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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige
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erklärten sie, er sei ziemlich neu, genau wie das Aufnahmegerät. Wegen eines Gerichtsurteils zu Ungunsten der Polizei. Seitdem würden sämtliche Verhöre auf Band aufgezeichnet.
    »Wer befindet sich da hinter dem Spiegel?«, fragte ich.
    »Niemand«, war die Antwort.
    »Wozu ist dann dieser Riesenspiegel da?«
    »Wir stellen hier die Fragen.«
    »Aber findet ihr das nicht komisch? So ein Riesenspiegel hier in diesem kleinen Zimmer?« »Das geht uns nichts an.«
    Einmal versuchten sie den Trick, der in allen Krimis vorkommt. Sie steckten fest bei ihren Ermittlungen, und als ich wieder einmal zum Verhör geführt wurde,befand sich offenbar niemand hinter dem Spiegel, denn sie gaben sich locker und redeten ganz normal. Dann fing der eine auf einmal an, sich aufzuregen und mich zu provozieren, während der andere so tat, als versuche er, ihn zu beruhigen.
    Als sie sahen, dass ich nur müde lächelte, war ihnen sämtlicher Wind aus den Segeln genommen, und sie brachen das Verhör ab.
    Es war das einzige Mal, dass ich da drinnen gelacht habe.

3
    A bends rief mich Bettý an.
    Ich war gerade nach Hause gekommen, nachdem ich im Büro über Besitzübertragungsvereinbarungen für ein Hochhaus in Breiðholt gebrütet hatte. Ein Kommilitone von der Universität, der Vorsitzender des Eigentümervereins war, ließ mir manchmal solche Aufträge zukommen, weil er wusste, dass ich nicht sonderlich viel zu tun hatte. Ich habe oft in Erwägung gezogen, mich auf eine anständige Stelle zu bewerben, beispielsweise um einen Sachverständigenposten beim Außenministerium. Oder um eine Stelle bei einer größeren Kanzlei, wo man mit anderen zusammenarbeitete. Mir fehlte bloß die Kraft, das in die Wege zu leiten, und im Grunde genommen genieße ich es auch, mein eigener Herr zu sein. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, in der Nähe von anderen oder zusammen mit anderen zu arbeiten. So war ich schon immer.
    Seltsamerweise war Bettý mir nicht aus dem Sinn gegangen, seitdem wir uns ein paar Stunden zuvor im Hotel Saga verabschiedet hatten. Sie hatte irgendetwas, doch damals war mir noch nicht so richtig klar, was eswar. Inzwischen glaube ich es aber zu wissen. Sie wirkte so sicher und so gewandt im Auftreten, doch das begriff ich damals nicht. Für sie war es ein Spiel, das sie nicht zum ersten Mal spielte. Sie war sich ihrer Schönheit bewusst und hatte sie wahrscheinlich schon immer ausgespielt, um zu bekommen, was sie wollte. Von den Frauen, die ich kenne, sind sich nur wenige in diesem Maße bewusst, welche Macht ihnen Schönheit und Attraktivität verleihen. Bettý hatte ihr ganzes Leben lang andere Menschen um den Finger gewickelt und beherrschte diese Kunst in so vollendeter Form, dass man gar nicht merkte, wie sie es bewerkstelligte, sondern unversehens in den Netzen landete, die sie ausgelegt hatte.
    »Er hat mit mir geschimpft«, sagte sie am Telefon, und die Stimme klang heiser, als habe sie eine griechische Zigarette geraucht.
    »Wer? Dein Mann?«
    »Weil ich dein Gehalt nicht erwähnt habe«, sagte sie. »Wir haben gar nicht darüber gesprochen, was für eine Bezahlung du bekommen würdest.«
    »Wir haben aber auch gar nicht darüber gesprochen, ob ich überhaupt für euch arbeiten möchte.«
    »Er wollte, dass ich dir sage, wie viel du bekommst. Kannst du heute Abend kommen? Er möchte dich sehr gerne treffen, um dich für die Firma zu gewinnen.«
    Wenn ich daran zurückdenke, war dies vielleicht genau jener Zeitpunkt. Eine Weigerung meinerseits hätte vielleicht zur Folge gehabt, dass sie mich in Ruhe gelassen und sich ein anderes Opfer gesucht hätte. Vielleichthätte sie am nächsten Tag noch einen weiteren Versuch gemacht. Vielleicht aber auch nicht. In diesem Augenblick beging ich den ersten Fehler.
    Wahrscheinlich langweilte ich mich. In meinem Leben passierte nichts Spannendes, und selbst wenn ich mich nicht direkt nach Aufregung sehnte, ein wenig Abwechslung schien willkommen. Vielleicht könnte dieser Job ein Sprungbrett für mich sein. Andere Reedereien würden sich um meine Mitarbeit bemühen, und ich könnte mich damit befassen, worauf ich mich am besten verstand, weil es mein Spezialgebiet war. Keine weiteren Vertragsentwürfe für Wohnblocks in Breiðholt.
    Und dann das Geld. Vielleicht trieb mich die Neugierde. Vielleicht wollte ich einfach gern herausbekommen, wie viel Geld einem solche Leute bieten würden. Wo in dieser Milliardenwelt die Grenzen waren. Geld fehlte mir in der Tat, und zwar ziemlich viel.
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