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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Redakteur, qualifizieren.
    Nach der Kommunalwahl am Sonntag stand ein Berg von Arbeit in der Redaktion an. Es hatte einen sensationellen Machtwechsel im Rathaus gegeben. Dementsprechend galt es, die Geschehnisse des Sonntags in aller Ausführlichkeit aufzuarbeiten.
    „Mittags beim Essen hat mir Konrad dann gesagt, daß das Volontariat zum 1. Januar wieder fraglich geworden sei“, sagte die Frau. Er könne sich zwar denken, warum. Aber er habe über die Gründe geschwiegen. Es werde wohl doch noch klappen, habe er ihr optimistisch gesagt. „Ich bräuchte mir aber keine Sorgen zu machen.“
    Am Abend habe es schließlich den Redaktionsstammtisch im Gasthof Laufenberg in Niederau gegeben. Jeden ersten Montag im Monat trafen sich dort die Redakteure und Mitarbeiter der Zeitung zum geselligen Plausch. Häufig ging der Abend für die Freien kostenlos aus, denn der Redaktionsleiter Werner Taschen hielt sie in aller Regel aus. Da ließen es sich die freien Mitarbeiter, zumeist ehemalige Studenten oder arbeitslose Lehrer, gefallen, daß sie von Düren aus raus nach Niederau fahren mußten, dem Wohnort von Taschen. Der Lokalchef hatte in der Nähe des Gasthofes ein Haus an der Heinrich-Hansen-Straße gekauft, und, und das war der wichtigere Grund, er war Stammgast bei Laufenberg.
    Wie in allen Monaten zuvor war Schramm mit dem Wagen von Birkesdorf nach Kreuzau gefahren. Es war oft spät geworden bei diesen vergnüglichen Treffen, aber niemals war er angetrunken nach Hause gekommen.
    Wieso ihr Mann jetzt betrunken gewesen und dann ausgerechnet zu Fuß zu Schloß Burgau gegangen sein soll, war der Frau unerklärlich. „Das paßt nicht zu Konrad.“
    Aber Küpper konnte ihr keine plausible Erklärung geben. Einmal sei immer das erste Mal, fiel ihm nur schwach ein und er zog es vor, besser zu schweigen.
    Er bot sich an, Schramms Wagen von Kreuzau nach Birkesdorf zu bringen. Die Autoschlüssel hatte er aus dessen Jackentasche genommen. In der Nähe der Gaststätte werde er das Auto schon finden.
    Auch schlug der Kommissar vor, Thea Schramm zu Verwandten oder Bekannten zu geleiten. Doch die junge Frau lehnte ab. Sie werde selbst ihre Eltern anrufen und dann zunächst zu ihnen ziehen.
    „Sie wohnen auch hier im Dorf“, erklärte sie mit einem scheuen Lächeln, als sie Küppers betrübten Blick sah.
    Küpper spürte, wie langsam, aber stetig das Bewußtsein an das Endgültige in der Schwangeren aufstieg. Es würde nicht mehr allzulange dauern, ehe sie in Trauer verfallen würde. Er drängelte sie, ihre Eltern während seiner Anwesenheit anzurufen und notierte sich deren Anschrift.
    Nachdem Theas besorgter Vater gekommen war, ließ sich Küpper von Wenzel nach Kreuzau fahren.
    „Als wenn wir nichts Besseres zu tun haben“, moserte der Oberinspektor, der sich über die lange Wartezeit im Wagen geärgert hatte. Doch Küpper hörte ihm gar nicht zu. Die Moserei von Wenzel kümmerte ihn schon lange nicht mehr.
    Jetzt fiel dem Kommissar auch ein, woher er Schramm kannte. Schramm hatte schon mehrmals in den vergangenen Monaten an den sonntäglichen Pressekonferenzen der Dürener Kriminalpolizei teilgenommen. Bei Kaffee und Brötchen informierte dabei die Polizei im Versammlungsraum der Polizeiinspektion die Vertreter der Dürener Presse in lockerer Atmosphäre stets über die kriminellen und auch kuriosen Ereignisse des vergangenen Wochenendes. Das hatte erheblich zu einem entkrampften Verhältnis beigetragen.
    Schramm war ein stiller Beobachter gewesen, erinnerte sich der Kommissar. Der Nachwuchsjournalist hatte nie viel gesagt und nur dann Fragen gestellt, wenn tatsächlich eine Information fehlte oder lückenhaft war. In seiner Berichterstattung hatte Schramm dann immer sachlich und korrekt geschrieben; eine Tugend, die Küpper nicht allen Dürener Journalisten uneingeschränkt zubilligen wollte.
    „Schramm war Journalist beim Dürener Tageblatt“, klärte er Wenzel auf.
    Dem war das ziemlich egal. „Na und“, bemerkte er lapidar, während er sich über den stauenden Verkehr stadtauswärts in Richtung Kreuzau und Eifel ärgerte. Auf einen Schmierfinken mehr oder weniger komme es doch auch nicht an, meinte er. „Das paßt doch gut zusammen“, folgerte Wenzel. „Hast du jemals einen Journalisten gesehen, der nicht säuft? Denk’ doch nur an Bauer und Mutzel. Wie oft haben die Kollegen vom Streifendienst die nach Verkehrskontrollen wieder laufen lassen. Der Schramm war bestimmt keinen Deut besser“, befand Wenzel ohne
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