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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit
Autoren: Denis Marquet
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Helden in einer pathetischen Rede, dann wollte er wissen, wo sich das Geheimlabor befand. Mit einer knappen Geste bedeutete er dreien seiner Leute, Männer mit auffallend dicken Brillen, sich unverzüglich dorthin zu begeben.
    »Wer sind diese Leute?«, wollte Raúl wissen.
    »Forscher«, antwortete Pérez kurz angebunden.
    »Sie werden Ihnen untersagen müssen, das Gebäude zu betreten.«
    »Und warum?«
    Raúl hielt dem Gouverneur seine geballte rechte Hand unter die Nase. Durch die Finger schimmerte ein Zünder hindurch.
    »Professor Irkalla wird kein Vermächtnis hinterlassen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »In diesem Camp befindet sich ein Waffenlager, das ausreichen würde, um Krieg zu führen. Wir haben das Labor vermint.«
    »Warten Sie! Vielleicht befinden sich dort einige Entdeckungen, die …«
    Die Wissenschaftler waren nur noch knapp fünfzehn Meter vom Gebäude entfernt.
    »Rufen Sie Ihre Leute zurück! Oder wollen Sie, dass sie in die Luft fliegen?«
    Raúls Daumen senkte sich auf den Zünder herab.
    Hastig befahl Pérez den drei Wissenschaftlern, sofort stehen zu bleiben.
    Raúl drückte den Knopf.
    Ein Gefühl unbändiger Freude durchströmte Jeff.
    Mit einem ohrenbetäubenden Knall zerfiel Professor Irkallas Labor wieder zu Staub.
    Jeff hielt sein Gesicht in den Sog der glühend heißen Luft. Frieden erfüllte ihn.
    Auf dem Rückflug in die Vereinigten Staaten erhält Jeff ein letztes Geschenk von Lucie.
    Ann liegt ausgestreckt neben ihm auf einem komfortablen Liegeplatz und schläft. Die Sterne funkeln am Himmel. In seinen Gedanken ziehen Bilder seiner Mutter vorüber. Er denkt an den Tag ihres Todes zurück. Er kehrte von seiner Wanderung heim, erfüllt von dieser vollkommenen Freude, die seine Seele ergriffen hatte.
    Er lehnt am weißen Stamm einer Birke. Sein keuchender Atem vermischt sich mit der Brise, die seine Haut erfrischt. Er spürt nicht mehr die Grenzen seines Körpers und verschmilzt mit dem Baum. Er ist eins mit allem, endlos glücklich in einem Moment der Ewigkeit. Er fühlt sich unendlich geliebt. Und dann …
    Jeff beugt sich über den Leichnam seiner Mutter. Seine erste Leiche. Die Freude ist noch da, doch nach und nach wird sie von einer Woge des Entsetzens überrollt, die seine Seele erfasst. Allmählich. Unerbittlich. Ein stummer Schrei, der in seinem Brustkorb festsitzt. Er flüchtet sich in eine Wesensart, die ihn nur Feindseligkeit und Ablehnung spüren lässt. Für immer von der Welt abgeschnitten.
    Jeff versucht, diese Bilder zu vertreiben, gegen die er stets erfolgreich angekämpft hat. Da geht ihm ein Licht auf.
    Auf einmal weiß er, warum er genau in jenem Moment, als seine Mutter durch die Messerstiche eines Drogensüchtigen ums Leben kam, diesen Augenblick des reinen und wahren Glücks erlebte, den einzigen in seinem ganzen Leben. Die unendlich liebende Gegenwart, die er gespürt hatte, war die seiner Mutter gewesen, die sich ihm ein letztes Mal in dem Moment offenbart hatte, als sie ihn verließ. Wie Lucie ihm im Augenblick ihres Todes erschienen war, war seine Mutter fünfundzwanzig Jahre zuvor gekommen, um ihren kleinen Jungen mit ihrer Liebe zu erfüllen und in seinen von Freude durchdrungenen Körper jene Botschaft zu pflanzen, die er so lange nicht verstanden hatte: Es gibt nichts, wovor man sich fürchten muss. Der Tod heißt nicht, dass das Leben aufhört, er ist nur ein Pulsschlag. Ein Übergang zum großen Anderswo.
    Das Leben kennt kein Ende.
    Sergeant Mulligan, in den Polizeidienst wieder aufgenommen und mit Auszeichnungen überhäuft, kehrte ins 19. Revier zurück. Millar war nicht mehr da: Woodruff hatte seine Versetzung erwirkt. Gleich nach seinem ersten Arbeitstag traf Jeff sich mit den Kollegen in ihrer Stammkneipe und gab zu ihrer großen Überraschung eine Runde aus. Als sie sich zuprosteten, erklärte er, dass er von nun an ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufbauen wolle, auch wenn das sicher seine Zeit brauchen würde.
    Eines Abends ging er zu Leticia, um sich von ihr zu verabschieden. Raúl hatte in Mexiko eine Arbeitsstelle für sie gefunden. Nun kehrte die junge Frau in ihre Heimat zurück. Voller Vorfreude stand sie inmitten von Umzugskartons und Koffern und packte emsig.
    Gedankenverloren half Jeff ihr, ein Regal abzubauen. Leticia musterte ihn eindringlich und fragte:
    »Die Polizei ist alles für dich, nicht wahr?«
    Ohne seine Arbeit zu unterbrechen, nickte er.
    »Du bist wieder in den Polizeidienst aufgenommen worden, hast
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