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Tödliche SMS (German Edition)

Tödliche SMS (German Edition)

Titel: Tödliche SMS (German Edition)
Autoren: Beate Maxian
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Wohnblock verschmolzen war. Einige Minuten blieb sie regungslos stehen, dann wandte sie sich wieder um.
    Die Möbel und die Holzfußböden waren noch dieselben wie vor einem Jahr. Andrea überlegte kurz. Die Farben an den Wänden passten zu Silke. Aber Gardinen? Wie hatte es Silkegenannt, als Andrea ihr vorgeschlagen hatte, Vorhänge aufzuhängen: „gelebtes Spießertum“.
    Sie hätte sich wohler gefühlt mit Vorhängen oder besser noch Jalousien vor den Fenstern. Trotzdem hatte sie Silke nicht widersprochen. Sie verstand es als Teil ihrer Therapie. Sie war damals eingezogen, um ihren Verfolger abzuhängen und ihren zu dieser Zeit chronischen Verfolgungswahn zu besiegen. Und Fenster ohne Vorhänge davor waren ein wichtiger Anfang.
    Aber warum hatte sich ihre beste Freundin jetzt selbst welche vor die Fenster gehängt? Hatte Andreas Angst sie beeinflusst? Glaubte sie, beobachtet zu werden? Hier im dritten Stock? Sie musste Silke unbedingt danach fragen.
    Dann entdeckte sie ein Bild, das hinter dem Sofa im Wohnzimmer an der Wand lehnte.
    Öl auf Leinwand in der Größe 110 x 140.
    Andrea nahm es zur Hand. An der Unterschrift am rechten unteren Bildrand erkannte sie, dass es sich eindeutig um ein Gemälde ihrer Freundin handelte. Nur das Motiv war fremd. Die Leinwand war nicht, wie erwartet, mit einer intensiven Farbe bemalt worden, sondern zeigte einen Mann mit viel zu großen Augen, die ihr ausdruckslos entgegenstarrten. Wieder nahm Andrea die Gardinen in Augenschein. Litt Silke doch unter Paranoia?
    Einatmen. Ausatmen.
    Andrea schüttelte den Kopf und stellte das Bild wieder an seinen Platz. Verfolgungswahn passte zu ihr, aber nicht zu Silke.
    Sie verwarf den Gedanken, holte ihren Koffer aus dem Vorraum und ging in das Zimmer, das vor einem Jahr noch ihres war. Auch hier hatte Silke gewütet.
    Die Wände waren in einem warmen Sandton gestrichen worden und mit zwei in verschiedenen Blautönen gehaltenenBildern ihrer Freundin versehen. Blau war Andreas Lieblingsfarbe. Sie fand es sehr hübsch so.
    Ihr breites Bett stand noch an seinem angestammten Platz gegenüber dem Fenster, vor dem jetzt blaue Schlaufenvorhänge hingen und Andrea die freie Sicht auf das Dach gegenüber versperrten, wo sich die zwei Tauben eingenistet hatten. Sie hatte die beiden oft von ihrem Bett aus, durchs offene Fenster fotografiert und im Laufe der Zeit hatte sie eine Serie „Taubenfotos“ geschossen.
    Die Bettdecke und das Kissen waren bereits mit grellroter Bettwäsche überzogen. Silkes Werk. Andrea wuchtete ihren Koffer auf ihre alte Kommode von Ikea und begann auszupacken. Vielleicht würde Silke inzwischen auftauchen. Mit einer Flasche Rotwein in der einen Hand und zwei Pizzaschachteln in der anderen. Bei diesem Gedanken verspürte Andrea ein intensives Hungergefühl. Sie hatte lediglich ein Sandwich mit Eiaufstrich gegessen. Und das war vor Stunden gewesen.
    Als Silke aber auch zwanzig Minuten später noch nicht in der Tür stand, beschloss Andrea, eine heiße Dusche zu nehmen. Im Badezimmer fand sie mehrere ordentlich zusammengelegte Handtücher auf der Waschmaschine. Minutenlang genoss sie den wärmenden heißen Wasserstrahl, rasierte sich ihre Beine und Achseln, was sie einmal die Woche tat. Anschließend trocknete sie sich ab, cremte ihren Körper mit einer Lotion ein, die nach Vanille roch, zog ihren Jogginganzug an, den sie zuvor über dem Heizkörper im Bad aufgewärmt hatte, und machte sich auf in die Küche. Aber kaum hatte sie die Kühlschranktür geöffnet, befahl sie eine ihr bekannte Tonfolge an ihr Handy. Erneut erhielt sie eine SMS von Silke.
    Sorry!
    Wird leider sehr spät. Geh schlafen! Sehen uns beim Frühstück!
    Bussi Silke
    Nach dem Wort Silke hatte ihre Freundin ein Smiley eingefügt, das ihr zuzwinkerte. So viel zur Begrüßung einer alten Freundin, die man seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hatte. Enttäuscht machte sich Andrea daran, erneut den Kühlschrank zu inspizieren. Wenigstens war Silke einkaufen gewesen. Auf Essen im Gasthaus hatte Andrea, nach der anstrengenden Bahnfahrt, nun wirklich keinen Bock. Und sie hasste Fertiggerichte.
    Nach wenigen Minuten hatte sie sich für Linguine mit Tomaten und Basilikum entschieden. Im Weinregal fand sie eine Flasche Chianti Classico aus dem Supermarkt. Nicht teuer, aber dafür leicht zu trinken. Im CD-Ständer suchte sie nach passender Musik.
    „Kochen und Musik, das gehört zusammen wie Pasta und Tomaten“, hatte ihr ein alter Italiener erklärt, den
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