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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft
Autoren: Berndt Guben
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der Señor Doktor gesagt hatte. Sie wollen doch noch was von uns. Dieser verdammte Eberstein gibt keine Ruhe. Na, mich sollen sie nicht kriegen. Ich werde ihnen die Suppe gehörig versalzen.
    Er wandte sich zu jener Stelle, wo bis gestern das Gepäck gelegen hatte. Es war nicht da. Da fiel ihm ein, daß Jehu es in Verwahrung genommen hatte. Ohne ein Wort zu sagen, verließ Ojo das Zimmer und ging in Jehus Stube. Dort machte er sich an einem großen Seesack zu schaffen, und bald darauf hielt er Michels Villaverdische Muskete in der Hand. Mit geübten Fingern lud er sie. Dann ging er in sein Zimmer zurück.
    Jehu erbleichte bis in die Haarwurzeln, als er den spanischen Riesen mit dem Gewehr in der
Hand sah. Ojo deutete auf die Tür und radebrechte auf französisch:
»Du rausgehen. Hier unsicher. Hier gefährlich.«
Jehu fragte entsetzt:
»Wollt Ihr vielleicht auf sie schießen?«
    »Oui«, nickte Ojo und strahlte dabei übers ganze Gesicht, als gälte es, einen Krug guten Weins zu leeren.
    »Non, non, das dürft Ihr nicht!« Jehu mühte sich, ihm die Flinte zu entreißen. Aber dieses Bemühen blieb vergeblich; denn der schmächtige Pianist konnte sie auch keinen Zoll breit aus Ojos Händen entfernen.
    »Oui«, sagte Ojo wieder. »Ich schießen. Du raus. Hier gefährlich.«
»Wo ist der Herr Doktor?« fragte Jehu hastig.
»Oui«, antwortete Ojo, »bei seiner Braut.«
    Jehu stürmte aus dem Zimmer und benutzte einen Hinterausgang des Krugs.
    Er mußte Michel warnen. Hier konnte er doch nichts ausrichten.
    Ojo sah, wie Eberstein den Säbel aus der Scheide zog und damit erst nach rechts und dann nach links winkte.Die Reiter schwärmten zu einer Reihe aus und hatten binnen kurzem das ganze Haus umstellt.
    Mit dem Leutnant und zwei Sergeanten an seiner Seite ging Eberstein mit gezogenem Degen auf
den Eingang zu.
Da riß Ojo das Fenster auf und schrie:
»Wer mir zu nahe kommt, der kriegt eine Ladung Blei in den Bauch.« Er hatte spanisch
gesprochen, und Eberstein verstand ihn nicht.
Aber er sah die auf sich gerichtete Flinte und hielt inne.
    Drohend hob er den Säbel gegen Ojo. Der lachte, legte die Muskete an, zielte und drückte ab. Den Knall hatte man im ganzen Haus gehört. Auf der Treppe näherten sich Schritte. Die Tür öffnete sich, und der Krugwirt mit seinem Knecht und seiner Magd erschienen in ihrem Rahmen. Sie erhoben ein großes Geschrei, als sie Ojo am Fenster stehen sahen. Als dieser sich jedoch mit dem Gewehr in der Hand zu ihnen umdrehte, ergriffen sie entsetzt die Flucht.
    Eberstein hatte sich mittlerweile wieder seines Degens bemächtigt, dem jetzt allerdings die Spitze fehlte.
    Er gab ein paar scharfe Kommandos und Ojo sah, wie die Soldaten den Kreis um das Haus enger schlössen. Dann drang eine Abteilung, die die Waffen blank gezogen hatte, durch die Tür in das Haus ein.
    Ojo trat zurück in die Mitte des Zimmers. Unschlüssigkeit stand in seinem Gesicht. Hatte nicht der Señor Doktor gesagt, daß man sich hier in einem zivilisierten Land befände, in dem man nicht einfach zum Gewehr greifen durfte, wenn einem etwas nicht paßte? Was sollte er tun? Sollte er sich gefangengeben?
    Mit kurzem Entschluß trat er zum Fenster, schüttete das Pulver von den Pfannen der sechs Läufe, nahm die Kugeln wieder heraus und packte die Villaverdische Muskete beim Lauf. In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Eberstein trat mit seiner Abteilung herein.
    Die Soldaten gingen auf Ojo zu, der in der Mitte des Zimmers auf die Büchse gestützt stand. »Keinen Schritt weiter«, sagte Ojo auf spanisch.
    »Keine Widerrede«, entgegnete Eberstein scharf. Dann befahl er seinen Soldaten: »Packt diesen Lumpen!«
    Die Soldaten warfen sich auf Ojo. Aber der wich einen Schritt zurück, riß die Flinte über den
Kopf und ließ den Kolben über den Köpfen der Angreifer wirbeln.
»Zurück!« schrie er noch einmal.
Aber sie verstanden ihn nicht und Eberstein hetzte :
»Auf ihn, Leute!«
    Da krachte der Kolben der Büchse auf den Kopf des ersten nieder. Ojo tobte wie ein Rasender. Er schlug blindlings um sich. Blut spritzte aus den Platzwunden. Niemand vermochte gegen diesen riesenstarken Kerl etwas auszurichten. Eberstein sprang schnell aus dem Zimmer und befahl Verstärkung herbei.
    Es dauerte nur verhältnismäßig kurze Zeit, bis sich fast das ganze Détachement in dem Raum befand.
    Aber niemand war den fürchterlichen Hieben Ojos gewachsen. Da zog Eberstein die Pistole, zielte und schoß.
    Ojo sah ihn erstaunt an, ließ langsam
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