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Toedlicher Blick

Titel: Toedlicher Blick
Autoren: John Sandford
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Scheiterns ihrer langjährigen Ehe gegangen, und er hatte den Kontakt zu ihr wieder aufgenommen. Diese Sache war noch nicht ausgestanden. Es hatte keine heimlichen Treffen und keinen Sex mit ihr gegeben, nur Gespräche. Aber Catrin war das Zahnrad, das Weather am meisten Sorgen bereitete.
    Lucas erklärte ihr immer wieder, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Catrin und er seien Jugendfreunde, sonst nichts. Alte Freunde. »Alte Freunde beunruhigen mich mehr als neu auftauchende Töpferinnen«, hatte Weather gesagt. »Und außerdem ist die Töpferin noch ein halbes Kind. Du kannst auf längere Sicht kein Verhältnis mit einem Kind haben …«
    Die Töpferin war acht Jahre jünger als Weather, und nicht zuletzt deshalb hatten bei ihr die Alarmglocken geläutet.
    Die Kellnerin brachte den Martini – drei Oliven –, und Lucas sah wieder hinaus auf den Fluss. »Oh, schau dir das an!«
    Weather tat es: Ein offenes Lund-Fischerboot, knapp sechs Meter lang, legte vom Ufer ab. Die beiden Insassen stemmten sich gegen den Wind und den Regen. »Die fahren
tatsächlich
raus zum Fischen«, sagte Weather verwundert.
    »Glasaugen-Fischer«, erklärte Lucas. »Die sind alle verrückter als eine Scheißhausmaus … Oder muss man hier Scheißhaus
mäuse
sagen?«
    »Mehrzahl natürlich«, bestätigte Weather. Sie verzog den Mund unter der schiefen Nase zu einem schiefen Lächeln, aber ihre Augen waren ernst geblieben; dann sagte sie: »Also, warum werden wir beide nicht schwanger?«
    Lucas verschluckte sich fast an einer Olive. »Waaas?«
    »Ich werde bald neununddreißig«, sagte sie. »Es ist noch nicht zu spät, aber lange können wir es nicht mehr rausschieben.«
    »Na ja, ich dachte …«
    »Denk darüber nach«, sagte sie. »Es ist keine große emotionale Bindung erforderlich – du brauchst nur deinen Samen bei mir abzuliefern.«
    Lucas’ Mund zuckte krampfhaft, brachte kein Wort heraus, bis er merkte, dass sie es nicht ganz ernst meinte. Er schob die nächste Olive in den Mund, kaute, sagte: »Du bist der einzige Mensch, der das schafft – mich dermaßen auf den Arm zu nehmen.«
    »Lucas, jede Frau, die du kennst, nimmt dich auf den Arm«, sagte Weather. »Titsy macht es ungefähr alle drei Minuten.«
    Titsy war Marcy Sherrill, eine Polizistin bei der Mordkommission. Eine Frau mit einer tollen Figur, die einen würdigeren Spitznamen als Titsy verdient hätte, wie Lucas meinte. »Aber ich erkenne, wenn sie dazu ansetzt«, sagte er. »Ich
weiß
, wann sie es tut.«
    »Außerdem habe ich dich nur im letzten Teil meiner Aussage auf den Arm genommen«, sagte Weather. »Wenn du nichts Bedeutsames mit dieser Foto-Queen vorhast, sollten wir uns ernsthaft mit dieser Kinderfrage auseinander setzen.«
    Die Foto-Queen war Catrin. »Catrin und ich sind … Freunde, mehr nicht«, sagte Lucas. »Ich schwöre es. Du würdest sie mögen, wenn du ihr die Chance gäbst, dich kennen zu lernen.«
    »Ich will ihr aber diese Chance nicht geben. Sie hatte ihre anderen Chancen im Leben.«
    »Hör zu«, sagte er und ließ die Arme sinken, »ich habe kein Problem mit dieser Kinderfrage. Falls du wirklich …«
    »Wenn du jetzt sagst ›einen Kuchen im Ofen haben möchtest‹ oder irgend so was, dann kippe ich dir meinen Wein in den Schoß, ich schwöre es bei Gott dem Allmächtigen.«
    Lucas schwenkte schnell um: »… schwanger werden willst, können wir uns ja mal ans Werk machen.«
    »Abgemacht.«
    »Natürlich. Wie auch immer …«
    »Was soll dieser
Wie
-
auch
-
immer
-Quatsch? Was soll das …?«
    Lucas rieb über seine Narbe. Mein Gott, vor einer Minute hatte er noch gelassen über nicht vorhandene Verpflichtungen nachgedacht …
    Der Regen löste sich in Nebel auf, als sie nach Westen zurück zu den Zwillingsstädten Minneapolis/St. Paul fuhren. Kurz vor neun erreichten sie St. Paul. In der Einfahrt zu Lucas’ Haus stand ein fremder Wagen – alt, dunkel, mit Hecktür, wahrscheinlich ein Volkswagen. Lucas hatte keine Freunde, die Volkswagen fuhren. Er hatte schlechte Erfahrungen mit Leuten gemacht, die vor seiner Haustür auf ihn warteten, und so klappte er den Deckel der Mittelkonsole des Tahoe auf und nahm seine 45er heraus. Gleichzeitig sagte Weather: »Da ist jemand auf der Veranda.«
    Genauer: zwei Personen. Die größere, schwerere drückte gerade auf die Türklingel. Lucas fuhr langsam in die Einfahrt. Die beiden Leute auf der Veranda drehten sich um, und die große Gestalt trat schnell in das Scheinwerferlicht des
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