Team 16 und die Special-Operations-Einheit abzuschaffen?«
    »Ich sage Ihnen nichts dergleichen«, gab Crowley zurück. »Mein Sohn, ich stehe zu zweihundert Prozent hinter Ihren Troubleshooters. Mit Team 16 wird rein gar nichts geschehen. Sie haben mein Wort. Was Larry da versucht hat, war von Grund auf falsch. Aber wie Sie darauf reagiert haben, erscheint mir genauso verkehrt. Und ich muss gestehen, dass ich mir ein wenig Sorgen um Sie mache. Es gibt auch Möglichkeiten, mit Arschlöchern wie Tucker fertigzuwerden, ohne dabei vorschnell zu handeln und sich eine Woche Psychoanalyse einzubrocken. Der Mann, den ich vor anderthalb Jahren als Anführer für Team 16 ausgesucht habe, hätte nicht so reagiert wie Sie.«
    Crowley hatte vollkommen recht. Tom dröhnte der Schädel, und er rieb sich mit den Fingern über die Stirn, um den Druck zu mindern. Ihm fiel auf, dass die gegenüberliegende Wand der Küche schmuddelig wirkte, und als er sich weiter umsah, stellte er fest, dass der ganze Raum einen neuen Anstrich nötig hatte. Das sollte er mit seinem freien Wochenende anstellen, statt darüber Bericht zu erstatten, er habe einen für tot gehaltenen Terroristen gesehen, und damit seine Karriere noch mehr zu gefährden.
    »Also, warum tun Sie mir jetzt nicht endlich den Gefallen und beantworten meine Frage?«, hakte Crowley in freundlicherem Tonfall nach. »Der Kaufmann. Er hatte doch etwas mit diesem Bombenanschlag auf eine Botschaft zu tun. Wann war das noch gleich, 1997?«
    »Sechsundneunzig«, antwortete Tom. »Und ja,
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