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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft
Autoren: Berndt Guben
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leichtsinnig. Da mußte erst, wie Ihr so schön sagtet, ein hergelaufener Landstreicher kommen, um mir zu sagen, daß ich unter meinen Abteilungskommandeuren einen — einen — Verbrecher habe.« Eberstein fuhr einen Schritt zurück. Seine Hand flog zum Degenknauf. In seinen Augen stand Wildheit. »Zieht blank, Graf Köcknitz«, rief er.
    Köcknitz stand wie eine Statue. Seine Züge waren verschlossener denn je.
    »Ich schlage mich nur mit Ehrenmännern, Graf Eberstein. Im übrigen mache ich Euch darauf aufmerksam, daß Ihr Euch noch im Dienst befindet.«
    Das ist das Ende, dachte Eberstein. Ich habe verspielt. Dieser Baum mußte auf Köcknitz einen guten Eindruck gemacht haben.
    »Setzt Euch«, fuhr ihn der Oberst an. »Ich möchte in meinem Regiment keinen Skandal. Kalt und nüchtern will ich jetzt mit Euch besprechen, was zu tun ist.«
    In Eberstein kehrte der Schimmer einer leisen Hoffnung zurück. Er ließ sich auf einen harten Stuhl nieder. Der Oberst setzte sich hinter den Schreibtisch.
    »Ihr habt Euch benommen wie ein Schuft. Und Ihr wißt das ganz genau. Ihr erhaltet jetzt von mir in Form dieses Gesprächs einen dienstlichen Befehl. Erstens habt Ihr Euern Vater dahingehend zu beeinflussen, daß er die von der Familie Hirschfelder unrechtmäßig erworbenen Dukaten sofort zurückzuerstatten hat. Ebenfalls muß Herr Doktor Baum seine zweitausend Dukaten wiederbekommen. Die ideellen Schäden, die Ihr angerichtet habt, könnt Ihr ohnehin nicht mehr gutmachen. Ich entlasse jetzt auf meine eigene Verantwortung hin den Premierleutnant Richard Baum aus der Haft. Ihr könnt die Klage gegen ihn natürlich erzwingen; aber in diesem Fall werde ich Vortrag beim Landgrafen halten. Ihr wißt, daß mich Seine Hoheit schätzt. Bis zu Euerm Abschied, den Ihr unverzüglich einreichen werdet, dispensiere ich Euch vom Dienst. Ihr werdet das Gelände des Regiments nicht mehr betreten und ab sofort Zivil tragen. Das wäre, was ich Euch zu sagen hätte ! Wenn Ihr glaubt, daß das zu hart ist, so lasse ich es auf ein Verfahren gegen Euch ankommen. Dann ist der Skandal unvermeidlich; aber er wird eher auf Euch und Eure Familie zurückfallen als auf das Regiment.«
    Eberstein saß mit aufgerissenen Augen im Stuhl. Alles Blut war ihm aus dem Gesicht gewichen. Seine Hände zitterten. Um seine Lippen zuckte es. Nun war geschehen, was er befürchtet hatte. Der Oberst hatte ihn fest in der Hand. Wohl konnte er sich weigern, dem Befehl seines Regimentskommandeurs zu folgen; aber er wußte, daß dann auch die letzte Möglichkeit zu einem neuen Anfang verspielt wäre. Oberst von Köcknitz war ein nicht zu unterschätzendes Gewicht in dieser Waagschale der letzten Chancen.
    Wortlos erhob sich Eberstein. Der alte Oberst, von jeher eine Seele von Mensch, fühlte plötzlich Mitleid mit dem jungen Offizier.
    »Hört, Eberstein, seid vernünftig und tut, was ich gesagt habe. Es ist das einzige, um Euch vor Schlimmerem zu bewahren. Meine Offiziere sollen Vorbilder ihrer Soldaten sein. Ihr wart kein Vorbild. Ich gebe Euch den Rat, nach Preußen zu gehen und zu versuchen, dort in die Armee einzutreten. Friedrich freut sich, wenn er ausgebildete Offiziere bekommt. Man forscht dort nicht viel nach der Vergangenheit. Allerdings dürftet Ihr Euch solcheDinge nicht mehr zuschulden kommen lassen. Ihr müßtet Euch gewaltig ändern, um in der preußischen Armee bestehen zu können. Aber es wäre ein Ausweg. — Es tut mir leid. — Ihr könnt jetzt gehen.«
    Ebersteins Mund blieb verschlossen. Es hatte keinen Zweck, etwas zu erwidern. Der Oberst war kein Unmensch und ließ ihm den Degen, so daß er seinen letzten Gang in Uniform nicht ohne
    diesen antreten mußte. Da hatte Eberstein noch einmal einen Gedanken. »Ich bitte noch etwas
vorbringen zu dürfen, Herr Oberst.«
»Bitte.«
    »Ihr habt vergessen, daß ich heute nacht von den Schergen dieses Baum überfallen worden bin. Ich werde doch ein Verfahren gegen ihn erzwingen.«
    »Und wie seid Ihr den Klauen dieser — Schergen entkommen? Habt Ihr Euch selber befreit?« »Nein, Baum kam heute morgen zurück und fand mich gefesselt. Da ließ er mich ...«
    Die Augen des Obersten wurden starr. »Hinaus!« rief er. »Ihr habt mich belogen. Noch vor ein paar Minuten habt Ihr behauptet, Ihr wüßtet nichts davon, daß Doktor Baum wieder in Freiheit ist. Hinaus, sage ich! Ich will Euch nicht mehr sehen.«
    Der ausgestreckte Zeigefinger des Obersten von Köcknitz wies in unmißverständlicher Weise auf die
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