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Toedliche Hoffnung

Toedliche Hoffnung

Titel: Toedliche Hoffnung
Autoren: Tove Alsterdal
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den Klatschspalten auf, als George Clooney sagte, dass er an einer Verfilmung des Stoffs arbeite; Patricks Einsatz für die Gerechtigkeit hatte ihn berührt, und er wolle die wahre Geschichte erzählen. Dann wurde es erneut still um ihn.
    Alain Thery war nach und nach aus dem Medieninteresse verschwunden. In den ersten Wochen hatte das Attentat in Puerto Banus halb Europa erschüttert und war auf allen Titelseiten. Eine der verbrannten Leichen hatte Handschellen getragen, was eindeutig auf einen Mord hindeutete. Auch eine terroristische Attacke als Zeichen gegen das Jetsetleben als Symbol des verachtenswerten westlichen Lebensstils wurde für denkbar gehalten.
    Alain Thery war schnell identifiziert worden. Ein herausragender Geschäftsmann und ein bekanntes Gesicht im mondänen Nachtleben in Frankreich und an der Costa del Sol. Viele bedauerten sein Ableben. Sogar der französische Präsident nahm Stellungund sagte, das Attentat gemahne Europa daran, energisch gegen Kriminalität und Terrorismus vorzugehen.
    Doch der Schuldige wurde nie gefunden. Der Verdacht, es könnte ein Terrorakt gewesen sein, wurde verworfen, als die Wochen ins Land gingen, ohne dass sich jemand zu dem Attentat bekannte. Zuletzt las ich, man vermute, dass es sich um einen Einzeltäter handele.
    Ich hatte nie ernsthaft befürchtet, dass die Polizei den Mord mit Alena Cornwall in Verbindung bringen würde. Dafür gab es andere: die Männer, die mich in Tarifa überfallen hatten, und die kriminelle Vereinigung, die sich über ganz Europa und sogar noch weiter erstreckte.
    Die Stimme auf dem verwilderten Grundstück, als ich mit dem Gesicht im Gestrüpp lag und darauf wartete zu sterben: »... versuch nicht, dich zu verstecken. Wir finden dich überall.«
    Also ließ ich Ally Cornwall im Meer sterben.
    Als der Grund unter mir immer flacher wurde und ich wieder festen Boden unter den Füßen spürte, Sand und spitze Steine, war das wie eine Wiedergeburt. Unterkühlt und erschöpft kroch ich die letzten Meter und fand mich auf einem einsamen Strand vor einem Tennisklub einige Meter westlich von Puerto Banus wieder.
    Noch immer waren in der Ferne die Flammen zu sehen, einige Boote mit Scheinwerfern kreisten in gebührendem Abstand um die brennende Yacht.
    Ich verkroch mich unter ein paar Büschen, bis die Morgendämmerung hereinbrach, und als der Tennisklub öffnete, schlich ich mich hinein und wärmte mich unter einem Handtrockner in der Toilette. Ich nestelte die Tüte mit dem Geld aus ihrem Versteck und nahm zwei feuchte Zehn-Euro-Scheine in die Hand. Den Rest stopfte ich unter den Bund des Slips, dann suchte ich den Weg zur Straße. Ich ging barfuß an ihr entlang, bis ich an eine Bushaltestelle gelangte.
    Am Busbahnhof in Marbella öffnete ich das Schließfach und zog Jeans, Pullover und neue Turnschuhe an und steckte TereseWallners Pass ein. Das Armani-Kleid stopfte ich in eine Plastiktüte und warf es in einen Papierkorb. Dann stieg ich in einen Bus nach Madrid und erwachte erst wieder, als wir uns schon tief im spanischen Binnenland befanden.
    Erst da war ich in der Lage, mir zu überlegen, wo ich hinfahren wollte. Auf keinen Fall nach Norden, dort lag Frankreich, und im Süden befand sich die Außengrenze der EU, an der ich gezwungen wäre, meinen Pass vorzuzeigen. Dann fiel mir ein, wie ich begonnen hatte, mich an das Französische zu erinnern, also musste auch Tschechisch noch irgendwo existieren, im Gedächtnis verborgen. Die Sprache zu beherrschen, machte es einem leichter, sich unter den Menschen zu verstecken, und Tschechien war sowohl in der EU als auch Teil des Schengener Abkommens, also ohne Grenzkontrollen.
    »Die sehen sich den Pass nicht einmal an«, hatte der Mann namens Alex gesagt. Ich hatte in der Blue Heaven Bar nach ihm gefragt, und eine Stunde später war er gekommen. Selbstbewusst und auf lässige Weise gutaussehend. Klar habe er einen Pass zu verkaufen. Das Alter stimme natürlich nicht und wir sähen uns nicht besonders ähnlich, aber das spielte keine Rolle, sagte er. »Blond, schwedisch und EU-Bürgerin, das reicht doch. Mit gefärbten Haaren kommst du in alle Länder, in die du willst.«
    Jedes Mal, wenn ich eine Landesgrenze überquerte, hatte ich Herzklopfen, aber nirgends fragten sie nach dem Pass.
    Ich hatte nicht das Gefühl von Heimkehr, als ich am Busbahnhof in Prag ausstieg. Ich brauchte Arbeit und eine Wohnung. Alles andere war belanglos.
    Ich schlief sieben Tage lang in der Jugendherberge neben der
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