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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd
Autoren: Jack Higgins
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oder gefallen, allein
dreiunddreißig, als wir im zentralen Hochland in einen Hinterhalt
gerieten; ich und zwei Kameraden überlebten dieses
Scharmützel nur dadurch, daß wir uns totstellten.
    So lernte ich den Krieg kennen –
zumindest den in Vietnam. Ich erlebte allerdings keine heroischen
Schlachten, sondern ver bissene Straßenkämpfe in Saigon
während der Tet-Offensive, die Sümpfe des Mekon-Deltas, die
Urwälder im zentralen Hochland, Geschwüre an den Beinen, die
sich wie Säure bis auf die Knochen durchfraßen, und
Blutegel, die sich an den Geschlechtsteilen festsaugten und nur mit
einer brennenden Zigarette wieder loszukriegen waren.
      Mit einem Wort: Es ging ums Überleben, und ich
entwickelte mich in dieser Disziplin zu einem ziemlichen Experten,
überstand alles ohne einen Kratzer, bis ich eines Tages auf einer
Patrouille in der Nähe von Din To so unvorsichtig war und in eine punji trat,
eine Falle, die die Vietkong sehr gerne bauten. Sie bestand aus
nadelspitzen Bambushölzchen, die, mit Kot beschmiert, im hohen
Elefantengras in den Boden gesteckt wurden und scheußliche,
eiternde Wunden verursachten.
      Ich lag deswegen vierzehn Tage im Lazarett, erhielt
danach noch eine Woche Urlaub, und so kam es zu jenem
verhängnisvollen Tag, als ich in Pleikic im Regen herumirrte und
versuchte, irgendwie nach Din To zu meiner Einheit zu gelangen. Ich
schaffte es, daß mich ein Medevac-Hubschrauber mitnahm, der
Medikamente und Verbandszeug dorthin fliegen sollte – und hatte
damit den größten Fehler meines Lebens gemacht.

    Es waren vielleicht noch siebzig Kilometer bis Din To, und wir
flogen in dreihundert Meter Höhe über Reisfelder und
Dschungelwälder, die fest in der Hand von nordvietnamesischen
Truppen und Vietkong waren, als es geschah.
      Ungefähr 500 Meter östlich von uns wurde
plötzlich Leuchtmunition abgeschossen, und wir sahen das
ausgebrannte Wrack eines kleinen Huey-Helikopters am Rande eines
Reisfelds. Der Mann, der auf dem Deich stand und wie verrückt
winkte, trug eine amerikanische Uniform.
    Wir waren vielleicht noch zehn Meter
hoch, als wir aus dem ungefähr fünfzig Meter entfernten Wald
mit schweren Maschi nengewehren unter Beschuß genommen wurden.
Auf diese kurze Distanz konnte man nicht danebenschießen. Die
beiden Piloten trugen zwar Panzerwesten, aber das nützte ihnen
wenig. Ich glaube, sie waren sofort tot. Genau weiß ich es vom
Chef der Crew: angeleint mit dem Sicherheitsgurt und in der offenen
Tür stehend hatte er nicht die geringste Chance.
      Der Sanitäter, der als einziger von der Besatzung
noch lebte, kauerte in einer Ecke und hielt sich den blutenden Arm.
Neben ihm an der Wand befand sich eine Halterung mit einem M16. In dem
Moment, als ich es holen wollte, gab es einen Ruck, weil der
Hubschrauber plötzlich wieder stieg, ich stürzte dadurch aus
der offenen Tür und landete im Schlamm und Wasser des Reisfelds.
      Der Helikopter stieg noch einmal steil um zehn,
fünfzehn Meter in die Höhe, schmierte dann scharf nach links
ab und explodierte in einem riesigen Feuerball; Metallteile flogen
durch die Gegend.
      Über und über mit Schlamm bedeckt rappelte
ich mich schließlich hoch und stand direkt vor dem Herrn auf dem
Deich, der ein AK47 auf mich gerichtet hatte. Es war nicht der richtige
Zeitpunkt für Heldentaten, erst recht nicht mehr, als im
nächsten Augenblick vierzig oder fünfzig Nordvietnamesen aus
dem Dschungel schwärmten.
      Von Vietkongs wäre ich sofort erschossen worden;
für diese regulären Soldaten war ich jedoch als Gefangener
für Propagandazwecke und als möglicher Lieferant von geheimen
Informationen wertvoll. Die ganze Truppe nahm mich in ihre Mitte und
führte mich in den Dschungel; alle wollten bei diesem Spektakel
dabei sein.
    Wir erreichten ein kleines Lager, in dem
es einen jungen Offizier gab, der Englisch sprach, wenn auch mit
französischem Akzent. Et gab mir eine Zigarette, durchsuchte dann
meine Taschen und sah sich meine Papiere an.
      Damit jedoch nahm die Sache eine seltsame Wendung.
Wenn wir im Einsatz waren, ließen wir üblicherweise alle
Dokumente in der Basis zurück; weil ich mich aber nach dem
Lazarettaufenthalt auf dem Weg zurück zur Truppe befand, hatte ich
alles bei mir, auch meinen britischen Paß.
    »Sie sind Engländer?« fragte er.
      Es hatte wohl wenig Sinn, diese Tatsache zu leugnen. »Stimmt. Wo ist das nächste Konsulat?«
    Als Antwort darauf erhielt ich einen Faustschlag ins Gesicht.
      Ich
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