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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick
Autoren: John Sandford
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das Gesicht: Barstad. »Jetzt haben wir dich«, sagte er laut. Er öffnete die nächste Datei: ein Foto. Eine Frau, die er nicht kannte, aber das Foto stammte sicherlich von einer Porno-Website. Er sah sich die Liste der Dateien an: A1, A2, A3…
    Öffnete A1, fand das Gesicht.
    Schloss die Augen einen Moment, sagte dann: »Volltreffer!«
    Julie Aronson schaute ihn an.
    Auf dem Plastiksack und dem Laptop mussten sich Fingerabdrücke befinden. Niemand konnte
so
penibel,
so
paranoid vorsichtig sein … Und die Oberflächen waren bestens für das Hinterlassen von Fingerabdrücken geeignet. Aber was sollte er jetzt tun? Er blieb auf dem Stuhl sitzen, dachte volle fünf Minuten nach, war unschlüssig, was die beste Lösung wäre. Dann stellte er sich wieder auf den Stuhl, hob die Holzplatte an und schob den Plastiksack mit dem Laptop zurück in den Hohlraum.
    Zögerte, ließ dann die Platte auf ihren Rahmen sinken.
    Fuhr mit dem Fahrstuhl ins Kellergeschoss zum Hausmeister mit der Whiskey-Nase. »Es dauert doch länger, als ich gedacht habe, und ich kann nicht sehen, ob da irgendwas Kleines liegt«, log er. »Ich komme morgen mit einem Team von unserer Spurenermittlung zurück. Lassen Sie bis dahin niemanden da rauf, okay? Sie brauchen nicht regelrecht Wache zu schieben, aber passen Sie auf, dass
niemand
sich dort rumtreibt.«
    »Okay, ich lasse keinen da oben rauf. Im Moment wird der Skelettraum auch kaum benutzt. Ich kann den Zugang absperren, wenn Sie wollen.«
    »Das ist nicht nötig. Geben Sie einfach nur Acht, okay? Vielleicht gibt es da oben irgendwo Fingerabdrücke, und wir müssen aufpassen, dass sie nicht verwischt werden.«
    Der Hausmeister nickte. »An Fingerabdrücke habe ich gar nicht gedacht … Ich mach’s, wie Sie gesagt haben. Um sieben gehe ich nach Hause, aber zuvor geb ich bekannt, dass der Zutritt zum Skelettraum verboten ist.«
    Den Abend brachte Lucas damit zu, weiterhin über den Anruf bei Randy und über den Laptop nachzudenken. Fügte der Laptop die Bausteine zu einer Mauer zusammen? Oder war er nur ein weiterer Einzelbaustein ohne besondere Bedeutung? Selbst wenn sie damit beweisen konnten, dass Qatar die Zeichnungen angefertigt und somit Aronson vor ihrem Tod gekannt hatte: Was war, wenn Qatar behauptete, er habe sie durch Randy – den Mann, dem er den Mord in die Schuhe schieben wollte – kennen gelernt; oder umgekehrt, Aronson habe Randy durch ihn kennen gelernt? Letztlich konnten sie nur diese eine der
toten
Frauen mit einer Zeichnung in Verbindung bringen. Mehr als ein Dutzend Frauen, denen Zeichnungen zugeschickt worden waren,
lebten
ja noch …
    Weather sagte: »Du bist mal wieder völlig ins Wolkenkuckucksheim abgewandert. Was ist los?«
    »Ich arbeite an einem kleinen Puzzle«, antwortete er.
    »Willst du darüber reden?«
    »Nein. Jetzt noch nicht.« Er sah sie an. »Vielleicht morgen.«
    Sie sagte nichts mehr, war ein wenig beleidigt, aber das war schon öfter vorgekommen. Sie kam immer schnell darüber hinweg … Wieder lag er hellwach da, während sie längst eingeschlafen war.
    Der Anruf, wenn er denn kam, würde wahrscheinlich kurz nach drei erfolgen, überlegte er. In der Höllenstunde der Nacht …
    Drei Uhr verstrich, und er döste ein. Wurde um vier kurz wieder wach, schlief erneut ein, tiefer diesmal. Das Problem hat sich wahrscheinlich von selbst gelöst – dieser Gedanke zuckte als letzter vor dem Abtauchen durch sein Bewusstsein.
    Als das Telefon um fünf Uhr läutete, war er absolut nicht darauf vorbereitet.
    Er fuhr hoch, schwang die Beine aus dem Bett. Weather wachte ebenfalls auf, stammelte: »Was … Was …?«
    Lucas nahm den Hörer ans Ohr. »Ja?«
    »Chief? Hier ist Mary Mikolec von der Zentrale. Sie wollten verständigt werden … Der Ortungs-Sensor hat Alarm geschlagen. Qatar ist abgehauen. Wir haben einen Streifenwagen zu seinem Haus geschickt.«
    »Okay«, sagte Lucas. »Wann ist es passiert?«
    »Vor knapp fünfzehn Minuten.«
    »Danke … Danke für den Anruf …«
    »Was ist los?«, fragte Weather.
    »Qatar hat sich aus dem Staub gemacht.«
    »Fährst du hin?«
    »Nein … Da gibt’s nichts für mich zu tun.«
    »Lucas, was geht da vor?«
    Er blieb auf dem Bettrand sitzen, sagte: »Mein Gott … Ich weiß es nicht – vielleicht habe ich alles vermasselt, aber das kann ich noch nicht absehen. Ich habe geahnt, dass es passieren könnte, und der Gedanke daran hat mich vorhin so gequält.«
    »Erzähl’s mir«, sagte sie. Sie setzte sich auf und legte
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