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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt
Autoren: Suzanne Brockmann
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ausgerutscht? Hast du Schmerzen in der Brust? Hast du dir den Kopf angeschlagen, als du hingefallen bist? Ist irgendetwas gebrochen? Hattest du einen Schlaganfall?« Falls ja, war zumindest sein Sprachzentrum nicht betroffen, so viel stand fest.
    »Wenn du es unbedingt wissen willst«, antwortete Charles fast schon mimosenhaft, »in der einen Minute stand ich noch an der Kommode und hab mich um meinen Kram gekümmert, und in der nächsten lag ich bereits auf dem Boden. Ich glaube nicht, dass ich mir den Kopf angestoßen habe. Und es fühlt sich auch nicht so an, als wäre irgendetwas verletzt – außer meine Würde.«
    »Wir müssen dafür sorgen, dass eine Krankenschwester nach dir sieht, während ich unterwegs bin«, sagte Kelly, während sie die Augen ihres Vaters sowie seinen Kopf untersuchte. »Meinst du, du kannst aufstehen, wenn ich dir helfe?«
    »Nein«, erwiderte Charles. »Und keine Krankenschwester. Denk noch nicht einmal daran, einen Rettungswagen zu rufen. Wenn sie hier rausfahren, werden sie mich ins Krankenhaus bringen, und ich gehe ihn keine Klinik. Erinnerst du dich noch an Frank Elmer? Der ist wegen leichter Schmerzen in der Brust da gelandet – und am nächsten Tag war er tot.«
    »Weil er einen schweren Schlaganfall hatte.«
    »Genau das meinte ich. Er hätte sich vielleicht erholt, wenn er nicht ins Krankenhaus gebracht worden wäre. Danke, ich bleibe genau hier, wo ich bin.«
    Sein Kopf sah gut aus. Er musste sich im Fallen irgendwie abgefangen haben, Gott sei Dank. Als sie seine Arme und Beine in Augenschein nahm, schob er sich gereizt von ihr weg, wenn auch nicht weit. »Hör auf damit!«
    »Ich bin Ärztin«, rief sie ihm in Erinnerung. »Wenn du dich weigerst, ins Krankenhaus zu gehen, wenn so etwas passiert –«
    »Was ist denn passiert?«, fragte er bissig. »Keine große Sache. Mir ist schwindlig geworden, ich fühle mich immer noch ein bisschen schwach. Das sollte dich doch nicht weiter überraschen. Ich bin eine Milliarde Jahre alt und habe Krebs. Und irgendetwas sagt mir, dass der Badezimmerfußboden und ich keine Fremden füreinander bleiben werden.«
    »Wenn wir eine Krankenschwester hätten –«
    »Die würde mich auch nur nerven«, beendete Charles die Diskussion. »Hol Joe«, befahl er ihr. »Wenn ihr mich in die Mitte nehmt, kriegen wir mich zurück ins Bett.«
    Kelly stand auf, drehte sich im Weggehen aber noch einmal zu ihm um. War er denn kein bisschen froh darüber, dass sie da war? Die Frage rutschte ihr heraus, noch ehe sie sie sich verkneifen konnte. »Ist es das, was du über mich denkst? Dass ich dich nerve?«
    Charles schaute sie nur kurz an, machte den Mund auf, um etwas zu erwidern, hielt dann jedoch inne und schüttelte den Kopf. »Hol einfach Joe, und komm wieder her, in Ordnung?«
    Sie zögerte, doch ihr Vater machte die Augen zu und schloss damit die Welt um sich herum – sie inbegriffen – aus. Gott bewahre, dass sie tatsächlich jemals miteinander reden sollten. Sie gab sich alle Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt sie war – er wäre nur umso genervter von ihr –, drehte sich wieder um und eilte durch das Schlafzimmer, den Flur entlang, zurück in die Küche.
    Dann stieß sie die Küchentür nach draußen auf und ließ das Fliegengitter hinter sich zuknallen. Gott sei Dank stand Joes Wagen noch in der Einfahrt. Sie hastete auf das kleine Cottage am Tor zu. »Joe! Bist du zu Hause?«
    Plötzlich bemerkte sie den Schatten eines Mannes an der Ecke des Häuschens und änderte ihren Kurs, um auf ihn zuzugehen, aber … Es handelte sich nicht um Joe.
    Es war Tom Paoletti, Joes Großneffe.
    Eine große, starke, erwachsene, mannshohe Version von Tom Paoletti mit viel weniger Haupthaar und sehr viel mehr Falten in dem aber immer noch bemerkenswert attraktiven Gesicht. Die Schultern, die sich unter seinem Hemd abzeichneten, waren breiter, ebenso schienen seine Züge kantiger geworden zu sein, doch seine Augen hatten sich überhaupt nicht verändert. Sie waren nach wie vor haselnussbraun und zeugten von viel Humor und einem scharfen Verstand. Zudem lag unterschwellig dieser glühende Blick darin – sie gehörten zu jenem Teenager, den sie einst gekannt hatte.
    Als er sie erblickte, blieb er abrupt stehen. Er war eindeutig genauso überrascht, sie zu sehen, wie sie ihn.
    »Hoppla«, meinte er. »Kelly Ashton.« Auch seine Stimme hatte sich nicht verändert, war tief, warm und weich. Lediglich ein ganz leichter Akzent verriet, dass er der
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