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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition)
Autoren: Beate Maxian
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– 35. Geburtstag von Andrea Reiter – STOP – Anreise 28. Oktober – STOP – Grund: Überraschung – STOP – Dauer: eine Woche.
    Andrea hatte sich sehr darüber gefreut und sofort telefonisch zugesagt, danach ihre Auftraggeber informiert, dass sie ab 28. Oktober eine Woche lang nicht erreichbar war. Das letzte Mal, als sie eine derartige Einladung bekommen hatte, war sie von Silke nach London entführt worden. Ihre Freundin hatte bereits Monate vorher bei einer Billigflug-Airline gebucht. Sie waren zwei Tage lang durch die englische Hauptstadt gewandert, hatten kaum geschlafen, denn für ein Zimmer hatte dasGeld nicht mehr gereicht. Aber das war nebensächlich gewesen. Es hatte ihnen ganz einfach Spaß gemacht.
    Das Läuten ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken. Aus der Außentasche ihrer Jeansjacke fingerte sie das Telefon hervor. An der Melodie erkannte sie, dass sie eine SMS erhalten hatte.
    Komme später!
    Bussi Silke
    Das war wieder typisch! Zuerst einladen und dann nicht einmal Zeit haben, sie abzuholen, geschweige denn, zu Hause auf sie zu warten. Aber Andrea kannte ihre Freundin gut genug. Sie war ihr nicht einmal böse. Silke war ein herzensguter Mensch, aber mit Pünktlichkeit oder übertrieben höflichen Umgangsformen hatte sie nichts am Hut. Und eine Freundin vom Bahnhof abzuholen, gehörte für Silke zweifellos zu übertriebener Höflichkeit. Zumal sich Andrea in Wien gut auskannte und keinen Babysitter brauchte, der sie an der Hand durch die Stadt führte.
    Nicht mehr.
    Vor wenigen Jahren war das noch ganz anders gewesen. Nicht etwa, weil Andrea sich in Wien nicht zurechtgefunden hatte. Vielmehr lag es an ihrer Angst vor Chris, ihrem Ex. Aber das war zum Glück endgültig vorbei.
    Sie tippte „okay“ in ihr Handy, schickte die Antwort ab, ließ das Telefon wieder in die Tasche gleiten, nahm ihren Koffer und zuckte die Achseln. Dann würde sie eben ein Taxi in die Argentinierstraße nehmen.
    Sie durchschritt den Bahnhofsterminal im ersten Stock, fuhr mit der Rolltreppe ins Erdgeschoß. Obwohl sie es nicht darauf anlegte, drehten sich einige Leute nach ihr um. Mit ihren langen, rotblonden Locken, ihrem ebenmäßigen Gesicht, den wenigen Sommersprossen um die Nase herum und ihreneinsachtundsiebzig erregte sie Aufmerksamkeit. Unter ihrem knöchellangen schwarzen Mantel trug sie Jeans, eine weiße Bluse und eine Jeansjacke. Ihre Füße steckten in flachen Stiefeln. Sie wirkte ungemein anziehend, ob sie wollte oder nicht. Die Blicke, die ihr von Männern zugeworfen wurden, ignorierte sie.
    Der Taxifahrer vor dem Westbahnhof grüßte Andrea mit einem kurzen Kopfnicken, ließ den Kofferraumdeckel aufspringen, wuchtete das Gepäck hinein und setzte sich hinters Lenkrad. Währenddessen ließ Andrea die Kulisse der Stadt auf sich wirken. Zwei Straßenbahngarnituren blieben unmittelbar hintereinander vor dem Abgang zur U6 stehen. Abwechselnd spien sie ungeduldige Menschen aus, die in verschiedene Richtungen davoneilten und fast mit jenen zusammenstießen, die aus dem Untergrund ans Tageslicht strömten, auf dem Weg in ihre Wohnungen oder zu dem verdienten Treffen mit Freunden, nach einem anstrengenden Arbeitstag.
    „Könn ma?“, fragte der Taxifahrer.
    Andrea nickte und nahm auf dem Rücksitz Platz.
    „Vierter Bezirk, Argentinierstraße“, sagte sie und nannte gleich darauf die Hausnummer.
    Der Fahrer drückte das Taxameter und reihte sich in den Verkehr am Neubaugürtel ein. Wie üblich waren die Straßen mit Autos verstopft und sie kamen nur langsam voran, obwohl der Fahrer immer wieder rasant seine Fahrspur wechselte. Die Sinnhaftigkeit des ständigen Spurwechselns war Andrea bisher verschlossen geblieben. Es brachte kaum Vorteile, man war niemals schneller am Ziel, sondern trieb nur den eigenen Blutdruck und den der anderen in die Höhe. Aber wahrscheinlich gehörte dieser Fahrstil zu dieser Stadt, wie der Stephansdom in den ersten Bezirk. Fast schon bereute sie ihren Entschluss, mit dem Taxi gefahren zu sein. Eigentlich hatte sie sich vorgenommen, die notwendigen Strecken hauptsächlich mit der U-Bahnzurückzulegen. Aber ihr Koffer war einfach zu schwer. Sie hatte keine Lust gehabt, ihn zu schleppen.
    Sie lehnte sich zurück und starrte durch den Regen auf die vorbeiziehenden Fassaden der Häuser, ließ sich ganz einfach treiben. Stumm schlängelten sie sich zu den typischen Großstadtgeräuschen durch einen endlos wirkenden Blechstrom.
    Zwanzig Minuten später hatte es aufgehört zu
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