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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige
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sehnte ich mich auch nach einer solchen Karriere, nach Besitztümern und Geld. Vielleicht bin ich deswegen hier. Ich habe nie mit Geld umgehen können. Die Studiendarlehen, die ich zurückzuzahlen hatte, waren gigantisch. Meine kleine Wohnung gehörte nicht mir, sondern den Kreditinstituten. Mein Auto sprang nicht immer an, wann ich wollte. Das sollte sich alles ändern.
    »Wir sind nicht viel in Reykjavik«, sagte Bettý. Sie öffnete ein flaches Etui und zog eine Zigarette ohne Filter heraus. Später erfuhr ich, dass es griechische Zigaretten waren, die speziell für sie importiert wurden. Die griechischen Hersteller weigerten sich, die Warnungen aufdrucken zu lassen, obwohl die Schadstoffmenge bestimmt die amerikanischen Sorten um ein Vielfaches übertraf. Sie zündete sie mit einem goldenen Feuerzeug an. Sie nahm sie zwischen die Lippen, und ihr roter Lippenstift zeichnete sich auf dem weißen Zigarettenpapier ab.
    »Und wo wohnt ihr sonst?«, fragte ich.
    »In Akureyri. Mein Mann besitzt eine Reederei. Er stammt aus Ostisland, ich bin aus Reykjavik. Wir leben seit sieben Jahren zusammen.«
    »Und er braucht also Rechtsbeistand?«
    »Ja. Er ist im Augenblick auf einer Sitzung beim Reederverband, aber ich erwarte ihn bald zurück.«
    »Und währenddessen nimmst du an einer Konferenz über Fischfangmanagement und die EU teil.«
    Sie lachte.
    »Er wusste, dass du auf dieser Konferenz sein würdest, und hat mich gebeten, mit dir zu sprechen. Manchmal kann ich mich für das Unternehmen nützlich machen. Vor allem, wenn es darum geht, andere Reeder und die Aktionäre von all diesen kleinen Aktiengesellschaften zu unterhalten, oder Ausländer, zu denen er geschäftliche Verbindungen hat. Meistens Deutsche.«
    »Und er hat dich darum gebeten, Verbindung mit mir aufzunehmen?«
    »Könntest du dich heute noch mit ihm treffen? Morgen fliegen wir wieder nach Akureyri, aber heute Abend ist eine große Gala beim Reederverband. Hier im Hotel. Falls du Interesse hast, könnte ich ... Aber womöglich hast du keine Zeit. Oder du möchtest vielleicht gar nicht?«
    »Wozu braucht er juristischen Beistand?«
    »Wegen der Ausländer. Er muss wissen, wo er steht, wegen der Europäischen Union. Du weißt doch alles über dieses bürokratische Ungetüm. Und dann versteht er die Verträge nicht. Die sind in dieser Juristensprache, die außer Eingeweihten niemand kapiert. Du weißt, wie so etwas läuft. Er versteht nämlich kaum Englisch.«
    Sie drückte die Zigarette aus.
    »Er bezahlt gut«, sagte sie. Die Zigarette musste wirklich stark sein, denn ihre Stimme, die an und für sich schon heiser, tief und sexy war, hörte sich noch rauer an. »Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, fuhr sie fort. »Entschuldigung«, sagte sie dann, »du rauchst vielleicht auch? Ich hätte dir eine anbieten sollen.«
    »Nein, danke, ich rauche nicht.« »Noch etwas Kaffee?«
    »Nein danke, unmöglich«, sagte ich. »Ich muss weiter.«
    »Seh ich dich dann heute Abend?«
    Wieder dieses höfliche Drängeln. Am liebsten hätte ich ihr geraten, sich das Ganze aus dem Kopf zu schlagen, um dann aufzustehen und zu gehen, denn da war etwas an ihr, was mich störte. Es war, als passte ich nicht zu ihr. Genauso wenig passte ich zu ihrem Mann und seinem riesigen Fischereiunternehmen im Norden und ihrem Reichtum und dem Haus im Þingholt-Viertel, das sie ganz nach Belieben dem Erdboden gleichmachen konnten oder nicht. Als passte ich nicht in diese Welt, wo Kellner mit kleinen Kuchentellern vor einem katzbuckelten.
    »Ich weiß, dass mein Mann großes Interesse daran hat, dich zu treffen«, sagte sie.
    Erneutes Drängeln.
    »Also ...«, stammelte ich, nach den richtigen Worten suchend. »Es hört sich zwar alles ganz verlockend an, aber ich weiß nicht, was da wirklich dahinter steckt. Ich habe keine Ahnung, wer du bist, ich treffe dich heute zum ersten Mal. Ich weiß, wer dein Mann ist, und kenne auch sein Unternehmen ein wenig, genau wie wahrscheinlich alle anderen Isländer. Falls er Interesse daran hat, mich zu beschäftigen oder mir einen Auftrag zu geben, kann er sich im Büro mit mir in Verbindung setzen, genau wie alle anderen. Vielen Dank für den Kaffee.«
    Ich stand auf, und sie erhob sich ebenfalls, indem sie mir die Hand reichte.
    »Willst du wirklich heute Abend nicht zur Gala kommen?«, fragte sie. Sie blickte mich mit diesen braunen Augen an, als hätte sie meinen Versuch, ihr zu zeigen, dass ich absolut nicht auf die beiden und ihr Geld
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