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Tödliche Grenze im All

Tödliche Grenze im All

Titel: Tödliche Grenze im All
Autoren: Bryan Berry
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jetzt anfangen?“ fragte Yyrmac.
    Waring nickte. Er sah zwei Marsleute, die die Kiste in das Laboratorium schoben. Es krachte und splitterte, als sie den Holzdeckel aufstemmten. Von der Decke kam schlangengleich ein Saugarm herab, zögerte über dem Schrottstück und packte es dann.
    „Setzen Sie sich bitte in den Stuhl!“
    Wie beim Zahnarzt, dachte Waring. Schlimmer wird es hoffentlich auch nicht werden.
    „Wie Sie sehen, werden die Anne mit dem Gegenstand verbunden“, sagte Yyrmac. Waring beobachtete, wie der Saugarm das Metallstück zum Zeithirn hinüberschaffte, wo die beiden Marsleute die Metallarme mit den vielen Gelenken daran befestigten. Dann wurden Stecker in Öffnungen gesteckt und Drähte geprüft.
    Schließlich setzte man Waring einen Helm auf den Kopf, der mit kreisförmigen Elektroden ausgestattet war. Mit dem Zeithirn war der Helm durch einen Schlauch verbunden. Die Spinnenfinger der Marsleute schwirrten ihm vor dem Gesicht herum, als noch dies und jenes geändert, zurechtgeschoben und geprüft wurde.
    Warum hatten eigentlich die Marsleute nie selber versucht, in den Weltraum außerhalb des Sonnensystems vorzustoßen? dachte Waring, als er in seinem schwarzen Metallstuhl saß, den seltsamen Helm auf dem Kopf. Warum hatten sie, im Besitz solch immensen Wissens und Könnens, sich nie selber an diese verlockende Aufgabe gewagt?
    Yyrmac räusperte sich. „Das Zeithirn ist so eingestellt, daß Sie in das Raumschiff versetzt werden, kurz nachdem es Ihren Planeten verlassen hat. So ist es Ihnen doch wohl recht, nicht wahr?“
    „Gewiß!“
    „Ich hoffe, es ist Ihnen folgendes klar: Sie erleben zwar das Schicksal der Besatzung mit, aber Sie gehören nicht zu ihr. Es wird Ihnen nur so vorkommen.
    Sie sind eine Art allwissender Beobachter des Schiffs und können die Gedanken aller Besatzungsmitglieder nachdenken. Die Erlebnisse werden Ihnen so vorkommen, als nähmen sie Tage, Wochen oder gar Jahre in Anspruch, in Wirklichkeit aber sind sie viel schneller vorüber. Sie sind zeitlich zusammengedrängt, aber Sie werden das nicht bemerken.“
    Waring versuchte zu nicken, aber daran hinderte ihn der Helm. Er schluckte und bewegte seine trockene Zunge im Mund. „Und nun?“ fragte er.
    Yyrmac lächelte ihn an. „Fertig?“ fragte er.
    „Fertig!“
    Dünne Finger zogen zwei Klappen vom Helm herunter auf seine Augen. Er hörte ein Knacken und Knistern, und die Generatoren jaulten auf. Vor seinen Augen lag Finsternis. Verzweifelt versuchte er, Herr seiner Gedanken zu werden, sie abzudrängen von der panikartigen Furcht, in der sie zu versinken schienen. Bilder Jos und seiner Kinder tanzten wie Insekten vor seinem Gesicht. Dann dröhnte plötzlich Wades Stimme in seinen Ohren, so, wie er damals im Büro des Newscreen gesprochen hatte: „Was kann daran Schuld sein, daß dieses Schiff nicht aus dem Weltraum zurückkehrte?“
    Und dann fing es an, in der Dunkelheit zu glühen, und das Schwarz wurde rot, wurde zu Feuer, und das Heulen der Generatoren schnitt wie mit Messern durchs Gehirn, gräßlich, unerträglich, und alle Bilder, Gefühle und Gedanken aus der Gegenwart zerstoben, während Waring hintenüber stürzte, in eine Finsternis, in die Vergangenheit.
     
    *                     *
    *
     
    „Was wird deiner Ansicht nach geschehen, wenn er alles weiß?“ fragte Yyrmacs Begleiter.
    Yyrmac zuckte die Achseln. „Ich habe keine Ahnung.“
    „Aber du mußt doch einmal darüber nachgedacht haben?“
    „Vielleicht habe ich es getan.“
    „Und – was ist dir eingefallen?“
    „Ich weiß wirklich nicht, was geschehen wird. Das wird wahrscheinlich auch nicht unsere Sorge sein müssen, sondern Wades Sorge.“
    „Glaubst du, die Regierung würde erlaubt haben, daß Erdmenschen das Zeithirn benutzen, wenn sie gewußt hätten, was die Erdmenschen damit herausbekommen wollen? Glaubst du auch nur einen Augenblick lang, sie hätten zugestimmt?“
    Yyrmac gab einen Augenblick lang keine Antwort.
    „Ich glaube es auch nicht“, gab er zu. „Aber das kann uns ja auch gleichgültig sein, denn ich bin überzeugt, daß Wade niemandem etwas erzählen wird, wenn er erfährt, was Waring herausgefunden hat.“
    Der andere hob die Schultern. „Und warum nicht?“
    „Erdmenschen sind keine Marsleute, das ist der Grund. Die Erdmenschen sind junge Geschöpfe, hysterisch und nervös. Wenn das, was Waring entdeckt, ihnen durch den Newscreen bekanntgemacht wird, werden sie es wahrscheinlich gar nicht
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