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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition)
Autoren: Beate Maxian
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Andrea während eines Fotoshootings für ein Kochbuchkennengelernt hatte. Seither begleiteten sie Tonkünstler in der Küche beim Anrichten von Speisen. Gott sei Dank hatte Silke einen ähnlichen Musikgeschmack wie Andrea, deshalb musste sie nicht lange suchen. Sie entschied sich für Lucio Dalla. Während sie den Klängen von Canzoni lauschte, ließ sie eine Handvoll Nudeln ins Salzwasser gleiten. Die Tomaten wurden überbrüht und gehäutet. Auf dem Fensterbrett stand ein Topf mit frischem Basilikum, und das im Oktober. Andrea grinste. Silke hatte wirklich eine Hand für Pflanzen, denn ihre Freundin zog Küchenkräuter zumeist selbst. Sie rieb an einem Pflanzenblatt, roch an ihren Fingern, dann erleichterte sie den Stock um einige Blätter.
    Das Kochen lenkte sie nicht wirklich ab. Sie konnte nicht verstehen, warum Silke nicht auftauchte. Auch wenn sie wenig auf Etikette hielt, versetzt hatte sie ihre Freundin noch nie. Oder doch? Jetzt fiel es Andrea wieder ein. Damals, als sie Max kennengelernt hatte. Er war Regisseur, sie seine Assistentin. Sie arbeiteten zusammen an einem Kinofilm. Silke war verrückt nach diesem Kerl. Er war der erste Romeo gewesen, der es im Bett angeblich gebracht hatte. Silke schwärmte noch heute von ihren Orgasmen, die sie diesem Typ zu verdanken hatte. Sie kam zu Beginn ihrer Beziehung tagelang nicht nach Hause und informierte Andrea auch nicht darüber, wo sie sich herumtrieb. Sie hatte sich damals große Sorgen gemacht, konnte sich aber auch nicht wirklich um das plötzliche Verschwinden Silkes kümmern, weil sie einen ziemlich anstrengenden Job angenommen und von früh bis spät im Foto- und Filmstudio gearbeitet hatte. Nach einem verlängerten Wochenende war ihre Freundin dann plötzlich wieder aufgetaucht, hatte sich tausendmal entschuldigt und Andrea von den sexuellen Leistungen ihres neuen Lovers erzählt. Die Beziehung hatte aber nur ein knappes Jahr gedauert, denn leider hatte dieser Freudenspender sein Können angeblich zur gleichen Zeit bei mehreren Frauen bewiesen. Silke hatte sich böse an ihm gerächt. Sie hatte ihn in die Wohnung bestellt, das Wohnzimmer in Kerzenschein getaucht und mit Rosenblättern dekoriert.
    Dann hatte sie sich ihrem Freund in schwarzer Spitzenunterwäsche und Strapsen präsentiert, ihn entkleidet, ihm die Hände mit einem Stück Stoff auf den Rücken gefesselt und ihm die Augen verbunden. Mit einem letzten, langen Kuss hatte sie ihn über den Vorraum in Richtung Schlafzimmer geführt. Im letzten Moment hatte Silke aber blitzschnell die Eingangstür geöffnet und den ziemlich verwirrten Max davor abgestellt. Danach hatte sie seine Kleidung durchs Fenster in den Innenhof geworfen. Andrea war zufällig Zeugin dieser Szene geworden, weil sie früher als geplant von Dreharbeiten nach Hause gekommen war und noch gesehen hatte, wie Max seine Sachen zusammengerafft hatte und verschwunden war. Silke hatte sie mit Tränen in den Augen an der Eingangstür empfangen und gesagt: „Mirkommt nur noch ein Vibrator ins Bett.“ Dann war sie in ihrem Zimmer verschwunden und zwei Tage nicht mehr herausgekommen. Ob sie sich wirklich so ein Ding zugelegt hatte, wusste Andrea nicht. Männer hatte sie jedenfalls keine mehr aus Silkes Schlafzimmer kommen gesehen.
    Max’ Dreharbeiten wurden fortan mit einer anderen Regieassistentin fortgesetzt. Aber die Aktion war stilecht „ihre“ Silke gewesen. Andrea hatte es schade gefunden, denn Max war eigentlich sehr sympathisch und irgendwie hatte er gut zu Silke gepasst.
    Andrea schaltete das Licht im Wohnzimmer aus, zündete vier Kerzen an, zog den Vorhang zur Seite und setzte sich auf die rote Couch im Wohnzimmer. Den dampfenden Teller Linguine stellte sie auf den Couchtisch neben den Rotwein. Sie schenkte sich ein Glas ein, nahm einen kräftigen Schluck und begann zu essen. Noch immer trällerte Lucio Dalla poetische Lieder im Hintergrund. Wieder dachte sie an Silke. Insgeheim hoffte sie, dass sie einen Märchenprinzen gefunden hatte, der ausnahmsweise das hielt, was er versprochen hatte, und sie ihn deshalb unmöglich verlassen konnte. Nicht einmal ihrer besten Freundin zuliebe.
    Nach dem Essen löschte Andrea auch das Kerzenlicht. Sie saß im Dunkeln, leerte langsam die Flasche Rotwein und starrte durch das Fenster zur Dachritze hoch, hinter der sich die beiden Tauben nachts versteckten.
    Es war gegen dreiundzwanzig Uhr, als sie die Müdigkeit übermannte. Aber bevor sie ihre Augenlider schloss, beschlich sie ein ihr
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