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Tödliche Grenze im All

Tödliche Grenze im All

Titel: Tödliche Grenze im All
Autoren: Bryan Berry
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erklärt. Ist es in dieser Kiste?“
    „Ja“, erwiderte Waring nur.
    Yyrmac machte ein paar auffordernde Bewegungen zu dem anderen Marsbewohner hin, der sich noch in dem Fahrzeug befand. Von dessen Spitze aus drang eine blaue Schlange vor, die sich entrollte und auf die Kiste zu wand. Ein halbes hundert Saugscheiben ergriffen von der Kistenoberfläche Besitz, und dann begannen die Stahl- und Plastikmuskeln in der Schlange, von den Strömen in Tausenden von Stahlnerven angeregt, zu arbeiten. Die schwere Kiste wurde spielend emporgehoben und verschwand dann in der Luke des Fahrzeugs.
    Yyrmac machte eine einladende Bewegung. Waring stieg ein. „Wird das Zeithirn in einer der Städte aufbewahrt?“ fragte er, während er die Hügel unter sich zurücksinken sah.
    Yyrmac schüttelte seinen blauen Kopf. „Als mich Wade um meine Hilfe bat, verabredete ich mit dem Forschungsrat, daß das Zeithirn in das Zentrallaboratorium zur Überholung gebracht wird.“
    „Offiziell?“
    „Natürlich. Ich kenne zwei der wichtigsten Mitglieder des Forschungsrats. Die Vorteile des freien Handels zwischen Mars und Erde leuchten ihnen ein. Ich sagte ihnen, daß ich das Zeithirn brauchte, um einem Freund auf der Erde gefällig zu sein, der mir seinerseits helfen würde, den Freihandel durchzusetzen. Wade hat ja großen Einfluß in politischen Kreisen, wie Sie wissen werden. Ich glaube, daß wir mit seiner Hilfe Ihre Regierung herumkriegen.“
    Waring nickte rasch. „Ja, das schon – aber warum dann das Zeithirn an einen anderen Platz befördern? Ich meine: benutzen wir es denn offiziell? Und wenn es der Fall ist, warum dann die Geheimniskrämerei?“
    Yyrmac rollte ergeben seine silbrig schimmernden, feuchten Augen. „Der Forschungsrat ist nicht dasselbe wie die Marsregierung! Ich bin Politiker, oder wie Sie sagen würden: Beamter der Regierung, und mir ist vollkommen klar, daß der Forschungsrat manche Dinge tut, von denen die Regierung an sich und offiziell keine Ahnung hat. Es ist eben manchmal besser, nicht zu genau hinzusehen.“
    Waring warf Yyrmac einen verstehenden Blick zu. „Sie meinen, Sie wollen uns helfen und erwarten von uns als Gegenleistung, daß wir Ihnen bei Ihren Plänen helfen?“
    „Das stimmt zum Teil. Ich bin aber auch Idealist und meine, daß man niemandem Wissen vorenthalten darf. Sie wollen feststellen, was aus Ihrem Weltraumschiff geworden ist. Das Zeithirn wird es Ihnen verraten. Die Marsregierung würde Ihnen vielleicht verwehren, sich dieses Wissen zu verschaffen – der Forschungsrat dagegen will Ihnen dabei helfen.“
    „Also Verhältnisse fast wie auf der Erde“, sagte Waring erheitert.
    Yyrmac sah zum Fenster hinaus, so daß Waring sein Gesicht nicht beobachten konnte. „Manchmal“, sagte Yyrmac sehr gedankenvoll, „manchmal glaube ich, daß Forscher bisweilen zu großzügig mit dem Wissen verfahren, das sie anderen vermitteln. Es gibt Dinge, deren Kenntnis nicht gut für die Leute ist …“
    „Was sind das für Dinge?“
    „Ein herrlicher Abend, nicht wahr?“ sagte Yyrmac, als habe er Warings Frage nicht gehört.
    Durch die Bullaugen im Boden konnten sie die Silberbänder der Kanäle sehen, und neben diesen, wie Krabben, die sich unter Wasser an einen Deich klammern, hockten die Städte. Plötzlich änderte das Fahrzeug seinen Kurs und wandte sich wieder dem Hochland zu. Das Glitzern der Lichter und die schimmernden Striche der Kanäle blieben zurück und versanken in der Dunkelheit.
    Sie näherten sich schließlich einem runden, steinigen Becken und sanken hinab. Waring konnte keine Gebäude entdecken, aber er hatte irgendwie das Gefühl, daß sich die Fahrt ihrem Ende näherte.
    Sie waren tatsächlich am Ziel. Sie landeten auf einem großen Betonquadrat. Waring stieg aus, und die beiden Marsbewohner folgten ihm.
    „Sie sagten, wir führen zum Zentrallaboratorium – ist es hier?“ fragte Waring. Yyrmac nickte energisch mit seinem langen, blauen Schädel.
    „Hier ist es. Das Laboratorium selbst befindet sich zu Ihrer Rechten.“
    „Und warum, bitte, kann ich es nicht sehen?“
    Yyrmac lachte. „Haben Sie denn noch nie etwas von unserem Gehirnfilmband gehört? Das ist eine sehr hübsche Sache. Wir wenden sie bei allen Gebäuden dieser Art zur Tarnung an. Das begann, als vor zehn Jahren die Gefahr eines Krieges mit der Erde drohte. Die Forscher, die hier arbeiten, haben sich so daran gewöhnt, daß sie sich nicht mehr davon trennen wollen, obwohl es jetzt gar nicht nötig wäre. Sie
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