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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition)
Autoren: Beate Maxian
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bekanntes Gefühl. Ein Feind, den sie bereits besiegt glaubte. Und dieser Feind hatte einen Namen: Verfolgungswahn.

2.
Sonntag, 29. Oktober
    Andrea erwachte wenige Minuten nach zehn Uhr. Sie hatte über elf Stunden auf der Couch im Wohnzimmer geschlafen. Sonnenschein kam durch das Fenster und tauchte den Raum in wärmende Helligkeit. Ihr Rücken schmerzte und ihr Kopf dröhnte. Fühlte es sich tatsächlich so an, wenn man fünfunddreißig Jahre alt wurde? Sie schlug die Decke zurück, rappelte sich hoch und blieb in der Mitte des Sofas sitzen.
    Decke? Warum war sie mit einer Wolldecke zugedeckt?
    Andrea betrachtete den Überwurf. Sie hatte dieses Ding noch nie gesehen.
    Silke, schoss es ihr durch den Kopf. Im Bruchteil einer Sekunde kehrten sämtliche Lebensgeister zurück, die man für logische Gedankengänge brauchte. Andrea sprang auf und rannte in die Küche, wo sie ihre Freundin vermutete. Je näher sie kam, umso intensiver nahm sie den Duft von frischem Kaffee wahr. Sie riss die Tür auf.
    „Silke?“, fragte sie leise.
    Keine Antwort.
    „Silke!“
    Der Raum war leer. Die Kaffeemaschine lief, im Brotkorb lagen Croissants. Auf einer Schokotorte, mit einem Marienkäfer aus Marzipan in der Mitte, brannten Kerzen. Andrea zählte sie.
    Fünfunddreißig.
    Sachertorte und Marzipan.
    Der Geruch Wiens.
    Etwas ratlos und enttäuscht goss sich Andrea Kaffee in eine Tasse, gab einen Schuss Milch dazu, schnappte sich ein Blätterteigkipferl, blies die Kerzen aus und machte sich daran, die Wohnung gründlich zu inspizieren. Vielleicht war ihre Freundin ja im Bad?
    Aber auch dort war keine Spur von Silke zu finden. Ebenso wenig in ihrem Schlafzimmer oder sonst wo im Apartment.
    Eine bekannte Melodie rief Andrea ins Wohnzimmer zurück.
    Eine SMS.
    Happy Birthday, hoffe, du hast gut geschlafen, ein Uhr Mittagessen, Treffen: Museums-Quartier, MUMOK!
    Bussi Silke
    So viel zur morgendlichen Geburtstagsfeier. Eigentlich wollte Andrea diesen Tag mit einem gemütlichen Frühstück beginnen, gemeinsam mit ihrer besten Freundin. Stattdessen saß sie alleine in einer hundert Quadratmeter großen Wohnung und hielt ein Kipferl in der Hand. Sie schaute zum Küchenfenster hinaus, betrachtete die zwei Tauben auf dem Dach des Vorderhauses. Die beiden Vögel mussten sich keine Gedanken darüber machen, was der Tag mit sich brachte. Sie flogen täglich Seite an Seite über die Dächer der Argentinierstraße. Solange bis sie ein Raubvogel erwischte, sie an Altersschwäche eingingen oder an Rattengift starben. Andrea hoffte, dass keine der beiden den Tod finden würde, solange sie in Wien war.
    Allmählich wurde sie ungeduldig. Sie hatte keine Ahnung, was Silke vorhatte, hoffte aber für ihre Freundin, dass es etwas Gutes war. Denn sonst würde sie ihr den Hals umdrehen.
    Vielleicht war aber auch alles ganz einfach zu erklären. Vielleicht arbeitete Silke nur ganz einfach mit einem Regisseur, der wieder einmal keine Uhr kannte. Es gab solche Typen, die die gesamte Crew um sechs Uhr morgens aufmarschieren ließen und spätabends dann noch die letzte Einstellung drehen wollten. Wenn man sich beschwerte, wurde man ausgetauscht undbekam von der Produktionsfirma geraume Zeit keinen Job mehr angeboten.
    Das galt es nun zu klären. Denn wenn dem so war, dann wollte sie gleich nach München zurückfahren und ein anderes Mal wiederkommen, wenn Silke mehr Zeit für sie hatte.
    Sie wählte Silkes Handynummer. Es läutete viermal, bis sich die Sprachbox ihrer Freundin meldete. Andrea hinterließ eine kurze Nachricht und legte wieder auf.
    Sie beschloss, auf ein einsames Frühstück zu verzichten. Viel lieber wollte sie sofort aufbrechen und zu Fuß zum Museums-Quartier gehen. Auf dem Weg dorthin konnte sie einige Fotos von Wien schießen.
    Ihr Mobiltelefon läutete. Diesmal war es keine SMS, sondern ein Anruf. Während Andrea hoffte, dass sich Silke endlich persönlich melden würde, sah sie auf dem Display, dass eine Freundin aus München anrief. Sie gratulierte zum Geburtstag. Es folgten ihre Eltern und noch etliche Freunde. Nach den Telefonaten sprang sie schnell unter die Dusche, zog ihre Jeans an und streifte einen etwas dickeren weißen Pulli über. Ihre langen Haare band sie mit einem Haarband zusammen. Sie verzichtete auf Make-up, außer Wimperntusche und ein wenig Labello, schlüpfte in ihre Stiefel und zog den Mantel an.
    Als sie das Haus verließ, war es kurz nach elf Uhr. Vor der Haustür traf sie auf Frau Meinrad, eine alte Nachbarin, die
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