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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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die Informationen kamen. Sicherlich gab es Plaudertaschen in Kreisen der Polizei, und das gesetzliche Verbot des Abhörens von Polizeifunk hinterließ keinerlei Wirkung. Darüber grinsten die Journalisten nur müde.
    Das Telefon klingelte. Als Küpper abhob, meldete sich Frank Schiffer von Radio Rur. Ob es tatsächlich stimme, daß Konrad Schramm ertrunken sei, wollte der Redakteur des lokalen Rundfunksenders, der seinen Dienstsitz fast gegenüber von Küpper in der umgebauten Pleußmühle hatte, wissen.
    Der Kommissar ließ ihn jedoch abblitzen. Es gebe gleich ein Fax an alle Medien, vertröstete er ihn und legte auf.
    Es dauerte dann doch noch etwas länger, denn der Kollege von der Pressestelle hatte sich wieder einmal für einige Zeit aus dem Staub gemacht. Nur er war aber autorisiert, Meldungen an die Öffentlichkeit weiterzugeben.
    Gemeinsam mit der Pressestelle setzte Küpper schließlich den Text auf, den die Medien in Düren und darüber hinaus in der Köln-Aachener Region erhalten sollten:    „Ein
    neunundzwanzig-jähriger Mann aus Düren ist am Montag gegen neun Uhr von einem Arbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Düren tot im Wassergraben von Schloß Burgau gefunden worden. Der Mann ist in der Nacht ertrunken. Alkoholeinfluß kann nicht ausgeschlossen werden.“
    Schleunigst verließ Küpper sein Büro. Er verspürte wenig Lust, sich von der Presse aushorchen zu lassen. Garantiert würden gleich die Telefonleitungen heißlaufen. Küpper wußte es aus leidlicher Erfahrung.
    Und es klingelte tatsächlich schon, kaum daß der Kommissar die Zimmertür geschlossen hatte.
    Mittwoch, 6. November
    Es rauschte gewaltig im Dürener Blätterwald am Mittwochmorgen. „Im Suff ersoffen“ titelte die Bild-Zeitung auf ihrer regionalen Seite. Der Kölner Expreß setzte noch einen drauf mit der Überschrift „Unheimlicher Abgang des heimlichen Säufers“. Die Lokalzeitungen waren hingegen sachlich geblieben. In der Dürener Zeitung und in den Dürener Nachrichten wurde der Tod des Kollegen von der Konkurrenz bedauert. Das Dürener Tageblatt veröffentlichte den letzten Artikel von Schramm mit einem Bild von ihm. Der Bericht handelte von einem Bilanzgespräch nach der Kommunalwahl mit dem neuen Bürgermeister Walter und dem abgewählten Vorgänger. Daneben hatte der Redaktionsleiter Taschen in einem Kasten die Trauer der Redaktion ausgedrückt und Schramm einen hoffnungsvollen Nachwuchsjournalisten genannt, dessen Tod alle erschüttert habe.
    Während die Boulevardblätter großspurig einen Vollrausch oder einen Selbstmord andeuteten, blieben die lokalen Blätter moderat. Sie sprachen von einem Unfall und Unglück in der Nacht bei Schloß Burgau.
    Küpper legte die Mappe mit den Presseausschnitten zur Seite. Es war wie immer, befand er. Der Fall war erledigt.
    Morgen schon würden sich die Medien auf das nächste Ereignis stürzen. Dann war Schramm vergessen. Nichts ist halt so alt wie die Zeitung von gestern.
    Es klopfte an seiner Bürotür. Ein junger Mann trat ein, bei dem Küpper sofort wieder dachte, den kenne ich doch, während er ihn musterte. Mitte dreißig war der großgewachsene, schlanke Besucher. Er hatte blondes, kurzes Haar und war lässig, aber dennoch gut gekleidet. Er trug eine braune, abgewetzte, dabei jedoch nicht schäbige Lederjacke, die bei Küpper die Erinnerung wachrief. An der in ihrer Art eleganten Lederjacke glaubte er, den Mann wiedererkannt zu haben.
    So war es auch. Der Mann stellte sich als Helmut Bahn vor. Er sei Redakteur beim Dürener Tageblatt und demnach ein Kollege von Konrad Schramm.
    Gewesen, dachte sich der Kommissar, und er fragte Bahn nach dem Grund seines Kommens, während er ihm den Besucherstuhl anbot.
    Der Journalist kam ohne Umschweife auf den Punkt. „Ich glaube nicht, daß Schramm bei einem Unfall gestorben ist“, erklärte er überzeugt.
    Schramm sei nicht der Typ gewesen, der sich vollaufen ließe und dann auch noch durch die Gegend torkele. Dazu sei Schramm viel zu bedacht gewesen. „Der hätte nie etwas getan, was ihm oder seiner Frau hätte schaden können“, behauptete Bahn.
    Bevor ihn Küpper unterbrechen konnte, fuhr Bahn fort. Am Dienstag habe das komplette Redaktionsteam kurz nach Mitternacht zur Sperrstunde den Gasthof in Niederau verlassen, schilderte er. Man habe sich auf der Straße verabschiedet. Taschen wäre zu Fuß nach Hause gegangen, Schramm sei in die Sackgasse gelaufen, er selbst sei wie die anderen Kollegen zu dem gegenüberliegenden
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