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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition)
Autoren: Beate Maxian
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regnen.
    Der Himmel lichtete sich und in den Nebenstraßen tauchten Straßenlaternen die Wohnhäuser in sanftes Licht, das vom nassen Asphalt reflektiert wurde.
    Der Anblick des Mietshauses, in dem Silke wohnte, hob ihre Stimmung. Vor ihr lagen wunderbare Tage mit ihrer besten Freundin, in denen sie nächtelang durch jene Lokale ziehen würden, die noch vor einem Jahr zu ihren gemeinsamen Stammbeiseln gehört hatten.
    Andrea stand auf der Argentinierstraße vor einem Wohnhaus im typischen Baustil der sechziger Jahre und sah nach oben. Diese Adresse war bis vor einem Jahr noch ihre eigene gewesen. Natürlich lebte Andrea wieder gerne in München. Zumal sie sich in Nordschwabing eine wunderschöne Bleibe geschaffen hatte, gleich nahe dem Stadtteil Milbertshofen-Hart, in dem sie aufgewachsen war und wo nach wie vor ihre Eltern lebten.
    Aber mit dieser Gegend hier und Wien verbanden sie einfach viele positive Erinnerungen, wenngleich sich auch einige negative dazwischenschoben, wie eine Gewitterwolke.
    Das Taxi fuhr davon und Andrea griff nach ihrem Koffer.
    Das wuchtige Gittertor in den Innenhof stand offen. Die Briefkästen hingen noch an derselben Stelle. Warum auch nicht? Es war ja nur ein Jahr vergangen, seit sie Wien den Rücken gekehrt hatte.
    Mit einem Blick sah Andrea, dass Silke ihre Werbeprospekte seit Tagen nicht mit in die Wohnung genommen hatte. Diese Tatsache kostete Andrea ein lautes Lachen. Schon zur Zeit ihrer Wohngemeinschaft war es immer Andrea gewesen, die das Entleeren des Briefkastens übernommen hatte. Wahrscheinlich lag die Post schon geraume Zeit unbeachtet in dem metallenen Behälter. Andrea schnappte sich die Werbepost, schob sie in ihre Umhängetasche und ging weiter. Im Innenhof blieb sie kurz stehen und sah noch einmal nach oben.
    Wunderbar!
    Die zwei Tauben waren noch immer da, oder war es inzwischen ein anderes Pärchen? Sie glaubte nicht.
    Ihr Gefieder war hellgrau und um ihre Hälse zeichneten sich deutlich schwarze Ringe ab. Normalerweise gehörten Tauben nicht zu den Lieblingstieren von Großstädtern, aber diese beiden hatten Andrea und Silke in ihr Herz geschlossen. Sie waren so zärtlich zueinander wie ein Liebespaar.
    Am anderen Ende des Hofs öffnete sie eine weitere Tür, dahinter lag der Stiegenaufgang zur Wohnung. Stöhnend schleppte sie ihr Gepäck in den dritten Stock hinauf. Es gab keinen Lift im Haus.
    Die Wohnung Nummer 14 war mit einem Blick zu erkennen. Die Eingangstür war knallrot gestrichen. Silkes Lieblingsfarbe. Und ihre beiden Namen waren in hellem Gelb quer über das Rot geschrieben, darunter die Zahl 14 in Blau.
    Andrea lächelte.
    Die Tatsache, dass ihr Name noch immer daraufstand, rührte sie.
    Sie griff in ihre Manteltasche und öffnete die Tür mit ihrem eigenen Schlüssel, schob ihren Koffer mit dem Fuß vom Flur in den Vorraum.
    Silke hatte darauf bestanden, dass sie ihre Schlüssel behielt.
    „Was, wenn ich meinen verliere?“, hatte sie Andrea gefragt.
    „Mensch Silke! Ich sitze in München! Ich brauche eine Ewigkeit, um herzukommen, um dir die Tür aufzuschließen“, hatte Andrea damals geantwortet. Aber Silke hatte nur die Achseln gezuckt und sie hatten nie wieder ein Wort darüber verloren.
    In der Wohnung hatte sich einiges verändert. Die Wände waren frisch gestrichen worden. Der Vorraum in einem warmen, hellen Gelb. Wie Andrea fand, passte diese Farbe besser zur orangen Couch neben der Garderobe. Sie legte die Prospekte auf einen kleinen runden Tisch, der neben dem Sofa stand. Den Samsonite ließ sie ebenfalls im Vorraum zurück, als sie den Rest der Wohnung musterte.
    Jeder Raum hatte eine andere Farbe bekommen. Das Wohnzimmer Mint – auch hier passte das rote Dreiersofa recht gut dazu – und Silkes Schlafzimmer war in Terrakotta gehalten. Nur die Wände der Küche waren ebenfalls gelb. Andrea wusste, dass Silke einen Hang zu Farben und farbintensiven Bildern hatte. Sie sammelte Gemälde in grellen Tönen wie andere Briefmarken.Und wenn sie nicht genug Geld hatte, welche zu kaufen, was meistens der Fall war, malte ihre Freundin ganz einfach selbst in Öl auf Leinwand. Aber immer nur in einer Farbe. Vorzugsweise rot. Und allem Anschein nach lebte sie diese Vorliebe jetzt auch in der gesamten Wohnung aus.
    Vor den Fenstern zum Innenhof hingen Vorhänge, auch das war neu. Andrea trat dicht an eines der Fenster, blickte hindurch, besah den grauen Innenhof von oben, das gegenüberliegende Haus, das durch zwei schmale Verbindungstrakte mit ihrem
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