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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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das macht Konrad nicht lebendig und wird Thea nicht trösten.“
    Nachdenklich und schweigend fuhren die beiden durch das dunkle Düren. Bahn fühlte sich körperlich müde und geistig erschöpft nach den letzten beiden Wochen. Er freute sich auf sein Bett und nur auf sein Bett.
    Endlich einmal ausschlafen, sagte er gähnend zu Gisela, als sie aus dem Wagen ausstiegen, und sie erfüllte ihm diesmal seinen Wunsch nach Ruhe.

Sonntag, 17. November
    Das Telefon riß Bahn kurz nach acht aus allen Träumen. Hoffentlich nicht schon wieder Gottfried!
    Es war nicht Gottfried. Diesmal hatte ihn Waldmann unsanft geweckt: „Guten Morgen, Herr Kollege, wenn man überhaupt von einem guten Morgen sprechen kann.“
    Bahn merkte, daß etwas nicht stimmte. Er grunzte noch im Halbschlaf etwas Undeutliches, ehe Waldmann mit belegter Stimme fortfuhr: „Taschen ist tot!“
    Kerzengerade sprang Bahn im Bett auf und erschreckte damit Gisela. „Was?“, rief er erschrocken.
    „Taschen ist tot“, wiederholte Waldmann. Er bemühte sich um Ruhe. „Unser Kollege hatte gestern am Nachmittag einen Unfall mit dem Fahrrad.“ Taschens Frau hatte ihn vor wenigen Minuten angerufen. „Sie hat es gestern noch bei Ihnen versucht, aber Sie waren wohl nicht zu Hause.“
    Genauere Informationen hatte der Chef vom Dienst noch nicht erhalten und er kam zum eigentlichen Anliegen seines Anrufes. „Ich weiß, es hört sich blöd an. Aber können Sie heute den Sonntagsdienst machen, Herr Bahn?“
    Das war für ihn selbstverständlich. Bahn willigte ein und stand auf. „Ich muß zur Arbeit“, sagte er kurz angebunden zu Gisela, die sich schlaftrunken umdrehte. Sie war es gewohnt, daß Bahn zu allen unmöglichen Zeiten „zur Arbeit mußte“.
    In der Redaktion lag schon ein Fax der Polizei, in dem der Unfall gemeldet war. Danach war am späten Nachmittag, fast schon in der Dunkelheit ein Mann Ende dreißig in Nideggen bergab fahrend auf der regennassen Straße zu schnell gewesen, um sein Fahrrad an einer beampelten Kreuzung noch abbremsen zu können. Der Radfahrer mußte nach Zeugenaussagen bei Rot über die Straße geschossen, zu Fall gekommen und unter einen Lastwagen geraten sein. Er war auf der Stelle tot. Vermutlich hatten die Bremsen versagt.
    Das war nie und nimmer ein Unfall, sagte sich Bahn. Der hat sich selbst umgebracht.
    Heute ging er zum Pressefrühstück der Kriminalpolizei in der Polizeiinspektion. Der von Taschen vorgesehene freie Mitarbeiter schmollte zwar, weil er wie Bahn noch nicht gefrühstückt hatte, aber fügte sich seinem Schicksal. Bahn hatte ihm ebenso wie den anderen Mitarbeitern nichts von Taschens Tod gesagt.
    In der Polizeiinspektion traf Bahn auf Küpper, der den Journalisten betrübt grüßte. „Ich habe mir gedacht, daß Sie kommen, deshalb bin ich auch gekommen.“
    Der Unfalltod des Radfahrers in Nideggen war im gemeinsamen Gespräch nur eine Randnotiz. Schön blöd, wenn man im Winter mit dem Rad durch die Eifel fährt, war der allgemeine Tenor. Küpper und Bahn schwiegen dazu.
    Die Kollegen der Zeitung und der Nachrichten, der Wochenblätter, von Radio Rur sowie die Verbindungsleute zu den Boulevardblättern brachten den Unfall nicht mit Taschen in Verbindung. Sie interessierten sich mehr für eine Straßenschlacht in Nord-Düren, bei der Skins in der Nacht zum Sonntag in der vornehmlich von Türken bewohnten Josefstraße Krawall gemacht hatten. Die türkischen Mitbürger hatten sich erfolgreich zur Wehr gesetzt. Jetzt befürchtete die Polizei Randale der Skins, die sich am neuen Haus der Stadt gegenüber dem Bahnhof in den letzten Wochen einen neuen Treffpunkt geschaffen hatten.
    Bahn folgte Küpper, als seine Kollegen nach dem Frühstück wieder abzogen. Der Kommissar ging mit ihm in sein Büro und bot ihm einen Platz an.
    „War’s wirklich ein Unfall?“, fragte Bahn. „Ich kann es nicht glauben.“
    „Ich weiß es nicht, Herr Bahn“, entgegnete der Kommissar. „Aber es gibt keine Beweise dafür, daß es kein Unfall war.“ „Wissen Sie, was ich glaube, Herr Küpper“, sagte Bahn, während er nachdenklich in seiner Kaffeetasse rührte, „ich glaube, daß Taschen Schramm umgebracht hat.“ Er wollte seine Theorie schildern.
    Doch Küpper unterbrach ihn. „Warten Sie, vielleicht habe ich ein Detail, das für Sie interessant ist. Wissen Sie, weshalb ich gestern Taschen sprechen wollte?“
    Bahn blickte den Kommissar neugierig an. „Taschen ist in der Nacht, in der Schramm gestorben ist, um zwei Uhr auf
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