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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition)
Autoren: Beate Maxian
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bisher alleine verbracht hatte. „Danke“, sagte sie knapp, wechselte rasch das Thema. „Und was machst du so?“
    Er machte eine ausladende Handbewegung und bezog alle Menschen mit ein, die sich hinter einem roten Absperrband befanden. „Ich drehe so einen Liebesfilm. Viel Klischee, du verstehst? Nichts Besonderes. Frau trifft Mann, Frau verliert Mann und am Ende ist doch alles wieder gut. Gemischt wird das Ganze mit viel Wien. Schönbrunn, Kärntner und Mariahilfer Straße und so.“
    Andrea nickte. „Österreichische Produktion?“
    Wieder lachte Max laut auf. „Wo denkst du hin, bei der Fülle an Kitsch. Nein, es handelt sich um eine amerikanische Produktion. Die Schauspieler sind großteils Amis, nur der Stab ist mit Österreichern besetzt. Mich wundert bis jetzt, dass wir noch keine Sisi-Kleider und Kaiser-Franz-Joseph-Uniform besorgen mussten“, sagte er.
    Andrea lächelte.
    „Wir machen gerade Pause. Trinkst du einen Kaffee mit mir?“, fragte Max.
    Andrea blickte auf ihre Armbanduhr. Es war zwölf Uhr und fünfzehn Minuten. Es würde knapp werden, aber wenn sie sich mit dem Kaffee beeilte, ging es sich aus, dass sie um ein Uhr auf dem Museumsplatz war. Max hob das Absperrband hoch und deutete Andrea, unten durchzuschlüpfen. Minuten später saßen sie in einem Wohnwagen und Andrea hielt einen Becher dampfenden Kaffee in ihren Händen. Er schmeckte überraschend gut. Schweigend taxierte sie Max und überlegte, wie lange er Silke wohl nicht mehr gesehen hatte, wollte aber nicht danach fragen. Wer weiß, vielleicht trug er ihrer Freundin dieRacheaktion noch immer nach. Und sie war die Letzte, die in offenen Wunden rühren wollte. Sie kannte Männer, die nach einer unschönen Trennung jahrelang kein Wort mehr mit ihrer Ex wechselten. Aber auf der anderen Seite … Die Filmbranche war viel zu klein. Man konnte sich nur schwer aus dem Weg gehen. Wien war zwar eine Großstadt, aber irgendwie auch ein kleines Dorf. Man traf immer dieselben Leute in denselben Lokalen. Und ein Überangebot an Arbeit für freie Regieassistentinnen gab es nicht. Man musste schon hie und da mit jemandem zusammenarbeiten, den man nicht ausstehen konnte. Und Beziehungs- und Liebesgeschichten gab es bei allen Drehs.
    „Jetzt erzähl mal! Wie geht’s dir in München?“, riss Max sie aus ihren Gedanken. Noch einmal wunderte sie sich, dass er darüber Bescheid wusste, erzählte aber jetzt bereitwillig von ihren Aufträgen. „Hauptsächlich handelt es sich um Aufnahmen für Bücher oder Magazine. Erst letzte Nacht hab ich Aufnahmen für einen Kunstkatalog gemacht. Ab und zu mach ich auch Modeaufnahmen.“
    „Was ist mit Setfotos?“, fragte Max. Er wusste, dass Andrea in Wien hauptsächlich für Filmproduktionen als Setfotografin gearbeitet hatte. Ihre Fotos wurden an die Presse und internationale Festivals zu Werbezwecken verschickt.
    „Davon kann man nicht leben“, sagte sie knapp. In Gedanken formulierte sie: Ich musste zurück, um zu beweisen, dass ich es alleine schaffe. Ohne Angst, ohne Kopfschmerzen, ohne das Gefühl, verfolgt und gedemütigt zu werden. Aber die Geschichte, die dahintersteckte, wollte sie nicht erzählen, sie passte nicht zur glitzernden Filmwelt. Deshalb hatte sie all die Jahre geschwiegen, über den wahren Charakter von Chris Ponger, dem begehrten Sonnyboy. Nur Silke kannte ihr kleines und damit auch sein krankes Geheimnis.
    Dann tauschten sie noch einige Belanglosigkeiten aus, bevor Max wieder an die Arbeit musste und Andrea sich eilig inRichtung Mittagessen aufmachte. Auf Silke kamen sie nicht mehr zu sprechen. Und Andrea hatte vergessen, ihn zu fragen, woher er das mit München wusste.
    Punkt ein Uhr überquerte Andrea den Hof vor dem ZOOM Kindermuseum und stand wenige Minuten später vor dem Museum Moderner Kunst. Um sie herum tummelten sich hunderte Menschen. Sie alle hatten es eilig. Nur einige Touristen blieben stehen und fotografierten das Einfamilienhaus, das auf dem Dach des Museums als Kunstwerk installiert war. Andrea glaubte sich zu erinnern, dass dieses Objekt den Namen „House attack“ trug und von dem österreichischen Künstler Erwin Wurm stammte. Sie hatte darüber in einer Zeitung gelesen. Es sah aus, als wäre das Haus direkt vom Himmel kopfüber auf das Museum gestürzt und an der Kante der grauen Fassade stecken geblieben.
    Sie schenkte der Inszenierung aber nur wenige Sekunden ihrer Aufmerksamkeit. Vielmehr hielt sie Ausschau nach Silke. Jeden Moment konnte ihre Freundin über
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