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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige
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Ich nagte zwar nicht am Hungertuch, aber ich war immer knapp bei Kasse.
    »Wie läuft das ab, muss ich Eintritt bezahlen, oder ...?«
    »Wir haben die größte Suite«, sagte sie, und ich sah ihr Lächeln vor mir. »Komm zu uns hoch.«
    Ich besaß noch das schicke Outfit, das ich mir zur feierlichen Entlassung an der Uni zugelegt hatte. Es hing seit drei Jahren im Schrank. Sonst besaß ich nichts, was ich hätte anziehen können. Als ich mich im Spiegel betrachtete, fand ich, dass ich ganz passabel darin aussah. In diesen drei Jahren hatte ich kein Gramm zugenommen,eher das Gegenteil. Wie gesagt, ich lebte so ziemlich von der Hand in den Mund.
    Ich hatte keine Ahnung, dass es im Hotel Saga eine besondere Luxus-Suite gab, aber sie existierte tatsächlich in all ihrer Pracht. Bettý erklärte mir, sie sei erst kürzlich von Grund auf renoviert worden, wahrscheinlich weil ich dastand und wie ein Kind mit offenem Mund staunte. Die Dame an der Rezeption lächelte ein süffisantes Lächeln, als ich erklärte, zur Suite von Bettý zu wollen. Sie war nicht älter als dreißig, blond und etwas drall. Sie hatte einen stattlichen Busen und attraktive Hüften. Sie verwies mich an den Lift und wünschte mir viel Vergnügen.
    Viel Vergnügen.
    Ich ging damals davon aus, dass sie die Gala meinte. Jetzt weiß ich natürlich, was sie meinte. So hat sie nämlich gelächelt. Als ob sie irgendwann einmal selber oben in der Suite gewesen wäre.
    Bettý nahm mich an der Tür in Empfang. Die Suite bestand aus drei Räumen. Das Wohnzimmer war riesig, und überall lag dicker, weißer Teppichboden, sogar in den beiden Badezimmern. Bilder von zeitgenössischen isländischen Malern hingen an den Wänden. Nackte Kinder mit Engelsflügeln und seltsam erwachsenen Gesichtern. Der Esszimmertisch war aus argentinischer Eiche, zumindest meine ich, Bettý hätte das erwähnt. Es machte ihr Spaß, über solche Dinge zu reden. Sie reichte mir ein Glas Champagner auf einem silbernen Tablett. In der Suite war es dämmrig, die Vorhängevor den Fenstern waren zugezogen, und das Licht war gedämpft. Sie hatte versucht, dem Hotelappartement eine etwas gemütlichere Note zu geben. Ich trank einen Schluck Champagner, und mir kam es so vor, als klingelte das Goldkettchen um ihren Knöchel.
    »Er ist noch auf einer Besprechung«, sagte sie, »aber er wird gleich da sein. Ich bin so froh, dass du kommen konntest.«
    Sie lächelte und ihr Lächeln ... Mir wurde klar, weshalb ich gekommen war. Der einzige Grund war sie. Bettý. Im tiefsten Inneren hatte ich mich danach gesehnt, sie wieder zu treffen. Sie wieder lächeln zu sehen. Mein Gott, wie schön sie war.
    Mein Gott, wie ich sie begehrte.
    »Ich hatte bloß nichts Anständiges zum Anziehen«, sagte ich und betrachtete ihr Kleid aus unendlich zarter und dünner Seide, das die perfekt gerundeten Linien ihres Körpers umschmeichelte. Genau wie bei unserer Begegnung zuvor trug sie keinen Büstenhalter.
    Ich nippte am Champagner und versuchte, meine Augen auf etwas anderes zu richten. Auf die Gemälde.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, erklärte sie. »Diese Reeder vom Land latschen doch sowieso meist in Strickwesten und Gummistiefeln herum, und außerdem sind die da unten wahrscheinlich auch schon sturzbesoffen.«
    »Diese Suite ist wirklich enorm«, sagte ich. »Dafür gehen wohl die Gewinne aus den Fischereiquoten drauf?« Eigentlich wollte ich nicht so spitz klingen, aber aufder anderen Seite hatte ich ja nichts zu verlieren. Vielleicht sprach auch ganz einfach der Neid aus mir. Ich weiß es nicht. Dieser Reichtum erschreckte mich. Für einen kurzen Trip nach Reykjavik, für ein Wochenendvergnügen gaben sie mehr Geld aus, als ein normaler Arbeiter in einem halben Jahr verdient.
    »Du hast meinen Mann noch nicht getroffen«, sagte sie und lachte. Ich bemerkte, dass sie sich ganz vorsichtig die Hand an die eine Schläfe hielt, während sie lachte, so als hätte sie dort Schmerzen. Ich schaute sie lächelnd an und sah, dass sie ein blaues Auge hatte, obwohl sorgfältig aufgetragene Kosmetika der teuersten Sorte es verdecken sollten. Das hatte sie am Nachmittag noch nicht gehabt. Irgendetwas war in der Zwischenzeit vorgefallen. Etwas zwischen ihrem Mann und ihr, nahm ich an. Ich kannte diese Leute überhaupt nicht, und ich war mir nicht sicher, ob ich Lust hatte, sie kennen zu lernen. Deswegen fragte ich ganz direkt:
    »Hast du da ein Veilchen?«
    »Sieht man das etwa?«, fragte sie sofort besorgt.
    »Warum hast
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