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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Parkstreifen vor der Pfarrkirche Sankt Cyriakus gegangen.
    „Wenn einer von uns noch nüchtern war und noch Auto fahren konnte, dann war es garantiert Schramm“, versicherte Bahn ausdrücklich.
    Er habe auch mit seinem Redaktionsleiter schon darüber gesprochen. Der habe die Vermutung geäußert, Schramm könne noch jemanden getroffen haben und sei dann versackt.
    Was er denn dann überhaupt noch wolle, fragte der Kommissar seinen Besucher verwundert. Es sei doch wohl alles klar.
    Doch Bahn widersprach vehement. Er glaube es einfach nicht. „Da hat jemand dran gedreht“, behauptete er und fuhr polemisch fort: „Da hat jemand klar Schiff gemacht, dem Schramm zu sehr auf die Finger geschaut hat.“
    Einen Verdacht habe er allerdings nicht, räumte Bahn unumwunden ein. „Ich kann mir nur nicht vorstellen, daß Schramm durch ein Unglück gestorben ist.“
    „Was nicht sein darf, das nicht sein kann!“, zitierte Küpper für sich. Da versuchte der aufgeregte Bahn allem Anschein nach, für sich eine Wahrheit zu finden, weil ihm die Realität nicht gefiel.
    Der Kommissar schüttelte bedauernd den Kopf. Bahn ließ jedoch nicht locker.
    „Ich möchte aber Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten“, sagte der Journalist entschieden. Vielleicht könnte die Polizei mit ihrem Ermittlungsapparat etwas herausbekommen. Man sei es der schwangeren Ehefrau von Schramm schuldig.
    Doch Küpper lächelte nur mitleidig. Mit einer Strafanzeige allein ließe sich aus einem Unglück noch keine Straftat machen. Da müsse Bahn schon mehr bieten oder zumindest einen Anfangsverdacht äußern. Aber Bahn habe ja gar nichts.
    Küpper beendete das aus seiner Sicht sinnlose Gespräch und komplimentierte Bahn aus seinem Büro hinaus. Die Lederjacke ist wirklich gut, dachte er sich. Und das war auch das einzige, was er von der Unterredung zunächst in Erinnerung behielt.
    Nachdenklich fuhr Bahn in seinem fast schon historischen Porsche 911 zur Redaktion der DTB in der Pletzergasse zurück, unmittelbar gegenüber der Konkurrenz von der DZ, und er hatte das Glück, tatsächlich am Pletzerturm einen der seltenen, freien Parkplätze zu ergattern. Ansonsten hätte er seinen Sportwagen wie so oft in einer der Seitenstraßen im eingeschränkten Halteverbot geparkt. Sein auffälliger Wagen war den emsigen Politessen des Ordnungsamtes bekannt, sie drückten bei Bahn in aller Regel ein Auge zu.
    Es war ihm nicht nach Arbeiten zumute, Schramms Tod ging ihm nahe. Und er hatte insgeheim doch einen Verdacht, einen absurden Verdacht, den er überhaupt nicht aussprechen wollte. Lustlos redigierte Bahn die Berichte der Mitarbeiter, die ihm Taschen auf den Schreibtisch gelegt hatte.
    Taschen sei wegen einer Nachbesprechung der Kommunalwahl zur Konferenz der Lokalchefs in die Zentralredaktion nach Köln gefahren, hatte ihm die Redaktionssekretärin mitgeteilt. „Fräulein Dagmar“, die gute Seele des DTB, hatte schon viele Kollegen kommen und gehen gesehen und kannte ihre Pappenheimer bestens. Sie zog sich schnell in ihr Zimmer zurück, als sie Bahns schlechte Laune bemerkte. In diesem Zustand war er schlichtweg unerträglich.
    Bahn hatte ein freundschaftliches Verhältnis zu Schramm gehabt. So brachte Fräulein Dagmar in ihrer fürsorglichen Art sogar noch Verständnis für Bahns Launenhaftigkeit auf. Bahn und Schramm hatten so manche Geschichte zusammen ausgeheckt und sich kollegial unterstützt. Obwohl, und das wußte in der Redaktion anscheinend wohl jeder außer Bahn,
    Schramm einmal dessen Nachfolger in der Redaktion werden sollte. Oder Bahn ließ es sich einfach nicht anmerken.
    Bahn hatte nicht das beste Verhältnis zu Taschen. Es hatte schon mehrfach lautstark zwischen den beiden gerappelt. Die Chemie stimmte einfach nicht zwischen den beiden Charakteren. Zu leiden hatte unter dem Dauerstreit die komplette Redaktion.
    Sobald der Schramm sein Volontariat beendet hat, fliegt der Bahn hochkant raus, hatte Taschen schon wiederholt geschimpft, wenn Bahn und Schramm wieder einmal unterwegs waren.
    Die vermeintliche Freundschaft zwischen den beiden wurde von den meisten Redaktionsmitgliedern als Versuch zweier Kontrahenten gesehen, sich gegenseitig auszustechen.
    Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, dann mußt du ihn dir eben zu deinem Freund machen.
    Bahn schlürfte an seiner Kaffeetasse und verfluchte die Sekretärin, die wieder einmal ein lasches Gebräu aufgesetzt hatte. Er mußte sich ablenken, nicht von seiner Launenhaftigkeit treiben lassen,
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