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Toedliche Intrige

Toedliche Intrige

Titel: Toedliche Intrige
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du ein blaues Auge? Das war heute Nachmittag noch nicht da.«
    »Reine Ungeschicklichkeit von mir«, erklärte sie. »Ich war auf der Toilette, die Tür stand offen, und dann klingelte das Telefon. Ich bin gegen die Tür gestoßen, als ich ins Zimmer wollte, um zu antworten. Ich habe sie einfach nicht gesehen. So was ist mir noch nie passiert. Sieht man es deutlich?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Du hast es aber gesehen.«
    »Die anderen sehen es bestimmt nicht«, sagte ich. Sie zögerte. »Bist du sicher?«
    »Das sind doch sturzbesoffene Kerle in Gummistiefeln«, entgegnete ich.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zur Suite, und ihr Mann kam herein. Ich wusste genau, wer er war, denn er gehörte zu den Größten. Wenn sich in Sachen Fischereiwirtschaft etwas tat, stürzten sich die Medien immer auf ihn. Er war groß und stattlich und stets sonnengebräunt. Die Gesichtszüge waren scharf geschnitten, aber das Haar begann sich schon etwas zu lichten. Ich ging davon aus, dass er mich begrüßen würde, wenn er mich sah. Bettý hatte so geklungen, als sei ihm sehr daran gelegen, dass ich für ihn arbeitete, aber er nahm mich überhaupt nicht wahr.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er und küsste Bettý auf den blauen Fleck.
    Sie schaute mich mit einem geheimnisvollen Lächeln in den Augen an.
    »Willst du nicht unseren juristischen Gast begrüßen?«, sagte sie und hatte auf die griechische Stimme umgeschaltet.
    »Bist du das?«, fragte er kurz angebunden, indem er sich mir zuwandte.
    Wir gaben einander die Hand. Ich versuchte, ihm in die Augen zu schauen, aber die waren auf die Bar gerichtet.
    »Möchtest du etwas?«, fragte er Bettý, ging zur Bar und behandelte mich weiterhin wie Luft. Gemessen an der Tatsache, dass er angeblich so viel Wert darauf legte, mich einzustellen, fand ich dieses Benehmen einigermaßen merkwürdig.
    »Gin«, sagte sie. »Und du?«, fragte sie mich.
    »Ich glaube, ich gehe jetzt lieber«, sagte ich. »Ich habe keine Zeit für so etwas.«
    »Ach, tatsächlich so busy?«, sagte der Reeder und goss Gin in ein Glas.
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich zu Bettý.
    »Wie viel verdienst du im Jahr?«, fragte er.
    Ich drehte mich um und war im Begriff, die Suite zu verlassen, als er plötzlich laut loslachte. Ich hielt inne, starrte ihn an und hatte keine Ahnung, was er so komisch fand.
    »Diese Juristen«, sagte er.
    »Was ist mit ihnen?«, sagte ich.
    »Sie halten sich immer für was Besseres«, sagte er.
    Ich schaute Bettý an und sah, dass es ihr peinlich war.
    »Bist du immer so direkt?«, fragte ich.
    Er kam einen Schritt auf mich zu.
    »Ich wusste nicht, dass Juristen auch empfindlich sein können«, sagte er.
    »Tozzi«, sagte Bettý, »musst du dich immer so aufspielen?«
    Mir war natürlich klar, dass dieser Mann nur wegen seines Geldes etwas war. Ich hätte ihm sagen können, was ich von Geldsäcken wie ihm hielt, die es überflüssigfanden, eine Ausbildung zu machen, und Studieren für eine idiotische Zeitverschwendung hielten. Und Minderwertigkeitskomplexe haben, weil die Leute, die für sie arbeiten, so viel besser Bescheid wissen als sie. Ich bezweifelte stark, dass er imstande war, Texte in einer anderen Sprache zu lesen. Trotzdem legte er wie alle, die sich keine Sorgen über ihr Auskommen machen müssen, ein selbstsicheres Auftreten an den Tag. Weil er reich war, konnte er sich seiner Meinung nach benehmen, wie es ihm passte. Seine Selbstsicherheit stank nach Geld.
    Sie nannte ihn Tozzi.
    Ich weiß nicht, wieso ich auf einmal diesen Einfall bekam. Vielleicht, weil sie ihn so anschaute. Irgendetwas war da zwischen ihnen, was ich nicht verstand und auch jetzt noch kaum verstehe. Aus irgendeinem Grunde brach die Frage aus mir hervor.
    »Darf ich kurz die Toilette benutzen?«, sagte ich und schaute Bettý an.
    »Selbstverständlich«, sagte sie, und ich merkte, dass sie erleichtert war, weil sich die angespannte Stimmung etwas gelockert hatte. Ich blickte in Tozzis Richtung und brachte ein grimassenhaftes Lächeln zustande.
    Bevor ich die Tür zumachte, sah ich im Spiegel des Badezimmers, dass sie sich heftig stritten. Wegen mir. Sie hatte zu verstehen gegeben, dass er ganz versessen auf meinen juristischen Beistand war, aber sein Empfang war alles andere als freundlich gewesen, und ich wusste nicht, was eigentlich gespielt wurde. Ich blicktemich um. Mein Verdacht bestätigte sich. Im Badezimmer gab es ein Telefon. Es war ja schließlich die Deluxe-Suite, und selbstverständlich gab es
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