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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd
Autoren: Jack Higgins
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kannst du nicht machen«, sagte sie
auf chinesisch. »Du würdest mindestens fünf Jahre
dafür bekommen.«
      »Nicht schlecht«, erwiderte ich ehrlich
überrascht. »Aber dein englischer Akzent ist viel zu
stark.«
      »Da läßt sich nichts dagegen tun;
kann meine Herkunft eben nicht verleugnen. Bin halt doch nur die
Tochter eines Arbeiters aus Doncaster, die die Leiter hinaufgefallen
ist. Mein Mann war fünf Jahre Lektor an der Universität von
Hongkong.«
    Unsere Unterhaltung wurde von meinem
Freund, dem Soziologen, unterbrochen, der versuchte, sie von mir
wegzuziehen, und wieder mit seinen Sprüchen begann. Ich rammte ihm
die halb geschlossene Faust in die Magengrube, worauf er mit einem
Aufschrei zusammensackte.
      Was danach war, weiß ich nicht mehr,
außer, daß Sheila mich hinausführte und niemand auch
nur einen Mucks machte. Ich erinnere mich allerdings noch daran,
daß ich in heftigem Regen unter einer Straßenlampe in der
Allee neben dem Haus an meinem Wagen lehnte.
      Sie knöpfte mich in meinen Trenchcoat und
bemerkte dabei trocken: »Du warst ziemlich unfreundlich da
drin.«
      »Eine schlechte Angewohnheit, die ich mir in letzter Zeit zugelegt habe.«
    »Schlägst du dich öfter?«
      »Ab und zu.« Ich versuchte, mir eine
Zigarette anzuzünden. »Entweder geh' ich den Leuten auf den
Geist oder sie mir.«
      »Und fühlst du dich danach besser?«
Sie schüttelte den Kopf. »Es gibt andere Mittel und Wege,
wie man diese Spannung abbaut, oder ist dir das noch nie
aufgefallen?«
      Sie hatte ein hellrotes Regencape umgehängt; ich
ließ meine Hand darunter gleiten und ertastete eine feste Brust.
    »Du verstehst, was ich meine?« fragte sie ruhig und gelassen.
      Ich lehnte mich gegen das Auto, ließ mir den
Regen ins Gesicht prasseln. »Außer Prügeln kann ich
aber auch noch etwas anderes. Lateinische Deklinationen zum Beispiel,
weil ich eine teure Privatschule besucht habe, oder ohne Kompaß
die Himmelsrichtungen bestimmen, indem ich den Stundenzeiger meiner Uhr
auf die Sonne richte oder einen Stock in den Boden stecke.
Außerdem kann ich kochen. Affen und Baumratten sind meine
Spezialität.«
      »Du bist genau mein Typ«, sagte
sie.»Ich sehe schon, daß wir in jeder Beziehung gut
miteinander auskommen werden.«
    »Mit einer Ausnahme«, schränkte ich ein. »Im Bett.«
      Sie legte die Stirn in Falten. »Die Schlitzaugen
haben dir doch hoffentlich nicht alles abgeschnitten, oder?«
      »Alles vollständig vorhanden und klar zum
Einsatz«, meldete ich. »Es ist nur so, daß ich nicht
gut im Bett bin. Eine chinesische Psychiaterin hat mir mal gesagt, das
kommt davon, daß mich mein Großvater mit vierzehn mit dem
finnischen Au-pairMädchen im Bett erwischt und mich mit seinem
geliebten Stock windelweich geprügelt hat. Er hatte ihn sogar im
Afrika-Feldzug dabei. Mein Großvater war nämlich General,
und er konnte mir nie verzeihen, daß sein Stock
kaputtging.«
    »Als er dich schlug?«
    »Genau. Und deshalb wirst du mit mir wenig Spaß haben.«
      »Das werden wir ja sehen.« Plötzlich
war sie wieder das einfache Mädchen aus Doncaster mit dem breiten
YorkshireAkzent. »Was machst du eigentlich – beruflich,
meine ich?«
      Ich zuckte mit den Achseln. »Ich gehör' zu
der aussterbenden Rasse derer, die von dem leben können, was sie
geerbt haben. In der wenigen Freizeit, die mir bleibt, versuch' ich
mich als Schriftsteller.«
      Sie mußte darüber lächeln und sah
dabei so begehrenswert aus, daß ich einen Augenblick ganz weg
war. »Du bist genau der, den ich mir auf meine alten Tage
gewünscht habe«, sagte sie schließlich.
      »Du bist einsame Klasse«, bemerkte ich.
»Und außerdem groß, vollbusig, scharf wie ein
Rasiermesser …«
      »Sehr gut beobachtet«, erwiderte sie.
»Ich kann nie genug kriegen. Außerdem bin ich noch
Layouterin in einer Werbeagentur, geschieden, und schon
siebenunddreißig. Du hast mich eben nur noch nicht bei Tageslicht
gesehen.«
    Ich sank langsam in die Knie; sie
stützte mich, indem sie die Schulter unter meine Achsel schob, und
begann, mich zu durchsuchen.
    »Die Brieftasche ist in der linken Brusttasche«, brummte ich.
      Sie kicherte. »Blödmann. Ich such' die Autoschlüssel. Wo wohnst du eigentlich?«
    »In Essex. An der Küste. Foulness heißt das Kaff.«
    »Mein Gott! Bis dorthin sind's ja mindestens hundert Kilometer.«
    »Genau einundneunzig.«
      Sie nahm mich mit in ihre Wohnung in der King's Road,
nur für diese
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