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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick
Autoren: John Sandford
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Meinung zu ändern, muss er das mit jemand anders ausmachen. Ich bin fertig mit ihm. Soll er doch in dem verdammten Stillwater verrotten.« Er legte auf.
    Marcy, die interessiert zugehört hatte, sagte: »Wow … Du machst wirklich Urlaub?«
    »Ja. Wenn’s was Wichtiges gibt, ruf mich auf dem Handy an. Ich lasse es eingeschaltet – aber ruf nur an, wenn du dir sonst nicht mehr zu helfen weißt.«
    »Marshall ist nach Hause gefahren?«, fragte sie.
    »Ja. Ihm muss vor Wut fast der Kopf geplatzt sein.«
    »Na, ich weiß nicht … Er schüttelte immer wieder nur den Kopf, mehr nicht. Er war verdammt viel ruhiger als du. Schien eher einfach nur verwundert über die Entwicklung zu sein. Willst du, dass ich ein Team auf Qatar ansetze? Nur zur Sicherheit, falls er sich absetzen will?«
    Lucas schüttelte den Kopf. »Er muss laut Kautionsauflagen einen Ortungssender am Fußgelenk tragen, er hat keinen Zugang zu irgendwelchem Geld, und J. B. hat ihm längst gesagt, dass wir in den Arsch gekniffen sind. Warum sollte er da abhauen?«
    »Okay. Bis bald dann. Wann? Am Mittwoch?«
    »Vielleicht erst Donnerstag. Ich nehme mir endlich mal Zeit für Weather … Verdammte Scheiße!«
    Lucas dachte den ganzen Abend über den Anruf von Lansing nach – und über den Anruf
an
Randy. Beim Abendessen beobachtete Weather ihn aufmerksam, und als sie fertig waren, sagte sie: »Ich überlasse dich jetzt deinem Brüten.« Sie setzte sich an ihren Laptop und erledigte längst fällige Büroarbeiten. Lucas wanderte zunächst unruhig durchs Haus, ging dann in die Garage, wischte über den absolut sauberen Lack des Porsche, spazierte anschließend durch den Garten, ging zurück ins Haus, immer noch in seine Überlegungen vertieft. Weather wollte ihn für einen DVD-Film begeistern, aber er konnte sich nicht darauf konzentrieren. »Du hast noch nicht die Lösung für das Problem gefunden, das dich so beschäftigt?«, fragte Weather.
    »Ich hoffe nicht«, antwortete er geheimnisvoll. Weather hakte nicht nach.
    Um Mitternacht gingen sie schließlich ins Bett, und kurz vor dem Einschlafen fragte Weather noch: »Bleibst du morgen tatsächlich den ganzen Tag zu Hause?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Ich fahre vielleicht ein bisschen mit dem Porsche in der Gegend rum. Einfach so.«
    »Ich versuche, früh nach Hause zu kommen. Wir könnten dann zur Marina fahren und mal einen Blick auf mein Boot werfen.«
    »Okay.«
    Sie schlief sanft und schnell ein, wie es oft bei ihr der Fall war. Lucas lag schlaflos da, wartete auf das Klingeln des Telefons. Er meinte, es würde irgendwann nach drei Uhr passieren, aber die Erwartung erfüllte sich nicht. Und dann hörte er nichts von Weathers Aufbruch, und als er schließlich die Augen aufschlug, war es elf Uhr.
    Er frühstückte, stieg dann in den Porsche und steuerte ihn auf der Interstate über den Fluss hinein nach Wisconsin, bog auf seinen Lieblings-Highway nach River Falls ein und ließ dem Motor des Porsche freien Lauf. In der folgenden Stunde kurvte er dann über verschiedene Nebenstraßen, wunderte sich, dass die Golfplätze den Betrieb bereits aufgenommen hatten, und hielt vergebens Ausschau nach letzten Schneespuren in den Wäldern – der Schnee war innerhalb der letzten Woche dahingeschmolzen. Nach langen Wintern hielt er sich manchmal bis in den Mai hinein auf den Baumästen. Nicht so in diesem Jahr.
    Er dachte an Qatar, an die wahrscheinlich blutbespritzte Kleidung vom Mord an Barstad … Um fünfzehn Uhr steuerte er den leicht schnaufenden Porsche auf den Parkplatz von St. Patrick, ging über den Rasen zum Gebäude mit Qatars Büro und fand nach einigem Suchen den Hausmeister mit der Whiskey-Nase.
    »Wenn Sie in diesem Gebäude außerhalb Ihres Büros etwas verstecken wollten, an einem sicheren Ort, wo Sie nicht Gefahr laufen, gesehen zu werden, andererseits aber jederzeit leichten Zugang dazu haben wollen, wo …«
    »Sie meinen, wenn Jim Qatar ein verräterisches Beweisstück verbergen wollte, nicht wahr?«
    »Ja. Wo würden Sie es verstecken?«
    Der Hausmeister dachte zwei Minuten nach, sagte dann: »Ich persönlich könnte es überall verstecken, weil ich überall im Gebäude hingehen kann, ohne dass es jemand auffallen würde. Aber wenn ich Qatar wär … Kommen Sie, ich zeige es Ihnen. Wissen Sie, dass wir oben einen Skelettraum haben?«
    »Nein.«
    »Eine Etage über Qatars Büro«, erklärte der Hausmeister. »Einfach die Treppe hoch. Wir nehmen aber den Aufzug.« Auf der Fahrt nach oben
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